Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2014
Das „Coburger Neujahrskonzert 2014“ mit dem Alt-Wiener Strauss-Ensemble Stuttgart, der Sopranistin Gudrun Ingimars und einem Füllhorn herrlicher Melodien verzaubert Coburg
Zum 27ten mal feierten wir das Coburger Neujahrskonzert, und es war wieder ein gelungener Jahresauftakt. Die ausverkaufte Halle war gut aufgelegt und geizte nicht mit wohlverdientem Applaus. Nach einer kleinen Verzögerung (einer Dame war übel geworden) war man wieder fast drei Stunden im Rausch der Musik. Großen, langandauernden Beifall für das Alt Wiener Strauss Ensemble mit seinem agilen Dirigenten Ralph Kulling, großer Beifall für das Moderatorenpaar Dr. Eduard Strauss und seinem Sohn Thomas Strauss, die im letzten Jahr schon eine vielbeachtete Premiere hatten und ebenso großer Beifall für die isländische Sopranistin Gudrun Ingimars, die die Schweißperlen auf manche Stirn, vor allem Männerstirn zauberte und die mit ihrer Stimme bezauberte. Doch eines nach dem anderen.
Alle Besucher waren überzeugt, dass es in Coburg keinen Jahresbeginn ohne das Neujahrskonzert geben kann und dass dies weiterhin zum festen Bestandteil der Coburger Kulturszene zählt. In diesem Jahr war neben der Musik der Sträusse (Johann Strauss Sohn, Johann Strauss Vater, Eduard Strauss und Josef Strauss) auch Richard Wagner, Rudolph Bullerjahn und Franz Lehár angesagt.
Wie immer fand das Neujahrskonzert unter Leitung des Kulturbüros der Stadt statt. Bürgermeister und Kulturreferent Norbert Tessmer, dessen Ansprache erfrischend und gegenüber dem Vorjahr noch (wohltuend) kürzer war, sandte die Neujahrsgrüße der Stadt an alle Besucher. Dr. Eduard Strauss aus Wien, Urenkel von Eduard Strauss und Ururenkel von Johann Strauss Vater, hatte zur Unterstützung wieder seinen Sohn dabei. Mit viel Charme, zuweilen auch etwas Schmäh, aber immer fundiert und mit viel Sachwissen, schoben sich die beiden die Bälle zu und führten so durch das Programm, dass auch nicht einen Moment Langeweile aufkam. So macht Moderation Spaß.
Ralph Kulling, der sein Alt-Wiener Strauss-Ensemble gekonnt, mit fester, sicherer Hand, die aber auch den notwendigen Freiraum ließ zur Höchstform auflaufen ließ, hatte die isländische Sopranistin Gudrun Inigimars mitgebracht, und für dieses Mitbringsel konnte man ihm nur dankbar sein, denn Gudrun Ingimars brachte es fertige das Publikum zu verzaubern, und wenn man bei ihren Interpretationen eine Stecknadel hätte fallen hören, dann weiß man, wie sie ihr Publikum gefesselt hatte. Auch in diesem Jahr verging die Zeit bis zum Konzertende wie im Flug – und die Musik riss mit und ließ die Zeit vergessen.
Begonnen wurde mit der Ouvertüre zu „Cagliostro in Wien“, die mit wunderschönen Übergängen schwungvoll eröffnete. Eine Polka in G-Dur und den Züricher Vielliebchen-Walzer, beides von Richard Wagner hatte man zum Ausklang des Wagner Jahres aufgenommen. Schwungvoll und lebendig wurde hier musiziert. Mit dem Csárdás der Rosalinde aus der „Fledermaus“ stellte sich dann Gudrun Ingimars vor. Mit ihrer voluminösen, strahlenden Stimme, die sie gefühlvoll, den Saal ausfüllend einsetzte, hatte sie die Herzen der Konzertbesucher im Fluge erobert. Langanhaltender Applaus für sie. Die Polka schnell „Éljen a Magyar“ von Johann Strauss Sohn zeigte, wie feurig und temperamentvoll das Stuttgarter Ensemble zu spielen in der Lage ist. Erheiternd von Rudolph Bullerjahn dann die Concert-Polka „Etwas für die Aelteste“ für Kontrabass und Orchester, wobei sich Stephan Koch-Roos als einfühlsamer, wohlklingender Solist mit dem Kontrabass profilieren konnte. Spritzig und feurig wiedergegeben, ganz im Sinne des Titels „Jugendfeuer“ dann der Galopp von Johann Strauss Vater. Ein Schmankerl dann noch vor der Pause. Gudrun Ingimars brillierte mit dem „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauss Sohn, den sie perlend, mit hauchzarten Tönen, aber immer locker und leicht interpretierte und für einen Beifallssturm sorgte.
Nach der Pause etwas gesetzter der Walzer „Ballpromessen“ von Eduard Strauss und erneut Gudrun Ingimars mit dem Auftrittslied der Gräfin aus „Wiener Blut“. Ihr „Grüß dich Gott, du liebes Nesterl“ wurde innig, gefühlvoll und strahlend wiedergegeben, bei ihr würde man gerne Graf sein. Von Josef Strauss folgte dann der „Schwarzenberger-Monument-Marsch“, leidenschaftlich und fast militärisch zackig dargeboten, konnte das Orchester auch hier wieder voll überzeugen. Im Anschluss von Johann Strauss Sohn „Dolci Pianti“, eine Cello-Romanze. Und hier konnte sich mit gefühlvoller Bogenführung Jan Pas auszeichnen. „Hör ich Zimbal-Klänge“, Lied und Csárdás aus Franz Lehár´s „Zigeunerliebe“, gab Gudrun Ingimars Gelegenheit ein weiteres Mal zu brillieren, mit Leidenschaft und Temperament konnte sie erneut voll überzeugen. Den Abschluss brachte „Wein, Weib und Gesang“, Walzer von Johann Straus Sohn. Und hier zeigte Ralph Kulling noch einmal, was in ihm und seinen Musikern steckt, die zum Abschluss donnernden Beifall erhielten.
Dann als Zugabe das „Schwips-Lied“, Polka von Johann Strauss Sohn und bravourös von Gudrun Ingimars interpretiert, die dieses spritzige Stück auch mit viel schauspielerischem Können über die Bühne bringt. Tobender Applaus, auch für die tolle und gekonnt dargebrachte Interpretation von „I feel pretty“ aus Bernsteins „West Side Story“. Toll gesungen, für mich persönlich passt dieses Stück aber nicht so ganz in den bisherigen Konzertrahmen, ein kleines bisschen ein Fremdkörper. Am tobenden Applaus für Gudrun Ingimars ändert dies nichts.
Der obligatorische „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater soll als Rausschmeißer fungieren, feurig und schmissig wird er dargeboten. Mit der Polka „Auf und davon“ wird der Schlusspunkt unter ein wiederum exzellentes Konzert gesetzt. Eine Tradition, für die Coburg von vielen anderen Städten beneidet wird, ich kann nur hoffen, dass sich auch Coburg darüber im Klaren ist.
Manfred Drescher 27.02.2014
Fotos: Manfred Drescher