Erl: „La Bohème“, Giacomo Puccini

Giacomo Puccinis zutiefst berührendes Meisterwerk „La Bohème“ erlebte bei den diesjährigen Tiroler Winterfestspielen Erl eine wahrhaft eindrucksvolle Premiere. Im vollkommen ausverkauften Festspielhaus Erl war die tragische Liebesgeschichte von Rodolfo und Mimì zu Tränen rührend mitzuerleben. In der Inszenierung von Bárbara Lluch, in welcher die akribisch genaue Personenführung im Vordergrund stand, wurden die Charaktere fein ausgearbeitet und die große Liebe dieser beiden jungen Menschen, unter ungemein erschwerten äußeren Umständen, die von ihrem treuen Freundeskreis tapfer mitgetragen wird, poetisch und doch die harte Wirklichkeit realisierend, packend erzählt.

© Xiomara Bender

Maßgeblich unterstützt vom zum Teil bunten, als auch, der Szene entsprechend, zum Beispiel im dritten Bild, kargen Bühnenbild von Alfons Flores, den farbenfrohen als auch schlichten Kostümen von Clara Peluffo Valentini, dem stimmungsvollen Licht von Urs Schönebaum, das zeitweise an Schattenspiele erinnerte, sowie den Videos von Mar Flores Flo, die den Eindruck von Wasserspiegelungen erzeugten.

Für die Choreografie zeichnete Mercè Grané Ciudad verantwortlich. Das exzellente Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter der sensitiven, souveränen und hochmusikalischen Leitung von Chefdirigent Asher Fisch, präsentierte einen ungemein qualitätsvollen, feinfühligen, getragen von den sensiblen Zwischentönen, pulsierenden Puccini. Sara Cortolezzis beeindruckte als Mimì mit weichem, warmem und überaus modulationsfähigem Sopran, herrlichen pianissimi und gefühlvollen Ausbrüchen. Der junge aufstrebende, chinesische Tenor Long Long fesselte als Rodolfo mit durchschlagskräftigem, höhensicherem und überaus präsentem Tenor mit souveränem, tenoralem Biss. Victoria Randem war eine laszive Musetta sowohl stimmlich als auch schauspielerisch. Profund, mit markantem Profil, imponierten die tiefen Stimmen, Tommaso Barea (Marcello), Liam James Karai (Schaunard), Jarsurbek Khaydarov (Colline), Piotr Micinski (Benoît, Hausherr/Alcindoro, Staatsrat), Peter Kirk (Parpignol). Hervorragend der Chor der Tiroler Festspiele Erl (Choreinstudierung: Olga Yanum) sowie der Kinderchor der Schule für Chorkunst München (Leitung: Maksim Matsiushenkau).

Die erste Premiere der Tiroler Winterfestspiele Erl 2024/2025 war ein großer Erfolg und wurde zu Recht stürmisch umjubelt und gefeiert.

Marisa Altmann-Althausen, 31. Dezember 2024

Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online


La Bohème
Giacomo Puccini

Erl, Festspielhaus

Premiere am 27. Dezember 2024

Inszenierung: Bárbara Lluch
Musikalische Leitung: Asher Fisch
Orchester der Tiroler Festspiele Erl