Köln: Schönes Schumann-Gelingen

Kölner Kammerorchester

Christoph Poppen (Leitung), Aurélien Pascal (Cello)

Christoph Poppen, Principal Conductor des Kölner Kammerorchesters (KKO), vermochte im Lauf seiner Karriere schon viele künstlerische Kontakte zu knüpfen, als Dirigent ebenso wie als Geiger (ehemals Primarius des Cherubini-Quartetts). Viele junge, inzwischen längst etablierte Musiker sind bei ihm in die Schule gegangen wie Veronika Eberle, die am zweiten Weihnachtsfeiertag mit prominenten Kollegen in der Philharmonie auftritt.

Das jetzige Engagement von Aurélien Pascal ist fraglos ebenfalls Poppens starker Vernetzung in der internationalen Musikszene zuzuschreiben.

Der französische Cellist ist erst 24 Jahre alt, hat noch bei dem 2013 verstorbenen Janos Starker studiert. In Köln stellte er sich mit dem Schumann-Konzert vor, einem Werk, welches großzügig noch innerhalb der „klassischen“ Repertoiregrenzen angesiedelt werden kann, welche das KKO bis dato weitgehend einhält. Der romantische Gestus ist jedoch eindeutig, und in diese Richtung tendieren Orchester und Dirigent auch langfristig. Schumanns Konzert gehört zu den beliebtesten seines Genres, hatte anfänglich allerdings Akzeptanz-Schwierigkeiten, was allerdings auch anderen heute berühmten Werken nicht erspart blieb (etwa dem Brahms- Violinkonzert). Gattin Clara war von dem Werk auf Anhieb überzeugt, attestiert ihm „Wohlklang und tiefe Empfindung“.

Interpretatorisch ist es enorm anspruchsvoll. Der gesamte Tonbereich des Instruments wird ausgiebig gefordert, besonders die hohen Lagen, was den Solisten zu häufigem Daumenaufsatz nötigt. Hier erwies sich Aurélien Pascal als wahrer Meister. Keine verrutschten Töne, der Klang zudem stets vollmundig. Allerdings scheint der Cellist tendenziell ein Kammermusiker zu sein. Ohne energischen Fortestellen etwas schuldig zu bleiben, ging er das Schumann-Konzert primär mit Piano-Noblesse an. Gerade der Anfang, in welchen andere Cellisten gerne vibrato-intensiv einzusteigen pflegen, nahm Aurélien Pascal mit vornehmer Dezenz. Das Orchester reagierte mit Delikatesse; die Holzbläser erfreuten mit pikanten Akkordtupfern. Solist und Dirigent waren in ständigem Blickkontakt, was auch heikle agogische und dynamische Stellen des Konzertes bewältigen half.

Bei Joseph Haydns Sinfonie Hob. I:59 wirkt der Untertitel „Feuer-Sinfonie“ etwas herbei geredet. Zusatznamen sind ja generell oft nur Schall und Rauch; sie wurden teilweise von den Verlegern hinzugefügt oder kokett auf irgendwelche Vorgänge bezogen. Immerhin: eine Feuersbrunst in der Nähe von Eisenstadt hat es gegeben; sie beschädigte auch Haydns Wohnung. Die Niederschrift der Sinfonie erfolgte bald danach. Dennoch sollte man den mehrfachen Schnell-Langsam-Kontrast im Kopfsatz nicht überinterpretieren. Gestalterische Extravaganzen gehören generell zum Stil des Komponisten. So endet die stürmische Introduktion auch in einem überraschenden Piano. Das Andante wird über weite Strecken von einer etwas drögen Zweistimmigkeit geprägt, im Finale dominieren instrumentatorisch kokett Oboen und Hörner. Echte Ohrwürmer gibt es in der Sinfonie nicht, aber Christoph Poppen gab der Musik animierenden Schwung.

Die Holzbläser sorgten auch bei Ludwig van Beethovens sechster Sinfonie für viel Flair. Besonderes Lob sei Sebastian Payault (Oboe) und Martin Kevenhöster (Fagott) ausgesprochen. Christoph Poppen ging die „Pastorale“ entspannt und atmosphärisch an, versagte sich am Ende (mit den hinzutretenden Posaunen) aber nicht den hier angemessenen Grandioso-Wirkungen.

Bilder (c) Philharmonie / Bé Curveiller

Christoph Zimmermann (17.11.2018)