Attraktiver Verdi aus Rom in den Kanaren

An der Ópera de Tenerife, die im avantgardistischen Auditorio Adán Martín des katalanischen Architekten Santiago Calatrava in Santa Cruz residiert, gab es diesmal von Giuseppe Verdi Giovanna d´Arco in einer Produktion aus Rom von der Fondazione Teatro dell´Opera in einer Inszenierung von Davide Livermore. Sie wurde für Teneriffa von Emilio López einstudiert. Der Bühnenbildner Giò Forma stellte ein riesiges mehrstufiges Rondell auf die Bühne, auf dem sich die großen Chöre und Statistengruppen sehr gut und dramaturgisch ansprechend bewegen konnten. Da waren zum Beispiel Engel mit schwarzen und silbernen Flügeln zu sehen, das Gute und Böse im Stück verkörpernd. Und es kam auch immer wieder zu wirkungsvollen Auftritten von fahnenschwenkenden Aktivisten. Die drei Protagonisten wurden hingegen des Öfteren zu statisch geführt.

Im Hintergrund schwebte über der Szene eine große Kugel des Video-Designers D-Wok, die wie eine riesige Wasserkugel wirkte. Darin spielten sich phantasievolle Assoziationen mit der Handlung ab, aber auch – bisweilen surreal – darüber hinausgehende Bilder wie ein fliegender Schmetterling, wenn es um die Liebe Giovannas ging oder der finstere Wald, oder die Rosette der Kathedrale von Orleans als ernster Hinweis auf die Macht des Klerus. Auch einige wilde Pferde oder Kriegsszenen waren da zu sehen. Damit war diese Bilder-Kugel zusammen mit der Lichtregie von Antonio Castro ein optisch hervorstechender Kontrapunkt zum grauen Grundton des Einheitsbühnenbilds und erhöhte wesentlich die Attraktivität der Szenerie. Einige szenische Elemente stammten vom Palau de Les Arts Reina Sofia de Valencia. Die Kostüme von Anna Verde zitierten teilweise die Zeit der Oper, waren aber auch zeitgenössisch sowie surreal, ein interessanter Mix!

Die hier sehr beliebte Yolanda Auyanet sang die Giovanna und zeigte sich der Rolle gewachsen. Wegen ihrer Dramatik geriet sie bisweilen an die Grenzen ihres voluminösen Soprans. Auyanet gab ein intensives Rollenportrait der Titelheldin. Überraschen konnte Airam Hernandez als exzellenter König Carlo VII mit einem kraftvollen und schön timbrierten Tenor sowie einnehmendem souveränem Spiel. Juan Jesús Rodrigues verkörperte Giacomo, den Vater von Giovanni mit einem geschmeidigen und ebenso klangvollen wie facettenreichen Bariton. Vazgen Gazaryan ließ in der kleinen Rolle des Talbot einmal mehr seine guten Bassklänge verströmen, und Gabriel Álvarez war in der ebenfalls kleinen Rolle des Delil ein guter Tenor. Der vorzügliche Chor der Ópera de Tenerife wurde von Miguel Ángel Arqued einstudiert.

Lukasz Borowicz dirigierte das Symphonische Orchester von Teneriffa mit einem guten Gefühl für die Aussagekraft der Musik von Giuseppe Verdi und zeichnete die komplexen Rollen der Hauptfiguren mit ihrem extremen emotionalen Auf und Ab sehr gut nach. Hervorragend gelangen die großen Tableaus von Chor und Solisten, die in dieser Oper eine große Rolle spielen. Es war ein weiterer erfolgreicher Abend der Ópera de Tenerife vor ausverkauftem Haus, das auch an den beiden folgenden Reprisen fast ausverkauft war. Es wird immer deutlicher, dass der Intendant José Luis Rivero und sein General Manager Daniel Cerezo Baelo eine sehr gute Arbeit machen hinsichtlich der Erweiterung wie auch der Diversifizierung des Angebots der Kompagnie. Im Juni wird es sogar eine konzertante Kurzversion des „Parsifal“ unter dem Dirigenten und Komponisten Pedro Halffter geben. Es tut sich was im Auditorio Adán Martín auf Teneriffa!
Klaus Billand, 11. April 2025
Giovanna d‘Arco
Giuseppe Verdi
Auditorio Adán Martín, Sta. Cruz de Tenerife
Besuchte Premiere: 25. März 2025
Inszenierung: Davide Livermore
Musikalische Leitung: Lukasz Borowicz
Symphonisches Orchester von Teneriffa