Krefeld: „Frau Luna“

Premiere 28.10.2016

Nette Einladung zur Reise auf den Mond

Als dritte Musiktheater-Premiere im Theater Krefeld stand nach den hervorragenden Inszenierungen von „Cavalleria rusticana / Gianni Schicchi“ und „Katja Kabanowa“ am Freitag, dem 28.10.2016 die Berliner Operette „Frau Luna“ von Paul Lincke als Übernahme aus Mönchengladbach auf dem Spielplan. Zur kleinen geschichtlichen Einordnung sei an dieser Stelle lediglich kurz auf den Bericht zur Premiere in Mönchengladbach aus dem März diesen Jahres verwiesen. Und um es vorweg zu nehmen, zum Glück hat sich das Stück wenig bis gar nicht verändert und es ist auch in Krefeld ein echter Genuss, sprichwörtlich eine (leider nur) rund zweistündige Erlebnisreise, welche wahrlich wie im Fluge vergeht.

Großen Anteil hieran hat Regisseur Ansgar Weigner, der an diesem Theater u. a. mit „Die Liebe zu den drei Orangen“ bereits seine Kreativität und sein Gespür für stimmige Inszenierungen unter Beweis stellen durfte. Auch mit „Frau Luna“ gelingt es ihm wieder, hervorragend den Nerv des Publikums zu treffen und hierbei erneut zu beweisen, dass sich Anspruch und gute Unterhaltung nicht gegenseitig ausschließen, sondern im Gegenteil perfekt ergänzen können. Wie schrieb Peter Bilsing bereits vor einem guten halben Jahr: „Charmanter, unterhaltsamer, flotter und beglückend freudvoll für alle Mitwirkenden und die Zuschauer inszeniert, sah ich selten eine Operette.“ Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.

Schön auch, wenn sich ein Theater immer auf sein Ensemble verlassen kann, welches auch an diesem Abend einmal mehr sein Können unter Beweis stellen durfte. Allen voran Markus Heinrich, bei dem man sich als Zuschauer immer wieder freut, wenn er in einer entsprechend großen Rolle besetzt ist. Herrlich sein Berliner Dialekt, gesanglich wie immer hervorragend und voller Spielfreude, bravo. Gern gesehener Gast nach vielen Jahren am Gemeinschaftstheater auch immer wieder Kerstin Brix, die als Frau Pusebach für den ein oder anderen Lacher sorgt. Aber auch in allen anderen Rollen ist man bei dieser Operette sehr stark aufgestellt. Susanne Seefing als Marie, Hayk Dèinyan als Pannecke und Rafael Bruck als Lämmermeier können als „Berliner-Fraktion“ ebenso überzeugen wie Matthias Wippich als sechsarmiger Theophil, Gabriela Kuhn als Stella oder Michael Simon als Prinz Sternschnuppe auf Seiten der Mondbewohner.

Insbesondere die Rolle des Prinz Sternschnuppe bietet bei dieser Inszenierung einige nette Anspielungen, von gekauften akademischen Titeln, über „wichtige“ Autobiografien bis zur Skandalschlagzeile im Boulevardblatt ist alles vertreten. Abgerundet wird die Riege der Hauptdarsteller natürlich von Frau Luna persönlich, bei der Premiere besetzt von Janet Bartolova.

Gut einstudiert auch wieder der Chor des Hauses unter der Leitung von Maria Benyumova sowie die Niederrheinischen Symphoniker, die an diesem Abend von Alexander Steinnitz dirigiert hervorragend aufspielten. Mehr als nur erwähnenswert noch das Ballettensemble, die sehr gelungenen und detailverliebten Kostüme von Marlis Knoblauch und das nicht minder verzückende Bühnenbild von Jürgen Kirner.

Auch wenn die Spielzeit noch jung ist, mit diesen drei eingangs bereits erwähnten Produktionen die aktuell in Krefeld zu sehen sind, liegt man im Rennen um das „Opernhaus des Jahres“ ganz weit vorne. Das Publikum im nahezu ausverkauften Theater, auch dies ist bei Premieren längst nicht mehr immer und überall der Fall, zeigte sich auf jeden Fall begeistert und feierte Darsteller und Leistungsteam mit großem Beifall. So darf es gerne weitergehen und ein Besuch am Niederrhein sei jedem Leser wärmstens empfohlen. Und wenn dann quasi ganz nebenbei durch die „Bewegung für Jerechtigkeit und Liebe zwischen die Menschen“, kurz BJLM, als unterschwellige dafür aber mit bleibendem Eindruck verbreitete Botschaft noch vermittelte wird, dass „Habgier und Frieden aneinander ausschliessen“, dann zeigt Theater einmal mehr, wie unterhaltsam man solche Botschaften vermitteln kann. Großes Lob an alle (!) Beteiligten dieser Produktion.

Markus Lamers, 09.10.2016
Fotos: © M. Stutte