
Diese Produktion war bereits im Mai 2024 in Piacenza zu sehen gewesen, weshalb ihre Entstehungsgeschichte bzw. jene des Werks hier nicht wiederholt werden muss, weil damals im „Opernfreund“ besprochen. Sie war nach Modena gewandert, weil es sich um ein gemeinsames Projekt der beiden Häuser der Region Emilia-Romagna handelt.
Die ursprüngliche Besetzung sollte erhalten bleiben, doch sagte die in Bari als Manon Lescaut beschäftigte Marigona Qerkezi kurzfristig ab (was zählen gültige Verträge eigentlich heute noch?), und da es nicht leicht ist, einen studierten Ersatz für die relativ selten gespielte Oper zu finden, musste Marily Santoro die schwierige Rolle der Lucrezia Contarini in wenigen Tagen lernen. Sie verfügt über einen gut sitzenden, relativ schlanken Sopran, mit dem sie auch die herausfordernden Höhen in den Arien der Lucrezia klaglos bewältigte und somit ein zufriedenstellender Ersatz für ihre absagende Kollegin war. Die Rolle des alten Foscari interpretierte Luca Salsi einmal mehr mit Herzblut – er singt den unglücklichen Dogen ja seit 2011, aber kein Funken Routine machte sich bemerkbar, der Künstler war im Gegenteil mit der Figur geradezu verschmolzen, ob in szenischer oder vokaler Hinsicht. Ein großes, tiefgehendes Erlebnis! Seinen Sohn Jacopo sang Luciano Ganci mit strahlend gleißendem Tenor, dem keine der zahlreichen Schwierigkeiten, mit denen der junge Verdi die Rolle gespickt hat, Angst einflößte. Eigentlich hat dieser Jacopo ja nur zu klagen, aber als Publikum genießt man so wunderschön vorgetragene Lamenti. Antonio Di Matteo sang verlässlich die undankbare, weil kaum umrissene Bassrolle des Foscari-Feindes Loredano, auch die Comprimari in Minirollen waren zufriedenstellend.

Ein neuerlicher Genuss auch der prachtvolle Klang des von Corrado Casati einstudierten Chors des Teatro Municipale di Piacenza. Am Pult des Orchestra dell’Emilia-Romagna Arturo Toscanini war Matteo Beltrami stark gefordert, da es nicht viel mehr als eine Verständigungsprobe gegeben hatte. Umso bewundernswerter, wie er dem in der Rolle debütierenden Sopran beistand, dennoch keinen Augenblick das große Ganze aus den Augen verlor und eine musikalische Spannung aufbaute, wie sie den Jugendwerken des großen “Peppino“ so gut ansteht.
Nach häufigem Szenenapplaus entlud sich am Schluss anhaltender Jubel des begeisterten Publikums.
Eva Pleus, 24. Februar 2024
I due Foscari
Giuseppe Verdi
Teatro Comunale Pavarotti Freni
21. Februar 2024
Musikalische Leitung: Matteo Beltrami
Inszenierung: Joseph Franconi Lee
Orchestra dell’Emilia-Romagna Arturo Toscanini