Matera: „Oratorium San Martino“, Egidio Romualdo Duni

Unwahrscheinlich viele vorher unbekannte Komponisten der „Neapolitanischen Schule“   sind in den letzten Jahrzehnten dank der Bemühungen etlicher neugieriger und fleißiger Musiker wieder in unser Bewusstsein gedrungen wie z.B. Porpora, Traetta, Piccini, Paisiello, Durante etc…

Aber Egidio Romualdo Duni ? Nie gehört! Selbst Fachleute nicht…

Dabei war Duni (1708 – 1775) zu seiner Zeit ein äußerst angesehener, produktiver erfolgreicher und einflussreicher Komponist, der in Paris, wo er lange gelebt hat, sogar als Erfinder der „opéra comique“ gilt.

Geboren wurde er im süditalienischen Matera, und daher hat diese einzigartige unglaublich schöne und monumentale Felshöhlenwunderstadt nicht nur ein Konservatorium nach ihrem berühmtesten Sohn benannt, sondern ihm auch ein Festival gewidmet, das seit 26 Jahren von Saverio Vizziello Gott unbeirrt durch alle in Italien endemischen finanziellen und politischen Schwierigkeiten gesteuert wird.

Programmiert wird es von einem der besten Musikologen Italiens, Dinko Fabris, der sich gerade auf dem Gebiet der Wiederentdeckung von Raritäten besondere Verdienste erworben.

Heuer ist ihm wieder ein besonders seltener Fang gelungen: das Oratorium San Martino von Donato Richezza, einem Komponisten, der womöglich noch unbekannter ist als Egidio Duni.

Präsentiert wurde es zur Eröffnung des Festivals von Antonio Florio und seiner Cappella Napolitana (die auch schon oft zu Besuch in Wien waren). Florio müsste ja für seine unermüdliche Suche nach Schätzen des neapolitanischen Repertoires (Francesco Provenzale, Francesco Boerio, Leonardo Vinci etc. – dessen von Florio dankenswerterweise wiederentdeckte Oper „Li zite‘n galera“ wurde letztes Jahr sogar an der Mailämder Scala aufgeführt) ja schon längst den Musiknobelpreis bekommen haben, wenn es denn einen solchen gäbe…

Ein besonderer Clou des Eröffnungskonzerts war der ganz besondere Spielort: die Chiesa di San Pietro Caveoso (mitten in den Sassi, den weltberühmten Felshöhlen), genau jener wunderbaren Kirche, in der Richezza, der ja eigentlich Mönch war, seine Tonsur erhalten hat. Stimmiger gehts nicht…

Das reichhaltige Festival dauert noch bis 26. November. Außer Werken von Egidio Duni werden auch solche seines nicht minder begabten Bruders Antonio gespielt, sowie der beiden Jahresregenten Alessandro Scarlatti und Giovanni Pierluigi di Palestrina.

Und das alles an so atmosphärischen Locations wie demPalazzo Malvezzi, dem Palazzo Viceconte, dem Castello di Miglioncino, der Casa Cavaund eben auch wieder/ in San Pietro Caveoso.

Ein Besuch in Matera anlässlich des Duni Festivals kann allen Musikfreunden also nur innigst ans Herz gelegt werden, und wenn schon nicht dieses Jahr, dann zumindest im nächsten…

Robert Quitta, 9. Oktober 2025

Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online


Festival Duni
Metera
Chiesa di San Pietro Caveoso 

5. Oktober 2025

Antonio Florio
Cappella Napolitana 

—-

P.S. Jame Bond

Weltbekannt wurde Matera durch die spektakulären Eröffnungssequenz des letzten James Bond Films „No Time to Die“

Hier die gesamte Szene