Mailand: „Rigoletto“, Giuseppe Verdi

© Brescia&Amisano / Teatro alla Scala

Im Jahr 2022 war diese Produktion von Mario Martone (Regie), Margherita Palli (Bühnenbild), Ursula Patzak (Kostueme) und Pasquale Mari (Licht) herausgekommen und wurde nun, betreut von Marco Monzini, wieder gezeigt.

Ich habe damals ausführlich über diese gelungene szenische Interpretation berichtet, die die Handlung in das kapitalistische Heute verlegt und den Gegensatz zwischen dem durch Drogen und Alkohol aufgepeitschten Milieu von „Reich und Schön“ und den miserablen Verhältnissen der underdogs (zu denen auch Rigoletto und Gilda zählen) scharf herausarbeitet, wobei der Einfluss des mehrfach ausgezeichneten koreanischen Sittenfilms „Paradise“ kein geringer ist.

Da aber eine neue Kollegin, die die Produktion noch nicht kennt, auch von ihren Eindrücken berichten wird, beschränke ich mich diesmal auf die Beurteilung der künstlerischen Leistungen. Die Titelrolle war wieder Amartuvshin Enkhbat anvertraut, der mit seinem prachtvollen Bariton immer weiteren Nuancen dieser tragischen Gestalt nachspürt. So wird auch der in dieser Inszenierung schon angelegte possessive Charakter Rigolettos gegenüber seiner Tochter beleuchtet, ohne aber Abstriche in seinen zärtlichen Gefühlen fuer sie machen zu müssen. Diese Gilda sang 2022 Nadine Sierra, und es war fuer Regula Mühlemann nicht leicht, auf diesem Niveau ein komplexes Charakterbild zu entwerfen. Ihr in meinen Ohren leicht angesäuerter Sopran war ihr dabei keine Hilfe (wie mechanisch doch „Caro nome“ klang!) und scheint mir Konzerte und sakral Musik geeigneter. Das soll aber ihre gesanglich korrekte Leistung nicht schmälern. Dmitry Korchak war erkrankt und wurde schon ab der Premiere durch Galeano Salas ersetzt, der sich szenisch bestens in die Regie einfügte. Gesanglich kam sein lyrischer Tenor nach und nach auf Touren; ein sehr einfühlsames, technisch ausgereiftes „Parmi veder le lagrime“ des mexikanisch-amerikanischen Künstlers sei besonders gelobt. Gianluca Buratto, auch schon 2022 dabei, macht der Sparafucile, den er mit volltönendem Bass und vielen szenischen Details verkörperte, merklich Spaß.

© Brescia&Amisano / Teatro alla Scala

Seine Schwester Maddalena war Martina Belli anvertraut, die die Rolle geradezu zu ihrem Markenzeichen gemacht hat. Einen beeindruckenden Monterone gab Fabrizio Beggi, während Marullo (Wonjun Jo aus Suedkorea, der an seinem Akzent arbeiten muss), die Cepranos (Xhieldo Hyseni aus Albanien und Désirée Giove) und der Page der Herzogin (die etwas zaghafte Maria Martin Campos aus Spanien) Studierende der Accademia della Scala waren bzw. Giove am San Carlo in Neapel in Ausbildung steht. Pierluigi D’Aloia als Matteo Borsa klang eher matt, und der Chorsolist Corrado Cappitta ergänzte als Amtsdiener. Am Pult des Orchesters des Hauses waltete Marco Armiliato seines Amtes, ließ zügig spielen, brachte aber auch die tiefen Streicher zum Blühen. Nur die Lautstärke hätte er manchmal zurücknehmen können.

Ein Touristen lastiges Publikum danke am Schluss mit viel Applaus.

Eva Pleus, 23. Oktober 2025


Rigoletto
Giuseppe Verdi
Teatro alla Scala di Milano

Aufführung vom 22. Oktober (die 5. der Serie)

Regie: Mario Martone (betreut von Marco Monzini)
Musikalische Leitung: Marco Armiliato
Orchestra del Teatro alla Scala