Braunschweig: Mahlers 2. Sinfonie

Fulminanter Einstand

Nach drei Jahren ist die GMD-lose Zeit in Braunschweig nun endlich beendet; nach dem – wie man hört – erfolgreichen Spielzeitbeginn mit Verdis „Don Carlo“ (Besprechung folgt später) eröffnete Srba Dinić jetzt die Abonnementskonzerte in der Stadthalle mit der 2. Symphonie von Gustav Mahler, ein fulminanter Einstand.

Der 48-jährige Dirigent fiel zunächst durch äußerst akribische, genaue Zeichengebung auf, was im Grunde Selbstverständliches bewirkte, dass nämlich der riesige Apparat mit den überaus stark besetzten Streicher- sowie Holz- und Blechbläser-Gruppen und mit umfangreichem Schlagwerk präzise zusammenblieb. Das gilt auch für das aus zehn Musikern bestehende „Fernorchester“, das aus dem Off erklang. Nun gab es natürlich nicht allein exaktes Herunterspielen der Partitur, sondern die so unterschiedlichen Stimmungen der Sinfonie wurden mit viel Temperament kontrastreich ausgebreitet; auch bei den teilweise nun wirklich geradezu gewaltigen Klangentwicklungen blieb die Durchhörbarkeit immer gewahrt. Dabei erwies sich das Staatsorchester in allen Instrumentengruppen und mit den vielen ausgezeichneten Soli wieder einmal als ein Klangkörper mit hohem Niveau, der sich wahrlich nicht hinter den Orchestern bekannteren Namens zu verstecken braucht. Der breit angelegte, fast opernhaft auftrumpfende 1.Satz, von Mahler zeitweilig auch „Totenfeier“ genannt, stand in starkem Kontrast zu dem folgenden Andante, dessen idyllischen Grundton Dinic ebenso gelungen herausstellte wie den Witz der aparten Instrumentierung. Im 3.Satz, der sinfonischen Ausformung der skurrilen „Des heiligen Antonius Fischpredigt“ aus den „Wunderhorn“-Liedern, gab es schön ausgespielte schwärmerische Klänge, aber auch „grauenhaften Spuk“, aus dem man „vielleicht mit einem Schrei des Ekels auffährt“ (Mahler). Sofort schloss sich „Urlicht“ an, das ruhige, hoffnungsvolle Sololied für Alt und Orchester, ebenfalls aus „Des Knaben Wunderhorn“. Jelena Kordić – wie die Sopranistin neu im Braunschweiger Ensemble – ließ hier ihren ausgeglichenen Mezzo ruhig dahin strömen. Im monumentalen Finale mit Texten von Klopstock und Mahler, die die Auferstehung allen Lebens beschwören, stieg der runde Sopran von Jelena Banković auf, der wunderbar in den Gesamtklang eingebettet war. Die Chöre waren gut ausgewogen und kraftvoll (Chor des Staatstheaters: Georg Menskes; KonzertChor Braunschweig: Matthias Stanze).

Mit begeistertem Applaus feierte das Publikum alle Mitwirkenden, besonders aber den neuen GMD.

Gerhard Eckels 19. September 2017