Zum Anlass des 234. Todestages von Wolfgang Amadé Mozart am 5. Dezember 2025 haben das Mozarteumorchester Salzburg und der Bachchor Salzburg unter der Leitung von Roberto González-Monjas eine fulminante Aufführung des Requiems in d-Moll, KV 626, im Großen Saal der Stiftung Mozarteum gegeben. Die Mitwirkenden des Vokalquartetts waren sowohl einzeln als auch im Ensemble hervorragend: Christiane Karg (Sopran), Sophie Koch (Alt), Julien Henric (Tenor) und Franz-Josef Selig (Bass). Das restlos ausverkaufte Konzert zog das Publikum in seinen Bann und versetzte es in nachdenkliche Stimmung: Nur selten habe ich ein so ruhiges, andächtiges Publikum erlebt. Der frenetische Applaus und die Begeisterung am Ende bestätigten mir, dass auch die anderen die Darbietungen genauso genossen hatten wie ich.
Das Programm wurde mit dem Cantus in Memory of Benjamin Britten eröffnet, einem etwa siebenminütigen Kanon in a-Moll von Arvo Pärt aus dem Jahr 1977. Mit seinen düsteren, sich drehenden Streichern, durchbrochen von Glockenschlägen, erzeugte die schwermütige Atmosphäre die Gefühle einer Trauerfeier. Der letzte Glockenton, der allmählich verklingen durfte, wurde nahtlos in die ersten Takte von Mozarts Requiem übergeleitet.
Diese Aufführung des Requiems war nicht nur wegen des Anlasses, dem Tag seines Todes, etwas Besonderes, sondern auch, weil die gespielte Fassung leicht von der üblichen abwich, die Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr fertiggestellt hatte, damit die Witwe des Komponisten, Constanze, den gesamten Auftragserlös von Graf Franz von Walsegg erhalten konnte. Die aufgeführte Fassung von Robert D. Levin (1991) basiert weitgehend auf Süßmayrs Vervollständigung, wurde jedoch überarbeitet, um die gelegentlich undurchsichtige Orchestrierung und die ungeschickte Chorarrangements, insbesondere in der Osanna-Fuge im Sanctus, zu optimieren. Ein offensichtlicher und höchst wünschenswerter Unterschied war die Einfügung einer Amen-Fuge nach dem Lacrimosa, die Levin auf der Grundlage einer 1963 wiederentdeckten Vorstudie von Mozart komponierte. Levins Versuch, die Mängel von Süßmayrs Fassung zu beheben, bestand darin, Mozarts Struktur, Stimmführung, Gefüge und Verlauf nachzuahmen.
González-Monjas führte eine schlichte, dramatische Aufführung, die die ätherische, transzendente Spiritualität der Musik bewahrte. Viel Hoffnung auf ein ewiges Leben waren im Itroit (Requiem aeternam und Kyrie eleison) zu spüren, sowie Schrecken im Dies irae und Confutatis und erneut Trost im Agnus Dei und Lux aeterna. Während der gesamten Aufführung hat González-Monjas bewiesen, dass Forschung und das Geheimnis, das mit der posthumen Vollendung eines Fragments einhergeht, durchaus nebeneinander bestehen können. Unter den solistischen Beiträgen war Christiane Karg besonders bewegend im Requiem aeternam, und Franz-Josef Selig, ein echter Bass, überzeugte durchweg im Tuba mirum.
Aufführungen unvollendeter Werke werfen immer viele faszinierende, wenn auch unbeantwortbare Fragen auf, darunter auch die, wie das Werk wohl geworden wäre, wenn der Komponist es zu Ende gebracht hätte. Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten, was das anhaltende Interesse an solchen Werken noch verstärkt. Der Wunsch, den oder die Komponisten hinter den Noten zu identifizieren, ist verständlich, sollte aber unsere Wertschätzung für Musik, für die mehrere (und in einigen Fällen unbekannte) Autoren verantwortlich sind, nicht schmälern.
Auch wenn Süßmayrs Beiträge nicht ganz an Mozarts Meisterhaftigkeit und Inspiration heranreichen, ermöglichten sie doch die Uraufführung des Werks. Obwohl sich die Situation bei einigen apokryphen Werken, die traditionell Mozart zugeschrieben werden, grundlegend von der des unvollendeten Requiems unterscheidet, muss eine ungewisse Urheberschaft kein Hindernis für den Genuss der Musik sein. Großartige Musik muss nicht unbedingt aus einer identifizierbaren, verehrten Quelle stammen, um unsere Wertschätzung zu verdienen. Dennoch waren im 18. Jahrhundert Pasticcio-Opern, d. h. Collagen, die oft aus Arien und Stücken verschiedener Komponisten oder aus verschiedenen Werken desselben Komponisten zusammengestellt wurden, um ein einheitliches Werk zu schaffen, weit verbreitet.

Mit anderen Worten: Ich verstehe natürlich den Wunsch, alle Teile des Requiem-Fragments zu identifizieren, die Mozart tatsächlich komponiert hat, bin aber Süßmayr dankbar dafür, dass er dieses Werk aufführbar gemacht hat. Natürlich habe ich mich immer gewundert, was gewesen wäre, wenn ein großer Komponist (z. B. Franz Joseph oder Michael Haydn) vollendet hätte, was Mozart nicht mehr schaffen konnte. Jeder der beiden Haydn-Brüder hätte Mozarts Skizzen ausarbeiten und meisterhafte Musik für die fehlenden Abschnitte komponieren können.
Daniel Floyd, 15. Dezember 2025
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Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem in d-Moll, KV 626
Großer Saal der Stiftung Mozarteum, Salzburg
5. Dezember 2025
Dirigat: Roberto González-Monjas
Bachchor Salzburg
Mozarteumorchester Salzburg