Trotz Pech und Pannen siegt die Musik bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2019

Besuchte Vorstellungen am 13., 14. und 15.09.2019

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft mit Jahreshauptversammlung erneut und mit Begeisterung bei den Strausstagen in Bad Reichenhall

Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft kann einfach nicht vom Strauss Festival in Bad Reichenhall lassen. Dieses Jahr erneut zusammen mit der Jahreshauptversammlung (bereits zum dritten Mal), etwa 45 Mitgliedern der Gesellschaft inclusive einiger Gäste und mit einigen Problemen. Die Hotelzimmer waren – obwohl vor fast einem Jahr gebucht – nicht mehr alle vorrätig, da ein Schaden im Hotelbereich es erforderte, dass einige Straussianer für eine Nacht nach Österreich auswandern und im Schwesternhotel in Salzburg übernachten mussten. Ein kleines bisschen Durcheinander, doch ein Straussfreund lässt sich von so etwas nicht abschrecken. Und dann die Hiobsbotschaft vom Festival: Generalmusikdirektor Christian Simonis muss bekanntgeben, dass die beiden Operetteneinakter „Salon Pitzelberger“ von Jaques Offenbach und „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé ersatzlos entfallen müssen. Der tragende Tenor muss aus schwerwiegenden Gründen kurzfristigst leider absagen und in der Kürze der Zeit ist kein adäquater Ersatz zu finden, die Probenzeit zu gering. Dies ist umso bedauerlicher, weil diese beiden kleinen Meisterwerke nur sehr selten aufgeführt werden und man sich deshalb besonders darauf gefreut hat. Aber Christian Simonis, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft ist, zaubert für die Mitglieder der Gesellschaft an diesem Freitagabend – bzw. Spätnachmittag ein Zuckerl aus dem Hut. Sein Geiger Fred Ullrich, der 2012 das „Salonquartett Reich an Hall“ gegründet hat, spielt für die Mitglieder der Gesellschaft im Hotel und es ist bombastisch. So kommt die Musik trotz des Ausfalls doch noch zu ihrem Recht. Die Stimmung innerhalb der Gesellschaft ist trotz allem hervorragend und niemand hat die zum Teil doch recht lange Reise nach Bad Reichenhall bereut. Und wenn auch die nächste Jahreshauptversammlung der Gesellschaft in Frankfurt sein wird, verspricht man den Reichenhallern auch bei den Strausstagen 2020 wieder dabei zu sein. Doch nun der Reihe nach.

Mit launigen, aber auch bedauernden Worten eröffnet Christian Simonis das Strauss Festival mit einer internen Veranstaltung. Fred Ullrich und Svetlana Glebova an den Violinen, Patricia Hawkins an der Viola und Barbara Eger am Violoncello haben in kürzester Zeit ein sensationelles Programm aus dem Hut gezaubert. Der Coburger Marsch von Michael Haydn, 6 Ländler von Franz Martin Pechatschek, der Contretanz „Der Sieg vom Helden Coburg“, Neue brillante Solo Ländler in D von Michael Pamer, 6 Walzer von Joseph Wilde, Gedenkblättchen, Polka francaise von Philipp Fahrbach jun., Neue Wiener Ländler op.1 von Joseph Lanner, die Sperl-Polka von Johann Strauss Vater, 6 Wiener Walzer von Carl Friedrich Ebers und schließlich der Galopp aus „Pariser Leben“ von Jacques Offenbach sind ein Programm, welches nicht alltäglich ist. Im Einzelfall deutsche Erstaufführungen und ein Programm, welches unser Vorsitzender Dr. Ingolf Roßberg als „erste Sahne“ bezeichnete. Das Salonquartett zeichnet sich durch musikalische Vielseitigkeit, eine immer durchdachte Programmgestaltung mit entsprechender Moderation sowie verbunden mit einem hochqualitativen Auftreten.

Salonquartett (Reich an Hall)

Der in Erfurt geborene Fred Ullrich, der Leiter des Salonquartetts „Reich an Hall“ führt mit launigen Worten wissend durch das nicht alltägliche Programm. Ein harmonisches Miteinander, mit musikalischen Leckerbissen in eigen Arrangements reißen das Publikum zu stürmischem Applaus nach jeder Nummer hin. Voller Rhythmus, mit unglaublich viel Gefühl und Einfühlungsvermögen präsentiert, wird dieses Konzert zu einem reinen Vergnügen. Ein rundum glückliches und zufriedenes Publikum erlebt einen „reichhalligen“ Konzertgenuss vom Feinsten. Das Sonderkonzert für die Straussfreunde ist eingeschlagen und hat alle begeistert mitgenommen. Das als Geste für die Absage der Operetteneinakter und die Probleme mit den Zimmern gedachte Konzert wird zu einem der Höhepunkte dieses Strausstage. Ohne Zugabe gehen die exzellenten Künstler nicht von der Bühne und sie erfreuen zum Abschluss mit „Ach bitte noch einen Walzer“ von Richard Eilenberg.

Am nächsten Vormittag findet die Jahreshauptversammlung 2019 statt. Der Vorsitzende informiert darüber, dass es seit kurzem einen neuen sehr schön gestalteten Flyer der Gesellschaft gibt und dann gibt er unter Beifall bekannt, dass der Startschuss für die lange vermisste Internetseite der Gesellschaft unter „www.djsg.de“ in diesem Moment erfolgt und dass die Seite ab sofort freigeschaltet und erreichbar ist. Lange hat man darauf gewartet und freut sich deshalb umso mehr. Neben etlichen organisatorischen Dingen steht dann noch eine Besonderheit auf der Tagesordnung. Nach langen Jahren wird wieder eine Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft vergeben.

Ehrenmitglied Rudolf Maeder (rechts) und Vorsitzender Dr. Ingolf Roßberg

Der Schweizer Pianist und Tausendsassa Rudolf Maeder, ein Urgestein der Gesellschaft und fast 25 Jahre dabei, bekommt diese hohe Auszeichnung der Gesellschaft vom Vorsitzenden und stürmischem Beifall der Mitglieder überreicht. Er, der nicht nur als Pianist manche Veranstaltung erst mit dem notwendigen Feuer versah, ist auch ein großer Übersetzer, der über viele Jahre für die Schrift „Neues Leben“ unzählige Artikel tadel- und fehlerlos übersetzte und damit mit dafür sorgte, dass die Hefte immer pünktlich und inhaltlich einwandfrei erschienen. Die letzten Jahre arbeitete er unermüdlich in der Redaktion von „Neues Leben“, aus der er sich leider aus Altersgründen zurückziehen musste, nicht ohne der Gesellschaft seine Dienste im Notfall weiter anzubieten. Und Notfälle werden wir in der Zukunft sicher genug haben. Danke für einen liebenswerten, launigen, geselligen Freund, der in seiner unnachahmlichen Art ein Aushängeschild der Gesellschaft ist und der sichtlich überrascht, aber auch gerührt die hohe Auszeichnung entgegennimmt. Ein herzliches Dankeschön und hohe Anerkennung für die geleistete Arbeit.

Am Nachmittag wird es wieder etwas ernster. Der junge, in Lübeck geborene Dramaturg und Theaterwissenschaftler, Dr. Matthias Kaufmann hält einen sehr gut besuchten Vortrag über „Jaques Offenbach und Johann Strauss – Ideologie und Spielplan-Politik der Operette im Nationalsozialismus“. Nach einer kurzen Begrüßung durch GMD Christian Simonis gelingt es dem Referenten ein eigentlich trockenes Thema so spannend zu gestalten, dass man ihm gerne zuhört.

Vortrag Dr. Matthias Kauffmann

Der ausgewiesene Kenner der Materie, der mit eine Dissertation über die Operette im „Dritten Reich“ promovierte hat ein vielbeachtetes Buch zu diesem Thema herausgegeben, in welchem er erstmals umfangreiches Archivmaterial zur Geschichte des Berliner Metropoltheaters, der führenden Operetten-Institution im „Dritten Reich“ (später übrigens Komische Oper) ausgewertet hat. Im Anschluss an den hochinteressanten Vortrag wollten die Fragen fast nicht abreißen, die dem jungen Operettenfachmann gestellt wurden.

Am Abend dann eine Operettengala der ganz besonderen Art. Unter dem Titel „Johann Strauss und England“ in Zusammenarbeit mit der Johann Strauss Society of Great Britain und der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft stellt man ein Programm auf die Beine, welches überwiegend von Sir Arthur Sullivan, Gilbert & Sullivan und Johann Strauss Vater und Sohn beherrscht wird. Dabei werden alle Gesangsstücke in Englisch dargeboten, auch für die Sänger kein Alltag und für die Zuhörer auch nicht. Dieses Publikum ist jedoch von dieser neuen Art einer Operettengala begeistert und zeigt dies mit endlosem Applaus zwischen den Stücken und am Ende des ebenfalls außergewöhnlichen Konzerts. Die Bad Reichenhaller Philharmoniker, ein ausgezeichnetes, toll eingespieltes und klangvolles Orchester treten im Königlichen Kurhaus unter ihrem exzellenten Dirigenten Christian Simonis eindrucksvoll auf. Bereits mit der ersten Nummer, der Overtura di Ballo von Sir Arthur Sullivan reißen sie das Publikum mit. Man merkt jedem einzelnen Musiker an, dass er mit größtem Engagement, Feuer, aber auch viel Liebe bei der Sache ist. Die Bad Reichenhaller Philharmoniker spielen an diesem Abend so, als wenn sie nie etwas anderes als die englischen Operetten spielen würden, zupackend, zurückhaltend, leicht, locker, aufbrausend, alles stimmt an diesem Abend. Und dies liegt zum großen Teil auch an ihrem Leiter Christian Simonis, der die zweite und dritte Jugend am Dirigentenpult erlebt, aufblüht und sich mit aller Leidenschaft – und davon besitzt er eine Menge – bis zur letzten Faser einsetzt. Er fiebert mit seinen Musikern richtig mit, ist voller Engagement dabei, peitscht seine Musiker nach vorne, hält sie aber auch mit harter und gleichzeitig leichter Hand zurück, wenn er sängerdienlich die Wogen ein bisschen zurückschraubt um die Solisten nicht zu übertönen. Er hat die Zügel in der Hand und vollbringt, gemeinsam mit seinen Musikern, Höchstleistung. So macht die Musik Freude, so reißt es auch das Publikum mit und so erlebt man englische Operette auf eindrucksvolle Art und Weise.

Harald Wurmsdobler, Christine dell´Antonio, Christian Simonis, Alexander Tremmel, Claus J. Frankl

Dann betritt der in Bayreuth geborene Claus J. Frankl die Bühne. Er ist an diesem Abend für die Moderation zuständig, für die verbindenden Worte, für die Erklärungen, für die Übergänge. Er findet für alles die richtigen Worte, mit gründlichem Wissen, aber auch mit entsprechender charmanter und kurzweiliger Überleitung bringt er als Allroundkünstler die Zuhörer auf seine Seite. Ich habe über ihn bei anderer Gelegenheit einmal gesagt: „Hier merkt man, dass mit ihm ein Vollblutkömodiant, ein Vollblutsänger, ein Vollblutregisseur, einfach eine „Wunderwaffe“ der Operette auf der Bühne steht.“ Er gibt den Ton an, ist Mittelpunkt des Geschehens seine Überleitungen sind einfach prima und daneben singt er auch noch gut. Das zeigt er gleich bei der ersten Nummer, dem Lied aus „The Pirates of Penzance“, I am the very model of a modern Major General von Sir Arthur Sullivan & William Schwenck Gilbert. Und er macht aus dieser Nummer ein wahres Kabinettstückchen. Mit beweglicher tenoraler Stimme weiß er zu gefallen und gerade hier kann er auch wieder sein spielerisches komödiantisches Talent voll zum Einsatz bringen. Dann wieder Christian Simonis mit seinem wunderbaren Orchester. Die Philharmoniker bringen die Alice Polka von Johann Strauss Vater, die eigens für den großen Hofball Ihrer Majestät Viktoria, Königin von England komponiert worden war und die Huldigung der Königin von Großbritannien, den Walzer op. 103 ebenfalls von Johann Strauss Vater. Er war Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien gewidmet und die Erstaufführung war in London, am 26. Juli 1838. Rasant, feurig, durchschlagskräftig auch hier wieder die Philharmoniker und federnd mitgehend, sich selbst und seine Musiker mitreißend Christian Simonis. Es ist einfach eine Freude ihm zuzuschauen, wie er mit allen Fasern seines Körpers in die Musik eintaucht und sich von ihr leiten lässt. Danach aus der Operette „The Mikado“ von Gilbert & Sullivan das Lied „The sun whose rays are all ablaze“. Und hier tritt die Wienerin Christine dell´ Antonio auf und sie ist eine Ohren- und eine Augenweide. Ihr leuchtender, warmer, silbrig glänzender, jede Höhe erklimmender, stimmschöner, vollmundiger flirrender Sopran reißt einfach mit und mir scheint, dass ihre Stimme noch durchschlagskräftiger und voluminöser geworden ist. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie vor drei Monaten ein kleines Mädchen zur Welt gebracht hat, welches der stolze Vater liebevoll umsorgt, und welches ich in der Pause sehen durfte. Herzlichen Glückwunsch. Da sie auch eine außergewöhnliche spielerische komödiantische Seite hat, wird jeder Auftritt von ihr einfach zu einem Vergnügen und den Herren im Publikum verdreht sie auch – in allen Ehren – den Kopf. Sie wird mit prasselndem Beifall von der Bühne verabschiedet und dann kommen Harald Wurmsdobler und Alexander Tremmel mit dem Duett „We´re called dondolieri“ aus „The Gondoliers“ von Gilbert & Sullivan. Der Oberösterreicher Harald Wurmsdobler, der ebenso wie Christine dell´Antonio kein unbekannter in Bad Reichenhall ist, beweist, warum man ihn immer wieder verpflichtet. Er hat einen sehr schönen, weichen, runden, gefälligen, weichen Tenor, den er zurückhaltend führt, der aber auch zu Ausbrüchen in der Lage ist und dann ist da noch Alexander Tremmel, ein junger Tenor, der in Wien geboren ist und der wenige Tage vor der Aufführung ins kalte Wasser geworfen wurde. Es ist zu bewundern, wie er mit seinem hellen, klaren, hohen und verständlichen Tenor diese Arien meistert, die sicherlich nicht zu seinem Repertoire zählen. Eine beeindruckende Leistung, genau wie die darstellerischen Vorzüge beider Künstler, die sich nichts nachgeben und die ein herrlich skurriles Duett auf die Bretter stellen. Vor der Pause zum Abschluss dann Johann Strauss Sohn. Von ihm erklingt, souverän wie alle anderen Orchesterstücke, der Walzer „Erinnerung an Convent Garden“ nach englischen Volksmelodien op. 329. Schmissig und feurig, wie man begonnen hat, wird man in die Pause entlassen.

Christian Simonis, Harald Wurmsdobler, Christine dell´Antonio, Alexander Tremmel, Claus J. Frankl

Nach der Pause der Barataria-Marsch op. 47 von Karl Komzák (Junior) nach Motiven der Operette „The Gondoliers“ von Gilbert & Sullivan und auch er wird exzellent dargeboten. Dann kann Alexander Tremmel zeigen, was in ihm steckt. Von Gilbert & Sullivan zelebriert er geradezu das Lied aus „The Gondoliers“ Take a pair of sparkling eyes. Hier kann er zeigen, welchen stimmschönen, sicheren Tenor er besitzt. Viel Beifall für ihn. Dann das Lied „Poor wandering one“ aus „The Pirates of Penzance” von Gilbert & Sullivan, in welchem alle vier Solisten zeigen können, was in ihnen steckt. Man merkt ihnen, neben dem stimmlichen Vermögen, auch an, wie ihnen dies gefällt, wie sie aufeinander eingehen und wie sie zeigen, was es heißt, wenn sich mit einem Stück, welches einem sicher nicht so geläufig sein dürfte, zu identifizieren. Es erfreut die Zuhörer, die das auch lautstark zu Gehör bringen. Dann das Lied aus „The Mikado“ A wandering minstrel von Gilbert & Sullivan, welches Harald Wurmsdobler gefühl- und eindrucksvoll darbietet. Man sieht und hört ihm an, dass es etwas Besonderes ist, aus dem normalen Operettenalltag einmal auszubrechen. Dann wieder die vorzüglichen Philharmoniker mit ihrem Chef Christian Simonis. Rasant, feurig, gefühlvoll und einfach nur toll spielen sie von Eduard Strauss den Greeting Waltz und von Josef Strauss die Polka schnell op. 211, Farewell. Zum Schluss, und dies nimmt das Publikum mit äußerstem Bedauern zur Kenntnis dann noch einmal alle vier Künstler und alles aus „The Mikado“ und zwar einmal das Madrigal „Brightly dawns our weddiung day“ und dann das Finale „For he´s gone and married Yum. Noch einmal holen sie alles aus sich heraus und zeigen, was in ihnen steckt. Langanhaltender stürmischer Applaus für einen Operettenabend der etwas anderen Art, der natürlich Zugaben förmlich herausfordert. Einmal von Josef Strauss die Polka schnell „For ever!“ und nochmals alle Solisten mit „Dance a Cachucha“ aus „The Gondoliers“ von Sir Arthur Sullivan.

Am Sonntagvormittag wandelt man erneut ins Königliche Kurhaus um eine „Hommage an den Zirkus“ zu erleben. Und ich gebe gerne zu, dass ich nur widerwillig hin gewandelt bin. Jedoch wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre mir ein tolles sensationelles Erlebnis entgangen. Und das Publikum sah es genau so, denn es wollte am Schluss gar nicht mit dem Applaudieren aufhören. Am Pult der Bad Reichenhaller Philharmoniker stand an diesem Vormittag Reto Parolari. Der aus Winterthur in der Schweiz stammende Dirigent, der auch als Komponist und Arrangeur in Erscheinung tritt, gilt europaweit als Fachmann der sinfonischen Unterhaltungsmusik. Neben vielem anderen ist er seit 1997 Chefdirigent beim internationalen Circusfestival in Monte Carlo.

Reto Parolari mit Hupen und am Xylophon

Und dieser Reto Parolari, übrigens auch Mitglied der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, zündet ein Feuerwerk an musikalischer Leidenschaft, an schwung- und stimmungsvollen Melodien, an leidenschaftlichen feurigen Weisen und dazwischen auch noch als Solist an den Hupen und am Xylophon. Was er mit dem Orchester anfängt ist pure Leidenschaft, grandiose Abläufe und teilweise atemberaubende Arrangements. Ihn am Pult zu erleben ist schon eine Klasse für sich. Eine andere Art wie Christian Simonis, aber eine ebensolche beeindruckende leidenschaftliche Orchesterbehandlung. Die bekanntesten Circusmelodien, die man gar nicht mehr im Ohr hat, an die man sich jedoch sofort erinnert und dies aller voller Leidenschaft und Hingabe. Begonnen mit dem Circusmarsch aus dem Film „Cyrk“ von Isaak Dunajewski, gefolgt vom beeindruckenden Säbeltanz aus dem Ballett „Gayaneh“ von Aram Chatchaturjan und dann den Walzer „Über den Wellen“ von Juanito Rosas. Danach kommt eine Eigenkomposition des Meisters, der Hupenwalzer, den er fehlerlos, rasant, leidenschaftlich einem begeisterten Publikum darbietet. Das berühmte „Begin the Beguine“ von Cole Porter und das Intermezzo „Der Jongleur“ von Nico Dostal schließen sich an. Dann der offizielle Marsch des Internationalen Circusfestivals Monte Carlo, der von ihm arrangierte Marsch „Cirque dans l´Univers von Jo Moutet/Robert Chabrier, danach das Paradestück circensischer Musik, den „Mambo Jambo“ von Peres Prado und den ebenfalls sehr bekannten „The Tiger Rag“ von Nic da Rocca/Reto Parolari. Danach der „Flick-Flack“ von Albert Vossen und beeindruckend wieder Reto Parolari am Xylophon. Er bearbeitet dieses Instrument mit einer Leichtigkeit und Leidenschaft, die seinesgleichen sucht. Das letzte offizielle Stück ist von Irving Berlin „There´s now business like showbusiness“. Die Beifallsstürme erzwingen förmlich noch zwei Zugaben. Einmal das berühmteste Xylophonsolo „Erinnerung an Circus Renz“ von Gustav Peter, welches er meisterhaft interpretiert und zum guten Schluss das Paso-doble „Arriba Palma“ von einem seiner damaligen Lehrer Heinz Buchold.

Drei Tage mit tollen Eindrücken, entfallenem und unerwartetem Konzert, alles wahre Publikumsrenner und einem mehr als zufriedenem Gefühl beim Heimgang. Im nächsten Jahr sind wir mit Sicherheit wieder hier, dann zu einer großen Musical-Gala „Highlights aus den Musicals“, einer Operettengala „Nichts als ein Traum vom Glück“ zum 150 Geburtstag von Franz Lehár und schließlich zur Matinee „In den Gärten von Pawlowsk – Die Sträusse in Russland.

Manfred Drescher 20.09.2019

Bilder Eigenaufnahmen