Duisburger Premiere am 25. 2. 2016
Die doppelte Ariadne
Genau genommen ist die Wiederholung einer Inszenierung vom selben Regisseur und demselben Produktionsteam sowie dem Großteil der Sänger keine echte Premiere. Aber im Fall der Opern-Ehe Düsseldorf und Duisburg mag das natürlich schon angehen, zumal auch ein anderer Dirigent am Pult saß oder stand. Die Rede ist von „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, welche am 27.9.2014 an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf eine hoch gelobte Premiere feierte, inszeniert vom Altmeister Dietrich W. Hilsdorf, häufiger Gastregisseur um Hause und dirigiert vom GMD Axel Kober. Den Premieren-Abonnenten zu Liebe belässt man immer diese Bezeichnung – wie auch anderswo – und freut sich über etwas höhere Einnahmen, zumal in Duisburg der international sehr erfolgreiche und viel beschäftigte Taiwanese Wen-Pin Chien den Taktstock führte. Konsequenterweise heißen die ab 27. März 2016 folgenden Aufführungen in Düsseldorf dann natürlich „Wiederaufnahme“.
© Hans Jörg Michel
Hilsdorf lieferte mit der Duisburger Ariadne seine einhundertfünfzigste Inszenierung ab, hatte erstaunlicherweise aber noch nie die Ariadne auf dem Schirm. Die Inszenierung wurde in den Printmedien und im Netz rege diskutiert und hoch gelobt, so etwa beim Opernfreund und bei www.OMM.de, ein Nachkauen erübrigt sich daher. Besucher, die mit der Düsseldorfer Inszenierung vertraut waren, berichteten von einer weitestgehenden Überstimmung; es reicht daher nur der Bericht über Sänger und Orchester. Denn Hilsdorf hatte für die Einstudierung in Duisburg seine junge Spielleiterin Kinga Szilágyi zurückgelassen, die offensichtlich ganze Arbeit geleistet hatte.
Am Premierenabend zeigte wieder einmal die hohe Qualität des Duisburger Klangkörpers, der sich in keiner Weise hinter der Konkurrenz aus Düsseldorf oder Bonn zu verstecken braucht; Köln spielt allerdings in einer ganz anderen Liga. Chien schaffte es, trotz der Lage des Orchesters hinter der Bühne und einem dünnen durchsichtigen Vorhang als Bühnenbild die Musik jederzeit präsent zu machen und eine gute Ausgewogenheit zu den Sängern herzustellen. Perfekte Bläser, großartige musikalische Bögen, hohe Genauigkeit und ein typischer vielfarbiger Strauss-Sound erfreuten in hohem Maße wie so oft.
© Hans Jörg Michel
Auch die große Sängerriege mit siebzehn Solorollen stand dem in Nichts nach, zumal hier kein direkter Sichtkontakt, sondern nur über den Bildschirm möglich war. Neu gegenüber Düsseldorf waren Peter Nikolaus Kante als stimmstarker, knarzig und originell spielender Haushofmeister, und der überzeugend singende Musiklehrer von Stefan Heidemann. Auch Florian Simson als Tanzmeister bewegte sich wie ein echter Tänzer, der dabei auch noch prima singen kann. Wunderbar. Corby Welch (Tenor/Bacchus), hörbar erfahrener Wagnersänger, hatte mit seiner kurzen, aber schwierigen Rolle keine Probleme, polterte und mimte laut und klangschön. Die beiden Hauptrollen – Karine Babajanyan (Primadonna im Vorspiel und dann Ariadne) und Elisabeth Meier in der Rolle der Zerbinetta waren blendend besetzt, köstlich-komödiantisch das Trio Scaramuccio (Bruce Rankin), Harlekin (Dimitri Vargin) und Truffaldin (Bogdan Talos), überzeugend auch der Rest der Truppe, insbesondere die drei Nymphen Elena Fink, Eva Bodorová und Maria Popa in herrlicher Harmonie. Eine Sängerriege aus einem Guss, auf die andere kleine Häuser ein wenig neidisch sein dürften. So fiel auch der reichliche Applaus des fast ausverkauften Hauses aus.
Michael Cramer