Besuchte Vorstellung: 23.08.2020
Operngala begeistert zum Spielzeitauftakt 2020/21 die Zuschauer
Eine Operngala (wenn auch eine „kleine“) gleich zum Spielzeitauftakt findet man auch nicht sonderlich oft auf den Spielplänen. Doch was ist bei den derzeitigen Corona-Spielplänen schon normal. So hat das Theater Krefeld-Mönchengladbach aus der Not eine Tugend gemacht und präsentiert ihre „Kleine Operngala mit großen Stimmen“ nochmals dem Publikum. Bereits im Juni hatten jeweils 70 Zuschauer in Krefeld und Mönchengladbach die Gelegenheit, sich diese Gala anzuschauen. Inzwischen dürfen wieder rund 350 Zuschauer die Vorstellungen am Niederrhein besuchen, daher fand am gestrigen Sonntag, den 23.08.2020 nochmals eine Vorstellung in Mönchengladbach statt. Eine weitere Aufführung dieser Gala ist am kommenden Sonntag, den 30.08.2020 in Krefeld zu erleben. Und ja, ein Erlebnis war es allemal, denn so klein war diese Operngala wirklich nicht. Ja, die Niederrheinischen Sinfoniker spielen zwar in einer relativ kleinen Besetzung mit ausreichendem Mindeststand auf der ganzen Bühne verteilt, doch der Klang war dennoch beachtlich. Dies lag sicherlich auch daran, dass Erik Garcia Alvarez passende Arrangements schuf, die er obendrein noch am Flügel begleitete und hierbei wie selbstverständlich auch noch das Orchester auf den Punkt leitete. Ebenfalls lag es daran, dass insgesamt zehn Solisten/-innen aus dem Ensemble und dem Opernstudio Niederrhein allesamt ganz wunderbar sangen und den Zuschauer bzw. Zuhörer die gesamte Vorstellung hindurch tief in den Bann der Oper zogen.
Nach der Ouvertüre von „Carmen“ präsentierte Guillem Batllori aus dem Opernstudio die Arie des Escamillo und ließ gleich aufhorchen, diesen Namen sollte man sich für die Zukunft durchaus merken. Ebenfalls Mitglieder im diesjährigen Opernstudio sind Boshana Milkov und Maja Blaustein, die jeweils eine Arie übernahmen und den Abend vor den Zugaben mit der wunderbaren „Barcarole“ aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ abrundeten. Gut bei Stimme war auch Kairschan Scholdybajew der im Duett mit Rafal Bruck „Au fond du temple saint“ aus Bizets „Die Perlenfischer“ präsentiere. Verlass ist auch stets auf Eva Maria Günschmann, die mit zwei Arien aus „Cavalleria Rusticana“ und „Samson und Dalila“ die gesamt große Gefühlswelt der Oper abdecken durfte. Für etwas heitere Momente sorgte derweil Matthias Wippich mit „Fünftausend Taler!“ aus Albert Lortzings „Der Wildschütz“. Dies entspricht wohl nach heutigem Stand mehreren Millionen Euro, wie Forscher zwischenzeitlich herausgefunden haben. Solche interessanten Kleinigkeiten streute Ulrike Aistleitner immer wieder mal ein, die an diesem Abend die Moderation des Abends übernahm. Später am Abend übernahm Matthias Wippich auch noch das Duett „Quanto amore“ aus „Der Liebestrank“, wo er zusammen mit Sophie Witte (als Adiana) einen ganz wunderbaren Dulcamara verkörperte. Zuvor sorgte Sophie Witte aber mit der Arie der Violetta aus „La Traviata“ für ein weiteres Highlight des Abends. Zu den weiteren Höhepunkten zählten sicherlich auch die beiden Puccini-Arien von David Esteban, der zunächst in die Rolle des Cavaradossi aus „Tosca“ schlüpfte und später am Abend mit der Arie des Pinkerton aus „Madama Butterfly“ sein ganzes Können zeigen durfte. Abgerundet wurde das Sänger-Ensemble von Hayk Dèinyan, der mit seinem unverwechselbaren Bass die Arie des Gremin aus „Eugen Onegin“ übernahm.
Nach großem Beifall des Publikums gab es als Zugaben noch das Trinklied aus „La Traviata“ sowie das humoristische Katzen-Duett, mit dem Hayk Dèinyan und Maya Blaustein, das Publikum gut unterhalten nach rund 90 Minuten Opernerlebnis aus dem Saal entließen. Alles in allem ist dem Theater Krefeld-Mönchengladbach hier ein ganz wunderbares Opern-Konzert gelungen, welches sich hinter einer „Großen Gala“ nicht verstecken muss. Ein gelungener Auftakt in die neue Spielzeit.
Markus Lamers, 24.08.2020