Die vorliegende Aufnahme der 6. Sinfonie von Gustav Mahler, präsentiert vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung seines Chefdirigenten Sir Simon Rattle, ist ein beeindruckendes Zeugnis für die Kraft und Intensität dieser monumentalen Komposition. Mahlers sechste Sinfonie, auch bekannt als „die Tragische“, ist berühmt für ihre dramatischen Ausbrüche, ihre vielschichtige Emotionalität und natürlich ihre Hammerschläge im Finale!
Sie wurde zwischen 1903 und 1904 komponiert und ist eines der bedeutendsten Werke des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Sinfonie präsentiert eine intensive, emotionale Auseinandersetzung des Komponisten mit menschlichen Tragödien und Konflikten. Mahler verfolgte mit diesem Werk einen dramatischen, expressiven Ansatz, der durch eine massive Orchesterbesetzung und vielschichtige musikalische Strukturen gekennzeichnet ist. Der erste Satz, ein ausgedehnter Marsch, präsentiert eine unerbittliche Energie, die durch wiederkehrende Motive, heftige Kontraste zwischen düsteren und heroischen Passagen geprägt ist. Die Interpretation von Rattle und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks durchdringt jeden Aspekt dieser Musik mit einer tiefen Leidenschaft und einem Feuer, das den Hörer von Anfang bis Ende fesselt. Eine Welt eröffnet sich, die voller Widersprüche ist. Rattle führt das Orchester mit sicherer Hand durch die vielfältigen Stimmungen und Klanglandschaften dieses Satzes, von der eindringlichen Marschthematik bis hin zu den zarten Momenten der Ruhe und Reflexion. Die Entscheidung, die Reihenfolge der Mittelsätze zu vertauschen, ist eine naheliegende Interpretationswahl. Indem das Andante als zweiter Satz auftritt und das Scherzo als dritter Satz folgt, erhält die Sinfonie eine andere dramaturgische Dimension. Dieser Ansatz lenkt die Aufmerksamkeit auf die emotionalen Kontraste zwischen den beiden Mittelsätzen und verstärkt die Spannung innerhalb der Struktur des Werkes. Das Andante moderato, nun als zweiter Satz präsentiert, wird von Rattle und dem Orchester mit einer berührenden Intimität und einem tiefen Gefühl der Melancholie interpretiert. Die lyrischen Passagen wirken zart und eindringlich, die dem Hörer eine unmittelbare Verbindung zu Mahlers zutiefst persönlicher Ausdruckskraft ermöglicht. Das folgende Scherzo, jetzt als dritter Satz präsentiert, offenbart eine völlig neue Dynamik. Rattle und das Orchester bringen die sardonische Ironie und die bittere Süße dieses Satzes mit einer beispiellosen Intensität zum Ausdruck. Die unerbittlichen Rhythmen und die wilden Ausbrüche werden mit einer ungestümen Leidenschaft dargeboten, die den Hörer in ihren Bann zieht. Der vierte Satz, das gewaltige, strapaziöse Finale, wird von Rattle mit einer überwältigenden Kraft und einer geradezu apokalyptischen Intensität geleitet. Die berühmten Hammerschläge erscheinen in dieser Interpretation als vernichtende Manifestation des Schicksals, die den Hörer mit ihrer unerbittlichen, aufrüttelnden Wucht trifft. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erweist sich einmal mehr als Meister seines Fachs, mit einer beeindruckenden Vertrautheit mit der Musik Mahlers und einer unübertroffenen technischen Brillanz. Rafael Kubelik, Lorin Maazel und Mariss Jansons haben mit ihren Mahler Zyklen Interpretationsgeschichte gemeinsam mit diesem Orchester geschrieben. Darauf kann Rattle vertrauensvoll aufbauen und das Orchester zeigt dabei einmal mehr seine herausragende Klasse. Die solistischen Darbietungen des Orchesters verdienen besondere Anerkennung für ihre Klangschönheit und Ausdruckskraft. Diese Aufnahme der sechsten Sinfonie von Gustav Mahler zeigt eine packende, mitreißende Interpretation dieses Meisterwerks der Orchestermusik. Unter der inspirierten Leitung von Sir Simon Rattle und mit der außergewöhnlichen Leistung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ist diese Aufnahme ein absolutes Muss für Liebhaber von Mahlers Musik und für alle, die die Kraft und Intensität der sinfonischen Tradition schätzen.
Dirk Schauß 1. März 2024
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 6
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Sir Simon Rattle, Leitung
BR-Klassik, 900 217