SWR Music präsentiert eine weitere Perle in der Gesamtaufnahme der Sinfonien von Antonín Dvořák, interpretiert von der Deutschen Radio Philharmonie unter der leidenschaftlichen Leitung ihres Chefdirigenten Pietari Inkinen. Die vorliegende CD widmet sich den faszinierenden Sinfonien Nr. 7 und 8, die von einem Orchester dargeboten werden, das einen idiomatischen Tonfall für die Musik des Meisters gefundenen hat. Das Orchester überzeugt durch einen authentischen, sensiblen und vitalen Ausdruck, der die volkstümliche Natur von Dvořáks Werken perfekt einfängt.
Die Spielgruppen des Orchesters harmonieren in beeindruckender Weise, und der Dirigent Inkinen zeigt eine bemerkenswerte Nähe zu Dvořáks musikalischem Geist. Seine liebevolle Aufmerksamkeit für Details in Haupt- und Nebenstimmen trägt zu einer herausragenden Transparenz bei, die dem Hörer ein tiefes Verständnis der Kompositionen ermöglicht. Die 7. Sinfonie von Dvořák wird von Inkinen und der Deutschen Radio Philharmonie kraftvoll präsentiert. Dvořák, oft als naiver, gefühlvoller Musikant beschrieben, zeigt in dieser Sinfonie Dramatik und den Wunsch, die Welt zu bewegen. Inkinen versteht es, die Vielschichtigkeit der Musik herauszuarbeiten und sorgt für eine ausgewogene Balance zwischen den inspirierenden Einflüssen der deutsch-österreichischen Symphonik und der tschechischen Volksmusik. Die liebevolle Pflege der Details der Partitur zeugt von Inkinens Hingabe zur Interpretation. Im Allegro maestoso der 7. Sinfonie offenbart sich eine majestätische Atmosphäre, während das Orchester unter Inkinens souveräner Leitung stramm und ausdrucksstark agiert. Die präzise Ausarbeitung der Hauptthemen und die subtile Abstimmung zwischen den Orchestergruppen zeugen von Inkinens unermüdlicher Hingabe zu den feinsten Details. Die Dynamik reicht von sanften, lyrischen Passagen bis zu kraftvollen, jubelnden Höhepunkten. Im Poco adagio entfaltet Inkinens Talent, die zarten und lyrischen Momente der Sinfonie zu gestalten. Die Melodien werden mit emotionaler Tiefe interpretiert, wobei die Deutsche Radio Philharmonie eine warme und einfühlsame Klangfarbe erzeugt. Inkinens sensible Balance zwischen den Orchestersektionen schafft eine berührende Atmosphäre. Im lebhaften Scherzo zeigt das Orchester unter Inkinens Leitung spielerische Energie und rhythmische Präzision. Die volkstümlichen Elemente der tschechischen Musik werden lebendig dargestellt, wobei Inkinen die rhythmische Komplexität trefflich bewältigt. Das Scherzo schreitet mit Lebendigkeit voran, wobei klare Konturen und ein mitreißendes Tempo beibehalten werden. Im finalen düsteren Allegro manifestiert sich Dvořáks Streben, die Welt zu bewegen, und Inkinen verleiht diesem Vorhaben durch eine mitreißende Interpretation großen Ausdruck. Die Deutsche Radio Philharmonie setzt die kraftvolle Energie dieses Finales um, wobei Inkinen auf vorzügliche Transparenz und Ausdrucksstärke achtet. Der Schlusssatz entwickelt sich zu einem triumphalen Höhepunkt, der nachhaltig beeindruckt. Die 8. Sinfonie von Dvořák, auch bekannt als „Die Englische“, zeigt den Komponisten auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Umgeben von der Natur in einem kleinen böhmischen Dorf, übersprudelt das Werk förmlich vor Melodien und musikalischen Einfällen. Inkinen und die Deutsche Radio Philharmonie erfassen die lebendige Frische und Vielfalt dieser Sinfonie sehr treffend. Die Kritiker mögen anfangs von der freien Form irritiert sein, aber das Publikum der Uraufführung und insbesondere die Briten, die Dvořák ohnehin lieben, sind restlos begeistert. Die 8. Sinfonie eröffnet mit einem Allegro con brio, das Inkinen und die Deutsche Radio Philharmonie mit begeisterter Hingabe präsentieren. Lebhafte Themen entfalten sich mit klarem Ausdruck und dynamischer Vielfalt, wobei Inkinen geschickt die orchestrale Balance wahrt. Spielfreude und kraftvoller Ausdruck prägen diesen ersten Satz. Im Adagio betont Inkinen die lyrischen Qualitäten der Sinfonie und formt die melodischen Linien mit großer Sensibilität für die Naturstimmungen. Die Deutsche Radio Philharmonie erschafft dabei eine warme, ausdrucksstarke Klanglandschaft, die die emotionalen Facetten des Adagio-Satzes einfühlsam zum Ausdruck bringt. Inkinens musikalisches Gespür für die emotionalen Höhepunkte ist hier besonders beeindruckend. Im zauberhaften Allegretto grazioso bringt Inkinen die tänzerischen Elemente dieses Scherzos lebendig zur Geltung. Die rhythmische Lebendigkeit und verspielte Energie werden von der Deutschen Radio Philharmonie mit Präzision und Ausdruck umgesetzt. Inkinen bewahrt die spielerische Atmosphäre, während das Orchester mit Leichtigkeit durch die wechselnden Tempi navigiert. Im finalen Allegro ma non troppo erreicht die Sinfonie mit ihren Fanfaren den Höhepunkt, und Inkinen lenkt das Orchester zu einem kraftvollen Abschluss. Die Deutsche Radio Philharmonie präsentiert die festlichen Themen mit Glanz und Energie, wobei Inkinen das Orchester zu einem mitreißenden Finale führt. Holz- und Blechbläser, die in dieser Sinfonie intensivst gefordert sind, zeigen ihre große Klasse. Der Schlusssatz wird zu einem triumphalen Abschluss, der die künstlerische Vision von Dvořák und die interpretatorische Brillanz von Inkinen vereint. Pietari Inkinen, seit 2017 am Dirigentenpult der Deutschen Radio Philharmonie, zeigt erneut sein tiefes Verständnis für Dvořáks Musik. Seine Leidenschaft für Details, gepaart mit einer beeindruckenden Transparenz im Orchesterklang, machen diese CD zu einem gelungenen Beitrag zur Gesamtaufnahme der Dvořák-Sinfonien. SWR Music bietet mit dieser CD eine schlank musizierte Interpretation der Sinfonien 7 und 8 von Antonín Dvořák, in der die Deutsche Radio Philharmonie und Pietari Inkinen eine erkennbare Symbiose eingehen.
Dirk Schauß, 16. Februar 2024
Antonin Dvořák
Complete Symphonies Vol. 6
Sinfonien 7 und 8
Deutsche Radio Philharmonie
Pietari Inkinen, Leitung
SWR Music 19130