Krefeld: „Don Pasquale“

Im Rahmen der angepassten „Corona-Produktionen“ feierte Geatano Donizettis opera buffa „Don Pasquale“ im Mai diesen Jahres seine Premiere in Mönchengladbach und konnte hierbei sowohl Publikum wie auch Kritiker gleichermaßen überzeugen. Da diese Oper mit nur fünf Darstellern auskommt, die Chorpassagen müssen leider nach wie vor entfallen, eignet sich das Werk gut für eine konzertante Aufführung mit szenischer Untermalung. Die Niederrheinischen Sinfoniker sind hierbei auf der Bühne platziert, so dass sie zwar nicht in voller Größe aber unter den gegebenen Umständen durchaus mit einer vergleichsweise großen Besetzung aufspielen können. Hierbei erklingt eine eigens für das Theater Krefeld-Mönchengladbach erarbeitete Orchesterfassung von Avishay Shalom aus dem Opernstudio Niederrhein. Ansgar Weigner (Szenische Einrichtug) und Anne Weiler (Ausstattung) konzentrieren sich auf einige prägnante Bühnenelement wie beispielsweise einen großen Ohrensessel in dem sich nicht nur ein Tresor, sondern auch ein Geheimfach für den „guten Tropfen“ versteckt. Hinzu kommt ein gelungenes Kostümbild, dass sich optisch geschickt in das Gesamtbild einfügt. Auf zwei Leinwänden runden Zeichnungen des Karikaturisten Peter Schmitz das Bühnengeschehen ab. Während auf der großen Fläche hinter dem Orchester die jeweiligen Räume dargestellt werden, geben die Zeichnungen am rechten Bühnenrand immer wieder mal amüsante Einblicke in die Gedanken der Darsteller.

An sich war also alles für einen großen Premierenabend in Krefeld vorbereitet, doch leider wurde der Abend zu quälend langen 90 Minuten, an dem man am liebsten schon nach einer halben Stunde den Theatersaal verlassen hätte. Gleich zu Beginn der Vorstellung startete ein quälendes nicht genau definierbares Piep-Zisch-Geräusch in der rechten Hälfte des Theatersaals, welches sich mal lauter, mal etwas leiser durch die gesamte Vorstellung zog. Ob es nun durch einen Defekt an der Klimaanlage hervorgerufen wurde oder was auch immer die Ursache gewesen sein mag, es ist zu hoffen, dass die Ursache direkt im Anschluss an die Premiere gefunden wurde, damit die angesetzten Folgevorstellungen diesbezüglich störungsfrei über die Bühne gehen können. Einmal durch ein solches Geräusch gestört, fällt es leider sehr schwer sich auf das eigentliche Stück zu konzentrieren, egal wie sehr man sich auch bemüht. Besonders schade ist dies deshalb, weil die Darsteller allesamt eine ganz beachtliche Leistung ablieferten. Johannes Schwärsky spielt den alternden Don Pasquale ganz wunderbar, Guillem Batllori aus dem Opernstudio Niederrhein gibt den mit allen Wassern gewaschenen Doktor Malatesta, Woongyi Lee lässt den Ernesto mit schönem Tenor erklingen und Sophie Witte verleiht Norina mit ihrem Sopran den notwendigen Glanz. Gereon Grundmann hat als Notar und Faktotum nur wenige Töne zu singen, darüber hinaus darf er als eleganter Diener immer wieder Gegenstände auf die Bühne bringen und wegräumen. Gesungen wird in italienischer Sprache mit deutschen Übertitel, wobei einige deutsche Sprechtexte die Handlung erläutern, so dass dem Zuschauer trotz der Kürzung auf 90 Minuten (ohne Pause) eine komplette handlungsbasierte Fassung der Oper geboten wird.

Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen unter der musikalischen Leitung von Yorgos Ziavras schwungvoll auf. Mit etwas zu viel Schwung fliegt hierbei auch der Taktstock einmal über die Bühne, den die erste Geigerin aber schnell und nahezu unbemerkt wieder einsammelt. Wenn dann bei der insgesamt amüsanten Umsetzung auch noch notwendige Abstandsgebote einbezogen werden und das Liebespaar Norina und Ernesto im Garten darauf hingewiesen werden, doch bitte drei Meter Sicherheitsabstand einhalten zu müssen, zeigt sich das Potential, das in diesem Opernabend liegt. Kurzerhand nehmen beide zwei Herzluftballons an langen Stielen zur Hand, die sich in der Mitte symbolisch treffen. Wäre da nicht dieses nervige Störgeräusch über die kompletten 90 Minuten gewesen, hätte man sicherlich einen wunderschönen Theaterabend erlebt. So bleibt nur die Hoffnung, dass „Don Pasquale“ in Krefeld für andere Zuschauer an einem anderen Abend dann genussreicher verläuft, solange die Theater aktuell noch öffnen dürfe. Das Publikum spendete am Ende unter großem Jubel langen und lautstarken Beifall für die Darsteller, das Orchester und das anwesende Inszenierungsteam. Ein absolut verdienter Applaus!!!

Markus Lamers, 20.11.2021
Fotos (teilweise in anderer Besetzung): © Matthias Stutte