Mönchengladbach: „Carmen“ konzertant

Nachdem bei meinem Besuch in Krefeld Anfang Juni 2021 leider die Videoeinspielungen auf Grund von technischen Problemen entfallen mussten, stand am Freitag, dem 08.10.2021 nun erneut die Kurzversion der Oper Carmen auf dem Programm, dieses Mal im anderen Haus des Gemeinschaftstheaters Krefeld-Mönchengladbach. Und hierbei lief nun auch auf technischer Seite alles rund, so dass man neben der wunderbaren Musik von Georges Bizet auch optisch gut unterhalten wurde. In den Videoeinspielungen von Kobie van Rensburg (Konzeption, Videoregie und Ausstattung) schlüpfen vier Mitglieder der Ballettkompanie in die Rollen von Carmen, Don José, Micaela und Escamillo und begleiten das musikalische Geschehen teilweise in bewegten Bildern, teilweise aber auch in sehr eindrucksvollen Standbildern. Projektionsflächen für diese Videoeinspielungen sind vor allem überdimensionale Spielkarten, die teilweise vom Schnürboden herabgelassen werden. Das Glück der Karten und die Frage nach dem Schicksal sind zentrale Motive der Oper, so dass diese Gestaltung sehr passend daherkommt. Erneut lässt sich feststellen, dass eine Produktion bei der Kobie von Rensburg für die Videokunst zuständig ist, jedem Opernfreund diesbezüglich blind empfohlen werden kann.

Gespielt wird in Mönchengladbach die reduzierte Orchesterfassung von Gerardo Colella, für die rund 20 Musiker und Musikerinnen auf der Bühne platziert wurden. Unter der musikalischen Leitung von GMD Mihkel Kütson spielen die Niederrheinischen Sinfoniker auf bekannt hohem Niveau, so dass die bekannten Lieder der Oper auch in dieser kleinen Besetzung kraftvoll und voluminös erklangen. Auch wenn der Klang eines großes Orchesters selbstredend unübertroffen ist, so kitzelt Mihkel Kütson auch aus der reduzierten Besetzung alles heraus. Wie gut das Musiktheater-Ensemble besetzt ist, zeigt sich in dieser Produktion daran, dass bei Doppelbesetzungen beide Darsteller die jeweilige Rolle sehr gut beherrschen. Dies gilt insbesondere für die Titelrolle, die an diesem Abend mit Boshana Milkov aus dem Opernstudio Niederrhein besetzt war. Wunderbar wie sicher hier sämtliche Töne getroffen werden und mit welch sanften Klang ihre Stimme oftmals erklingt. Ihr zur Seite steht mit dem Tenor David Esteban ein Don José, bei dem auch in dieser konzertanten Version deutlich wird, wie sehr er Camen verfallen ist. Mit dem Toreador Song hat Johannes Schwärsky als Escamillo einen der größten Opernhits aller Zeiten auf seiner Seite, was ihm auf Grund der wunderbaren Darbietung auch einen besonders starken Applaus des Publikums einbringt. Immer wieder ein Genuss ist auch Sophie Witte, die als Micaela mit ihrem klaren Sopran zu gefallen weiß. Die weiteren Rollen haben in der besuchten Vorstellung Gereon Grundmann (Zuniga), Chelsea Kolic (Frasquita), Susanne Seefing (Mercédès), Woongyi Lee (Remendado) und Guillem Batllori (Dancairo) übernommen. Letzterer ist ebenfalls in dieser Spielzeit noch Mitglied im Opernstudio Niederrhein, zeigt hier aber einmal mehr was in ihm steckt.

Die gut 90 Minuten (ohne Pause) vergingen auch bei diesem Besuch wieder wie im Fluge. Einen guten Eindruck von dieser sehenswerten Produktion liefert im Übrigen auch das YouTube-Video des Theaters Krefeld-Mönchengladbach. Bis Ende Dezember sind noch sechs Vorstellungen im Theater Mönchengladbach geplant.

Markus Lamers, 09.10.2021
Fotos: © Matthias Stutte