Solingen: „Rigoletto“

Glanz schöner Stimmen

Das Melodram über den buckligen Zyniker, den von Haß und Eifersucht zerfressenen, rachsüchtigen Narren Rigoletto am Hof des Herzogs von Mantua gehört zu den publikumswirksamsten und beliebtesten Opern des Erfolgskomponisten Giuseppe Verdi. Der wiederum hatte es einem Stoff Victor Hugos nachempfunden und der Zensur zuliebe auf ein fiktives Mantua übertragen. Nicht zuletzt tragen die Gassenhauer „Bella figlia dell´amore“, „Questa o quella“, „Figlia – mio padre“, und vor allem die unsterblichen „Caro nome, che il mio cor“ und „La donna è mobile“ zu dieser Bekannt- und Beliebtheit bei.

Auf minimalistisch ausgestatteter, karger Bühne läßt Igor Folwill die Eigenproduktion des Solinger Kulturbüros mit den Bergischen Symphonikern stattfinden – und überzeugte im Remscheider Teo Otto Theater ebenso wie bei der begeistert aufgenommen Solinger Premiere. Zwar waren es am vergangenen Samstagabend nur 185 Opernfreunde, die ins Remscheider Theater gekommen waren, doch feierten sie Sänger und Orchester mit tosendem Beifall, auch Szenenapplaus, Bravi und am Ende stehenden Ovationen. Am Sonntag konnten immerhin rund 350 Besucher gezählt werden.

Ein außerordentlicher Erfolg. Frank Dolphin Wong glänzte mit voluminösem Bariton und ergreifender Darstellung als der unentwegt „Vendetta“ verlangende Rigoletto, Francisco Almanza stand ihm mit strahlendem Tenor (sieht man von einigen Kratzern im Ansatz ab) in nichts nach. Das Trio der gefeierten Stimmen wurde von der hinreißenden Stephanie Elliot als Rigolettos Tochter Gilda komplettiert. Ihr lupenreiner Sopran strahlte bei berührender Dramatik auf hohem Niveau, nahm das Publikum im Solo wie in den herrlichen Duetten mit Almanza und Wong mit. Indisponiert schien Slavin Peev, dessen Baß als Mörder Sparafucile nicht überzeugen konnte. Hingegen machte Anna Wagner als Maddalena mit warmem Mezzo einen guten Eindruck. Sie sprang übrigens auch durch Einsingen für die stimmlich indisponierte Polly Olszak ein. Hohe Qualität kann auch dem ausgezeichneten Herrenchor unter Horst Meinardus bescheinigt werden Veritabel begleitet von den Bergischen Symphonikern unter GMD Peter Kuhn, deren Blech anfangs ein zwar wenig unsauber war und die Monterones (klangvoll: Sang-Wook Bang) erste Baß-Arie leider brutal erschlugen, entfaltete sich im Übrigen eine hörenswerte und für ein Stadttheater überaus beachtliche Inszenierung. Ein weiterer Beleg dafür, daß die Städte Solingen und Remscheid nicht auf ihr Orchester als kulturellen Mittelpunkt verzichten können.

Dank an Frank Becker

www.musenblaetter.de

Eine Produktion des Kulturbüros Solingen
Musikalische Leitung: GMD Peter Kuhn – Regie und szenisches Arrangement: Igor Folwill – Kostüme: Angela Schuett – Chor: Horst Meinardus – Maske: Doris Königstein – Regieassistenz: Vivian Guerra – Foto: Hans Knopper Solisten: Herzog von Mantua: Francisco Almanza – Rigoletto: Frank Dolphin Wong – Gilda: Stephanie Elliott – Graf von Monterone: Sang Wook Bang – Graf von Ceprano: Wolfgang Krupp – Gräfin von Ceprano: Anna Wagner – Marullo: Christoph Bier – Borsa Matteo: Carles Prat – Sparafucile: Slavin Peev – Maddalena: Anna Wagner – Giovanna/Page: Polly Olszak (am 11.5. eingesungen von Anna Wagner) P.S. Opernfreund-Touristinfo

Photo (c) Bilsing Die Müngstener Brücke verbindet Remscheid und Solingen in 107 Meter Höhe und ist damit immer noch die höchste Eisenbahnbrücke Deutschland