Wien: „Coppélia“

Wiener Staatsballett, Wiener Volksoper, 14.03.2019

Eine sehenswerte Vorstellung für Gross und Klein

Die Produktion „Coppélia“ von Pierre Lacotte erfreut sich nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern grösster Beliebtheit, dass für Juni 2 Zusatzvorstellungen angesetzt wurden. Auch die 9. Vorstellung wurde gebührend gefeiert.

Kurzfristig übernahm Nikisha Fogo für die erkrankte Alice Firenze die Hauptpartie der Swanilda – wenn man bedenkt, dass sie zwei Tage später ihren ersten „Sacre“ tanzt, ist man umso beeindruckter ob ihrer Vielseitigkeit. Sie ist eine Ballerina, die mit ihrer Stilsicherheit und brillanten Technik wirklich jede Hauptrolle des Wiener Staatsballett-Repertoires interpretieren könnte. Charmant und selbstbewusst ist ihre Swanilda, eine temperamentvolle, herzliche junge Frau, atemberaubend gut sind ihre Balancen in der Variation im 1. Akt, mühelos springt sie flink und hoch. Für einige Lacher sorgt der Tanz als Puppe, wenn Coppélius „ganz zufällig“ Ohrfeigen kassiert. Fogo zeigt gerade im Wechsel von Automaten zum Menschen, dass sie nicht nur hervorragend tanzt, sondern vor allem auch darstellerisch facettenreich ist. Jakob Feyferlik ist im 1. und 2. Akt ein lässiger Naturbursche, im Grand Pas des 3. Aktes vielleicht eine Spur zu „prinzenhaft“ für einen Dorfbewohner. Für Nikisha Fogo ist er ein harmonischer, sicherer Partner und tanzt seine Variationen sichtlich mit Freude. Vor 1 Monat wurde der junge Wiener übrigens nach einer umjubelten „Schwanensee“-Vorstellung (und nach über 10 Hauptrollen endlich) zum 1. Solotänzer ernannt.

Herrlich-schrullig tanzt Gabor Oberegger den Coppélius, schön anzusehen ist der Pas de deux von Nacht (Eszter Ledan) und Abenddämmerung (Alexandru Tcacenco, der die anspruchsvollen Hebefiguren sehr souverän meistert), lieblich: Adele Fiocchi als Morgenröte. Die Freundinnen von Swanilda brillieren mit Charme und Präzision (Elena Bottaro, Adele Fiocchi, Sveva Gargiulo, Eszter Ledan, Anita Manolova, Fiona McGee, Joana Reinprecht, Isabella Lucia Severi, Rikako Shibamoto und Madison Young), und die Puppen (Nicola Barbarossa, Marat Davletshin, Hanno Opperman und Eriona Bici) wirken in den starren Bewegungen wie echte Puppen. Ein grosses Lob gilt dem ausgeglichenen Corps de Ballet, sowie dem schwungvollen Orchester der Volksoper Wien unter der Leitung von Lorenz C. Aichner, Bravo für die besonders in hohen Lagen sauber intonierten Soli von Violine und Viola!

Folgevorstellungen: 9. und 19. Juni 2019

Katharina Gebauer 17-3-2019

Fotos (c) Staatsballett