Essen: „nichts gelernt.“

Folkwang-Studierende präsentieren Musical-Eigenarbeit

Das sich die Qualität der Folkwang Universität der Künste inzwischen herumgesprochen hat, zeigte sich am 20. und 21. Februar einmal mehr. Die interessierte Öffentlichkeit war herzlich eingeladen, sich die Eigenarbeit des 3. Jahrgangs Musical bei freiem Eintritt im kleinen Pina Bausch Theater am Campus Essen-Werden anzuschauen. Und davon machte sie regen Gebrauch. So konnten dem Vernehmen nach am Premierentag viele Zuschauer nicht in den Saal gelassen werden, da dieser bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auch einen Tag später am 21. Februar war der Zuschauerandrang größer als verfügbare Plätze vorhanden waren. Vielleicht sollte man hier im kommenden Jahr auf Zählkarten oder einen kleinen symbolischen Eintritt zur Förderung der Ausbildung zurückgreifen, damit hier kein Besucher die Fahrt umsonst auf sich nimmt.

Gelohnt hat sich die Anfahrt nämlich auf jeden Fall. Die Studierenden Zoe Staubli, Sophia Riedl, Frank-Leon Petzold, Lukas Mayer, Michael Berres und Myriam Akhoundov haben gemeinsam das Stück „nichts gelernt.“ entwickelt, vom Text bis zur Inszenierung. Hierbei schufen sie eine Welt, in der ein System die Rechtfertigung für eine ganze Gesellschaft ist. Ein System, das von einer scheinbaren Witzfigur kontrolliert wird und dessen „High Society“ sich auf den roten Teppichen dieser Welt in Glanz und Glamour sonnt, während die meisten Menschen der Gesellschaft am Abgrund stehen und beginnen sich gegen das System zu stellen. Vielleicht eine etwas zu ehrgeizige Geschichte, um diese in gut 35 Minuten zu erzählen. Was aber von diesem Abend hängen bleibt, sind die gesanglichen Darbietungen der sechs Darsteller, die allesamt ganz hervorragend sind, sowohl bei den etwas rockigeren Stücken wie auch beim etwas ruhigeren Synchrongesang. Tänzerisch sticht zudem Lukas Mayer etwas aus der Gruppe hervor. Die gelungene Musik samt Arrangements stammte von Joe Schmitz vom Studiengang Jazz. Zudem leitet er die fünfköpfige Band die zudem aus Jona Hahn (Keyboard), Todor Manjlovic (Gitarre), Servet Isik (Bass) und Benjamin Hoffmann (Schlagzeug) besteht. Zudem schuf Roya Bockhorst vom Studiengang Kommunikationsdesign eine passende Projektion eines Clowns als eine Art Regierungschef, der der Bevölkerung die Zunge rausstreckt, die in diesem Moment als roter Teppich unter der Leinwand hindurch abgerollt wird. Eine gute Idee, dieser kurzen Präsentation.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie diese jungen Talente weiter Ihren Weg im Musiktheater gehen werden. Für diese gelungene Eigenarbeit auf jeden Fall erst einmal herzliche Glückwünsche, denn hier passte Gesang und Choreographie schon sehr gut zusammen. Da kann man über das etwas schwächere Buch gerne hinwegsehen, was bei einem solchen Projekt auch nicht im Mittelpunkt stehen sollte. An dieser Stelle sei auch noch kurz auf das diesjährige Abschlussprojekt des Studiengangs Musical verwiesen, denn auch hier werden die Studierenden des dritten Jahrgangs voraussichtlich wieder involviert sein. Am 18. April 2020 findet in der neuen Aula die Premiere des Musicals „Grand Hotel“ von Robert Wright, George Forrest und Maury Yeston statt, welches auf dem Roman „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum basiert. Weitere Aufführungen sind vom 20. bis 24. April 2020 geplant.

Markus Lamers, 29.02.2020

Fotos © Felix Rabas