Vorstellung am 19.10.2020
Das Staatsballett ist in seiner Gala-Serie nun bei der 3. Ausgabe angekommen, welche diesmal in der Deutschen Oper stattfand (18. 11. 2020), wiederum unter Corona-Auflagen, was auch der Situation angepasste Choreografien zur Folge hatte. Das Programm bot eine Mischung aus klassischem Repertoire und zeitgenössische Arbeiten, war also eine Kombination aus Vol. I und II.
Auftakt war das Duett Mesh auf Musik von Dobrinka Tobakova in der Choreografie von George Williamson mit zwei Ersten Solisten des Ensembles, Ksenia Ovsyanick und Alejandro Virelles. In dieser träumerischen Szene voller Innigkeit und Zuneigung waren die persönlichkeitsstarke Tänzerin und ihr Partner mit seiner Latino-Sinnlichkeit ein ideales Paar. Als zweiten Beitrag des Programms wiederholten Iana Salenko und Daniil Simkin ihre Bravour-Nummer aus Vol. II, den Grand Pas de deux aus Riccardo Drigos Le Corsaire in der Choreografie von Marius Petipa. Auch an diesem Abend markierte er in seiner spektakulären Brillanz einen Höhepunkt. Dann gab es eine weitere Traumsequenz mit einem Ausschnitt aus Heinz Spoerlis Ein Sommernachtstraum auf Musik von Philipp Glass. In glitzernden hautengen Trikots von Jeanine Pieterse präsentierten sich drei Paare – Sarah-Jane Brodbeck/Vahe Martirosyan, Evelina Godunova/Yevgeniy Khidssamutdinov, Alizée Sicre/Alexei Orlenco – mit einem jeweils individuell geformten Pas de deux von neoklassischer Gewandtheit.
Das folgende bizarre Solostück The Zero von Ross Martinson auf eingespielte oder original gesprochene Texte und flackernde Lichter war dazu ein herber Kontrast – auch wenn der Schöpfer dieser Nummer selbst auftrat und sich total einbrachte. Eigenwillig ist auch Arshak Ghalumyans Choreographie Mare Crisium auf Musik von Karl Jenkins mit Iana Balova, Sarah-Jane Brodbeck, Weronika Frodyama, Eloise Sacilotto und Clotilde Tran mit zunächst zuckenden und kreisenden Körpern, doch später rasanter Steigerung in Tempo und Dynamik.
Den Pas de deux aus George Balanchines Diamonds zelebrierten Iana Salenko und Marian Walter in neoklassizistischer Eleganz und mit einer Suite Dritter Akt aus Tschaikowskys Schwanensee (Choreografie: Patrice Bart nach Petipa) gab es dann noch einen beliebten Klassiker. Neben zwei Nationaltänzen und dem Auftritt der vier Prinzessinnen sorgten Yolanda Correa und Dinu Tamazlacaru im Pas de deux Schwarzer Schwan für Ausdrucksfinessen und Bravour.
Danach war Johnny McMillans Parliament auf eigene Musik von enervierender Monotonie mit aus dem Dunkel heraus geleuchteten nackten Oberkörpern von 18 Tänzern ein enttäuschender Absturz. Die Choreographie bewegt sich zwischen Trance und Aggression, endet mit irrem Lachen der Tänzer und ließ das Publikum in Ratlosigkeit zurück.
(c) Yan Revazov
Bernd Hoppe 20.10.2020