Basel: „Die Krönung der Poppea“, Claudio Monteverdi

Eigentlich wäre es einfach: Schwache Handlung, wundervolle Musik, welche begeistert und gefällt! Aber ganz so einfach ist es eben doch nicht: Die karge Handlung, nachzulesen im Programmheft des Theater Basel, inszeniert von Christoph Marthaler, überzeugt. Der Entwurf für Bühne und die Kostüme stammt von Anna Viebrock.

© Ingo Hoehn

Das Werk von Claudio Monteverdi wird durch ein hervorragendes Team, Sängerinnen und Sänger, Statisterie und dem herausragenden La Cetra Barockorchester unter der Leitung von Laurence Cummings interpretiert. Als überzeugende Ottavia, verstossene Ehefrau von Nero, erlebe ich eine Anne Sofie von Otter mit makelloser Intonation, klarer Diktion und schauspielerischem Können, welche ihresgleichen suchen. Der Countertenor Jake Arditti interpretiert den angehenden Diktator Nero überzeugend mit sauberer Aussprache und einfühlsamer Intonation. Seine Körpersprache, seine Mimik und Gestik überzeugen nicht in allen Szenen, wirken oft etwas aufgesetzt. Die schwedische Sopranistin Kerstin Avemo interpretiert ihre Rolle der Poppea als eher leichtlebige Person sauber. Intonation und Diktion lassen keinen Wunsch übrig. Ihr Agieren auf der Bühne überzeugt. Poppeas Gegenspielerin wird gespielt und gesungen von der Isländerin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir. Sie überzeugt in ihrer zwiespältigen Rolle als Intrigantin und Verschwörerin. Auch ihre Diktion und Intonation darf als tadellos bezeichnet werden. Das Basler Ensemblemitglied Andrew Murphy, Erzieher Neros, gibt einen überzeugenden Philosophen Seneca. Ottone, Gegenspieler von Nero, wird sauber interpretiert durch den englischen Countertenor Owen Willets. Er hat auf der Bühne oft hilflos, ein bisschen eingeschränkt, zu erscheinen, eine schwierige Rolle, welche der Sänger und Schauspieler gut meistert.

© Ingo Hoehn

In weiteren Rollen zu sehen und zu hören: Karl-Heinz Brandt (Liberto), Stuart Jackson (Arnalta), Graham F. Valentine (Nutrice), Jasin Rammal-Rykala (Littore), Rosemary Hardy (Valetto), Liliana Benini (Edda) und Lulama Taifasi (Lucano). Das La Cetra Barockorchester unter der Leitung des englischen Barockspezialisten Laurence Cummings läuft zu einer Meisterleistung auf, welche schwierig zu übertreffen sein wird. Dynamisch überzeugend, mit herausragender Einfühlung interpretiert La Cetra die Komposition Monteverdis. Das zahlreich erschienene Publikum bedankt sich für die Meisterleistung des gesamten Teams mit lang anhaltendem Beifall, welchen ich in Basel in dieser Form selten erlebt habe.

Peter Heuberger, 5. Februar 2024


Die Krönung der Poppea
Oper von Claudio Monteverdi

Theater Basel

Premiere: 3. März 2024

Inszenierung: Christoph Marthaler
Musikalische Leitung: Laurence Cummings
La Cetra Barockorchester

Trailer