Bad Wildbad: Opernszenen II

Schöne Stimmen zu Klavierbegleitung

Anlässlich des Festivals wird eine Acadamie BelCanto veranstaltet; die Teilnehmer der Meisterklasse von Lorenzo Regazzo gaben ein Opernkonzert in der Klavierbegleitung (am Stutzflügel) von Michele d’Elia, der schon zwanzig Produktionen in Bad Wildbad als Korrepetitor mit vorbereitet hat, und Marco Simionato, musikalischer Assistent der Meisterklasse. Bei dem Konzert wirkten auch „gestandene“ Künstler früherer und laufender Produktionen in Bad Wildbad mit, von denen sich einige ausdrücklich und nachhaltig empfehlen konnten. Das kleine Kurtheater mit seiner/ihrer Stimme zu füllen, ist das kleinere Problem der Künstler bei einem solchen Wettbewerb; einige Sänger taten hier auch ein Zuviel, anstatt sich dem Feinschliff zuzuwenden.

Aus den zwölf Sängern, die sich solistisch oder in Ensembles präsentierten, möchte Ihr Rezensent gleich über die Hälfte hervorheben.

Matija Meić gab in der Arie des Enrico aus Lucia di Lammermoor „Cruda, funesta smania“ mit seinem kraftvollen dunklen Bariton einen überzeugenden, finster donnernde Bösling ab und zeigte sich im leichteren Fach im Duett „Dunque io son“ als Figaro aus dem Barbiere di Siviglia auch geschmeidig und beweglich bei guter Textverständlichkeit und Artikulation der Zungenbrecher. Der iranische Tenor Artavazd Sargsyan sang aus Rossinis Cenerentola die Arie des Don Ramiro „Si, ritrovarla io giuro“ und zeigte schöne strahlende Höhen auf seinem bronzenen Fundament. Dazu begeisterte er wie auch im Duett aus Donizettis L‘elisir d’amore als Nemorino „Prendi, per me sei libero“ mit darstellerischem Engagement, Dynamik und Ausstrahlung. Mit Carlos Cardoso stellte sich ein heller Tenor mit Anlage zum tenore di grazia vor; er gab aus Bellinis I Capuleti e i Montecchi di Arie „È serbata a questo acciaro“ und erhielt viel Beifall für seine klaren, festen Spitzentönen bei seinem kraftvollen Vortrag, für den er sich auch um gestische Untermauerung bemühte. Als leichterer hellerer Bariton wirkte Lucas Somoza Osterc an zwei Titeln aus Don Pasquale mit und begeisterte das Publikum mit der Arie „Bella siccome un angelo“ und im Duett mit Norina „Pronta io son – vado, corro“. Er punktete nicht nur mit seinem beweglichen, facettenreichen und zugleich durchschlagskräftigem Bariton, sondern auch mit seinem quirligen schauspielerischen Talent. Allerdings erschien es eher wie in Tick, dass er regelmäßig mit der rechten Hand sein Sakko knüllte. Baurzhan Anderzhanov gab mit Mozarts Arie „Se vuol ballare“ aus den Nozze eine Kostprobe seines kraftvollen und zugleich flexiblen Bassbaritons.

Unter den Damen waren es die Sopranistin Sofia Mchedlishvili und die Mezzosopranistin Silvia Aurea De Stefano, die zu Recht den größten Beifall des Publikums errangen. Sie begannen im Duett Giulietta – Nicklausse „Belle nuit, ô nuit d’amour“ aus Hoffmanns Erzählungen, in welchem sich der betörend gefärbte, schlanke und gut nuancierende Mezzo mit dem klaren gut fokussierten Sopran zu einem sehr klangschönen Duo vereinigten; beide zudem von sehr ansehnlicher Bühnenerscheinung. Frau De Stefano zeigte neben ihren stimmlichen Qualitäten im Duett „Dunque io son“ auch noch ein sehr begabtes frisches Spiel auf der Konzertbühne und Frau Mchedlishvili gab im Don Pasquale-Duett „Pronta io son“ eine sehr gekonnte Hörprobe im schlanken, klaren und leuchtenden oberen Register.

Manfred Langer, 26.07.2014