Bremerhaven: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2022/23“

Nein, ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die meisten unserer Kritiker haben regionale Schwerpunkte, innerhalb derer sie sich oft sämtliche Produktionen eines Opernhauses ansehen. Daher sind sie in der Lage, eine seriöse, aber natürlich höchst subjektive Saisonbilanz für eine Region oder ein bestimmtes Haus zu ziehen. Heute blicken wir nach dem Theater Bremen auf das Stadttheater Bremerhaven. Weitere Bilanzen sollen folgen.


Beste Produktion (Gesamtleistung):
Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach war eine rundum gelungene Produktion voller Witz und Charme.

Entdeckung des Jahres:
Die deutsche Erstaufführung von „Breaking the Waves“ von Missy Mazzoli bescherte die Begegnung mit einem eindrucksvollen, repertoiretauglichen Werk.

Beste Gesangsleistung (Hauptpartie):
Signe Heiberg überzeugt stets mit ihrem strahlenden Sopran: Als Lady Macbeth ebenso wie als Diana in „Orpheus in der Unterwelt“.

Beste Gesangsleistung (Nebenrolle):
Der Tenor Konstantinos Klironomos begeisterte in „Macbeth“ mit einer fulminanten Macduff-Arie.

Bestes Dirigat:
Marc Niemann ließ die Musik in „Breaking the Waves“ zu einem unmittelbar berührenden Ereignis werden.
Hartmut Brüsch ließ bei „Orpheus in der Unterwelt“ keine Wünsche offen.

Beste Regie:
Die Inszenierung durch Toni Burkhardt von „Breaking the Waves“ war rundum ein Volltreffer. Die engstirnige, fremdenfeindliche Atmosphäre in der Kirchengemeinde war zum Greifen präsent.

Bestes Bühnenbild:
Das Bühnenbild von Dietlind Konold bei „Orpheus in der Unterwelt“ hatte Pfiff und mit dem umgestürzten Molenturm auch regionalen Bezug.

Beste Chorleistung:
So klangvoll und wuchtig wie in „Macbeth“ hat man den Bremerhavener Chor in der Einstudierung von Mario El Fakih Hernández lange nicht gehört.

Größtes Ärgernis:
Der Freischütz“ konnte mit überflüssigen und zotenreichen Zutaten nicht überzeugen.


Die Bilanz zog Wolfgang Denker.