Nach zwei fulminanten Opernaufführungen im Rahmen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik kam das Oratorium „Juditha triumphans“ von Antonio Vivaldi im Tiroler Landestheater zur Aufführung. Der italienische Komponist Antonio Vivaldi (1678 in Venedig geboren, 1741 in Wien gestorben) wandte sich nach seiner Priesterweihe intensiv der Komposition von Opern zu und verfasste viele Werke für die Opernhäuser in Italien, aber auch für Wien, wo er im Jahr 1741 verstarb. Von seinen etwa 50 Opern blieben nur 20 erhalten, manche nur in einzelnen Akten.
Die spannungsgeladene Handlung des Oratoriums, dessen Uraufführung 1716 in Venedig (Chiesa della Pietà) stattfand und dessen Libretto Giacomo Cassetti verfasste, ist im Grunde eine biblische Geschichte. Die Kurzfassung: Judith, die Heldin der Story, weist die Eigenschaften einer Betrügerin auf, während Holofernes als eigentlicher Bösewicht vom Kriegsherrn zum betrogenen Liebhaber mutiert und schließlich von Judith enthauptet wird.
Die Aufführung im Tiroler Landestheater ist eine Koproduktion mit dem Teatro La Fenice in Venedig und wurde vom scheidenden Festwochen-Intendanten Alessandro De Marchi dirigiert, wobei er das Festwochen-
Orchester und den Coro Maghini (Einstudierung: Claudio Chiavazza) leitete. Sein Dirigat, das während der Ouvertüre sehr temperamentvoll war, im Laufe der fast dreistündigen Vorstellung auch die zartesten Klänge gefühlvoll interpretierte und damit auch die Einsätze des fünfköpfigen Sängerinnen-Ensembles auf perfekte Art und Weise gab.
Regie führte Elena Barbalich aus Venedig, deren konsequente Personenführung für alle fünf Sängerinnen positiv zu bewerten ist. Für das beeindruckende Bühnenbild zeichnete Massimo Checchetto verantwortlich, der in Venedig als langjähriger Direktor für Bühnenbild am Teatro La Fenice mit vielen großen Künstlern der internationalen Theaterszene zusammengearbeitet hat. Die prächtigen Kostüme entwarf Tommaso Lagattola, für das eindrucksvolle Lichtdesign zeichnete Fabio Barettin verantwortlich.
Juditha, die Titelheldin, wurde von der österreichischen Mezzosopranistin Sophie Rennert hervorragend gespielt und gesungen. Als junge Witwe aus Betulia, der von Holofernes angegriffenen Stadt, hatte sie eine exzellente Bühnenpräsenz, die alles überstrahlte. Ihr großer Gegenspieler Holofernes, Feldherr der Assyrer, wurde von der in Moskau geborenen Mezzosopranistin Anastasia Boldyreva gleichfalls exzellent gespielt und gesungen. Keine Höhe war zu schwierig und ihr „herrischer“ Auftritt war jedes Mal ein Ereignis!
Die Sopranistin Arianna Vendittelli, oftmals Star der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, spielte die Rolle des Vagaus, eines Knappen des Holofernes, mit sportlichem Elan, wobei sie gesanglich so manche Höhe zu bewältigen hatte. Die englisch-französische Mezzosopranistin Emilie Renard als Abra, Magd der Juditha, war gleichfalls Preisträgerin beim Cesti-Gesangswettbewerb in Innsbruck und stimmlich wie schauspielerisch Sonderklasse. Die Rolle des Ozias, Hohepriester von Betulia, spielte die Mezzosopranistin Lorrie Garcia. Auch sie glänzte sowohl stimmlich wie darstellerisch in jeder Szene.
Das Publikum im Tiroler Landestheater war von den Gesangsleistungen aller fünf Sängerinnen so begeistert, dass es immer wieder mit Szenenapplaus und „Bravi“-Rufen die Vorstellung begleitete. Am Schluss gab es vom gesamten Publikum anhaltenden Beifall für alle Künstler, den Dirigenten und das Festwochenorchester, aber auch für den dunkelrot gekleideten Coro Maghini. Für Alessandro De Marchi, der als Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik sein letztes „Opernwerk“ dirigierte, war es wohl ein würdiger Abschied vom Innsbrucker Publikum.
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Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2023
Oratorium „Juditha triumphans“ von Antonio Vivaldi
Vorstellung: 25. 8. 2023 im Tiroler Landestheater
Regie führte Elena Barbalich
Dirigat: Alessandro De Marchi