Beim Bremer Musikfest gab es im August ebenfalls einen Abend unter dem Motto „Viva Puccini“. Den bestritten Jonathan Tetelman und die Bremer Philharmoniker. Nun legte Jonas Kaufmann mit einem ähnlichen Programm nach, um seinerseits den 100. Todestag von Giacomo Puccini zu würdigen. Er wurde von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Jochen Rieder begleitet. Als Verstärkung hatte er die junge Sopranistin Valeria Sepe mitgebracht. Dadurch wurde ein abwechslungsreiches Programm ermöglicht, das eben nicht nur Tenor-Arien enthielt, sondern auch große Duette sowie mit „Vissi d’arte“ aus „Tosca“ und „Mi chiamano Mimi“ aus „La Boheme“ zwei der bekanntesten Sopran-Arien von Puccini. Valeria Sepe gestaltete sie mit kraftvollem, in der Höhe eindrucksvoll aufstrahlendem Sopran. Sie sang dabei stets mit vollem Einsatz und zeigte besonders in den Duetten (aus „Tosca“, „La Boheme“ und „Madama Butterfly“) viel Leidenschaft und Ausstrahlung. Differenzierte Piano-Töne waren allerdings nicht so ihre Sache. Das beherrscht Jonas Kaufmann allerdings meisterhaft. Wie Tetelman begann Kaufmann mit „Recondita armonia“ aus „Tosca“. Schon bei diesem Einstieg überzeugte Kaufmann mit der Schönheit seines bronzefarbenen Tenors und flutete mühelos das Auditorium. Dabei setzte Kaufmann (anders als Tetelman, der seine Spitzentöne geradezu herausschleuderte) nie auf Effekthascherei. Auch exponierte Töne waren stets in die Gesangslinie eingebunden. Die Gestaltung der jeweiligen Partie stand im Vordergrund. Bei dem Duett zwischen Cavaradossi und Tosca harmonierten die Stimmen von Kaufmann und Sepe bestens. Zudem konnte die spielerische, charmante Präsentation der beiden sehr gefallen. Mit „E lucevan le stelle“, bei dem Kaufmann einen emotionalen und ergreifenden Abschied von der Welt gestaltete, setzte er mit feiner Pianokultur und schmerzvollem Ausdruck einen besonderen Höhepunkt.
Das große Liebesduett aus „Madama Butterfly“ und das dramatische Duett aus „Manon Lescaut“ standen im Mittelpunkt des zweiten Teils. Auch hier überzeugten beide mit leidenschaftlicher Gestaltung und sinnlichem Gesang.
Die Begleitung durch die Deutsche Staatsphilharmonie unter Jochen Rieder war stimmig und klangschön. Mit dem Intermezzo aus „Manon Lescaut“ und den stimmungsmalerischen Vorspielen zum jeweils 3. Akt von „Tosca“ und „Madama Butterfly“ setzten Dirigent und Orchester starke Akzente. Bewundernswert gut waren die nahtlosen Übergänge zwischen der Einleitung zu „Tosca“ und der ersten Arie sowie zwischen dem „Butterfly“-Intermezzo und dem Liebesduett arrangiert und realisiert.
Die Begeisterung des Publikums war grenzenlos. Zum Dank gab es zahlreiche Zugaben, darunter „O mio babbino caro“ aus „Gianni Schicchi“ und die Arie der Liu aus „Turandot“ von Valeria Sepe, sowie von Jonas Kaufmann „Ch‘ ella mi creda“ aus „La Fanciulla del West“, „Non piangere Liu“ aus „Turandot“ und das unvermeidliche „Nessun dorma“. Das schmetterte er mit beeindruckender Kraft, obwohl ihm am Ende des Abends die Anstrengung schon etwas anzumerken war.
Wolfgang Denker, 8. November 2024
Viva Puccini!
Konzert mit Jonas Kaufmann
Konzertsaal „Die Glocke“ Bremen
am 6. November 2024
Valeria Sepe
Jonas Kaufmann
Musikalische Leitung: Jochen Rieder
Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz