am 12.10.2013 in der Aula des Casimirianums in Coburg
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft beeindruckt mit tollem Programm
Es war ein beglückender Tag für die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft, dieser 12. Oktober 2013. Mit einem exzellenten Festvortrag und einem äußerst beeindruckenden Stipendiaten-Konzert der jungen Pianistin Nina Scheidmantel wurden zwei herausragende Ereignisse geboten, die in unserer Gesellschaft mit Sicherheit lange nicht in Vergessenheit geraten werden. Doch der Reihe nach.
„Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft (DJSG) auf den Spuren von Kaiserin Sisi“, ein Festvortrag mit vielen Musikbeispielen von Prof. Helmut Reichenauer, so lautete am Vormittag die Einladung. In der Aula des Casimirianums Coburg, für dessen Gastfreundschaft sich die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft herzlich bedankt, fand dieser, ein höchst interessanter Vortrag über „Sisi, das österreichische Kaiserhaus und die Familie Strauss“, statt. Das Ehrenmitglied der DJSG, Prof. Helmut Reichenauer, gleichzeitig Präsident des Kulturvereins „Wiener Blut“ in Wien schaffte es, die „Sisi-Zeit“ den fast 50 Zuhören aus der ganzen Bundesrepublik und der Schweiz, so nahezubringen, dass man sich fast in diese zurückgesetzt fühlte. Am Heiligen Abend 2012 jährte sich die Geburt der späteren österreichischen Kaiserin Elisabeth in München als Tochter des Herzogs Max in Bayern zum 175. Male. In seiner PowerPoint Präsentation mit zahlreichen Bildern aus der Zeit der Donaumonarchie gelang es Reichenauer die Zuhörer so zu fesseln, dass man die Zeit vergaß und die 90 Minuten „wie im Flug“ vergingen. Das lag sicher auch daran, dass er die Präsentation mit insgesamt 18 Musikbeispielen ausstattete und so die musikalischen Brücken über das Kaiserhaus und die Musik der Sträusse schlug. Das Leben einer der schönsten Frauen ihrer Zeit beleuchtete er aus ihrer Zeit im Kaiserhaus und ihrer ambitionierten Rolle in der damaligen Politik. Ihrem überragenden Engagement ist es z.B. zu danken, dass es 1867 zum Ausgleich zwischen den beiden Reichshälften – Österreich und Ungarn – und damit zur Gründung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie kam. Ihr Leben wiederspiegelt sich aber auch in der musikalischen Verbindung zur Familie Strauss, aber auch deren Zeitgenossen, wie z.B. des jungen August Lanner (Sohn von Joseph Lanner) oder von Phillipp Fahrbach jr. Neben den hinreißenden „Myrthenkränzen“ von Johann Strauss (Sohn) als kompositorische Widmung zu ihrer Hochzeit mit Kaiser Franz Joseph zeigte Prof. Reichenauer auch an Hand der beiden Walzer „Myrthen –Sträußchen“ und „Schleier und Krone“, dass das kompositorische Talent von Eduard Strauss dem seiner beiden Brüder ebenbürtig ist und er zu Unrecht in ihrem Schatten steht.
Im Anschluss an den vielbeklatschten zuäußerst abwechslungsreichen und humorvollen Vortrag von Prof. Reichenauer stellte Rudolf Maeder, Vorstandsmitglied der DJSG, an Hand von wenigen Ausschnitten die Musikschule „Avdo Smajllowic“ in Visoko (Bosnien-Herzegowina) vor, die die DJSG mit Notenmaterial und Geldspenden seit nunmehr zwei Jahren in der Ausbildung junger Musiker unterstützt. Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft freute sich über den regen Zuspruch zur Veranstaltung und bedankte sich herzlich bei Prof. Helmut Reichenauer.Der Vorsitzende der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, Dr. Ingolf Roßberg, konnte dann am Nachmittag zum Konzert von Nina Scheidmantel über 100 Zuhörer begrüßen. Besonders freute er sich, dass neben Bürgermeister Norbert Tessmer, auch die Lehrerin von Frau Scheidmantel, Frau Prof. Mathies aus Würzburg und die Eltern der jungen Künstlerin erschienen waren. Kurze Grußworte gaben Bürgermeister Norbert Tessmer, der sich besonders freute, dass die junge hochbegabte Pianistin wieder einmal in Coburg gastierte. Er dankte auch der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft für ihren Einsatz für die Musik und die musikalischen Begabungen. Ebenso ein Grußwort kam von Prof. Helmut Reichenauer, Ehrenmitglied der DJSG und Präsident des Kulturvereins „Wiener Blut“.
Nina Scheidmantel, die in Lichtenfels geboren ist und derzeit in Würzburg lebt, war von 2002 bis 2011 am Gymnasium Albertinum in Coburg, wo sie das Abitur erfolgreich abschloss. Von 1998 bis 2007 erhielt sie Klavierunterricht bei Prof. Alla Schatz, 2002 bis 2011 Klarinettenunterricht beim Soloklarinettisten des Philharmonischen Orchester Coburgs, Edgar Eichstätter. Ihre vielen gewonnenen Wettbewerbe und mannigfaltige Auftritte aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Die Künstlerin ist auch sozial stark engagiert, Benefizkonzerte, Kulturbotschafterin der Gemeinde Seßlach, Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Coburg, sind nur einige ganz wenige Steine auf dem bereits langen Weg der jungen Künstlerin, die längst aus ihren musikalischen Kinderschuhen herausgewachsen ist. Und dann zeigte Nina Scheidmantel, dass sie eine würdige Preisträgerin ist.
Sie begann furios mit Mendelssohn-Bartholdy und dessen Präludium und Fuge e-Moll, op.35, Nr. 1, ging über zu Drei Intermezzi, op. 117 und beendete den ersten Teil mit der Fantasie fis-Moll, op.28 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit enormer Fingerfertigkeit, einem bestechenden Anschlag, mit warmem und einfühlsamem Ton, zeigt Nina Scheidmantel, dass sie jetzt schon zu den großen Pianistinnen gehört.
Nach dem ersten Teil des Konzertes ging es hochoffiziell zu. Der Vorsitzende der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft Dr. Ingolf Roßberg, überreichte, zusammen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Albrecht Tauer, die Urkunde über das Stipendium 2013 an die junge Pianistin. Neben einem Blumenstrauß überreichte er an die Stipendiatin auch die Ehrennadel der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft. Nicht ganz ohne Hintergedanken, denn er gab damit der Hoffnung Ausdruck, dass Nina Scheidmantel, wenn sie – und davon waren alle Zuhörer überzeugt – eine ganz Große in ihrem Metier geworden ist, noch einmal ein Konzert bei der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft geben wird.
Nach der Pause gab es etwas Besonderes zu hören. Johann Strauss mit „An der schönen blauen Donau“, „Rosen aus dem Süden“ und „Geschichten aus dem Wienerwald“. Nina Scheidmantel spielte diese aber nicht so, wie man sie gewöhnt war, sonders als Konzertparaphrasen des russisch-österreichischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Eduard Schütt (1856 bis 1933). Gefühlvoll, einfühlsam, mit exzellenter Anschlagkultur meisterte sie die Stolpersteine, die gerade in dieser virtuosen Gestaltung der Strausschen Melodien a la Liszt liegen. Stehende Ovationen für die blutjunge, hochbegabte Pianistin. Sichtlich erfreut nahm sie die nicht endend wollenden Beifallsbezeugungen hin, um dann noch einen Höhepunkt draufzusetzen. In dem verhaltenen und unglaublich zart gespielten „Alt-Wien“ von Leopold Godowsky, einem Pianisten, der auch als Klavierlehrer in Wien tätig gewesen war, gab sie eine Zugabe, die die ganze Persönlichkeit der jungen Künstlerin zeigte. Sie bewies in diesen über zwei Stunden, dass sie gereift ist, nicht nur als Virtuosin begeistern kann, sondern die Musik richtiggehend auslebt und auf dem Weg zu einer ganz Großen ihres Faches ist. Sie bewies mit diesem eindrucksvollen Konzert, dass sie eine würdige Preisträgerin der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft ist.
Manfred Drescher, 21.10.2013
Bilder Ulrich Göpfert, Coburg