Berlin: „Dornröschen“ zum 2. in alternativer Besetzung

Tschaikowskys Klassiker Dornröschen ist das neue Highlight beim Staatsballett. Die opulente Produktion von Marcia Haydée sollte sich kein Ballettfreund entgehen lassen. Und man kann sogar zwischen mehreren Besetzungen wählen! In der Aufführung am 28. 5. 2022 – der 4. seit der Premiere – waren führende Mitglieder der Compagnie zu erleben, so dass man keinesfalls von einer „2. Besetzung“ sprechen kann. Das Ereignis des Abends war der Prinz Desiré von Daniil Simkin, der wahre Wunder an Sprungreihen vollbrachte und mit bestechender Noblesse aufwartete. Jede einzelne Figur zelebrierte dieser Ausnahmetänzer mit absoluter Perfektion und scheinbar müheloser Leichtigkeit. An seiner Seite war Iana Salenko eine zauberhafte Prinzessin Aurora – grazil, leicht, flink und mit jugendlicher Anmutung. Die schwierigen Balancen im Rosen-Adagio bewältigte sie konzentriert, die nachfolgende Variation in souveräner Manier. In majestätischer Vollendung gelang dem Paar der Pas de deux am Schluss mit exquisit zelebrierten Soli.

Neu besetzt war auch die Carabosse mit Arshak Ghalumyan, der zwar nicht die tänzerische Rasanz seines Vorgängers erreichte, doch mit bedrohlicher Ausstrahlung und herrscherlicher Attitüde ein stimmungsvolles Gesamtporträt zeichnete. Sein spannender Kampf mit dem Prinzen geriet zum Höhepunkt seiner Interpretation. Die neue Fliederfee, Aurora Dickie, besaß nicht die hoheitsvolle Allüre wie ihre Vorgängerin, dafür mehr Anmut und Liebreiz.

Auch in den bekannten Nummern des Divertissements sah man neue Gesichter, so im Duo der Prinzessin Florine mit dem Blauen Vogel Iana Balova und Alexander Bird, die ihre Vorgänger an Biegsamkeit und Eleganz übertrafen. Murilo de Oliveira wiederholte als Ali Baba seine Bravournummer – glanzvoll assistiert von den Edelsteinen Danielle Muir als Amethyst, Luciana Voltolini as Saphir, Aya Okumura als Rubin und Clotilde Tran als Smaragd. Wieder bestaunte man die zauberhafte Ausstattung von Jordi Roig und konnte sich auch am Spiel des Orchesters der Deutschen Oper Berlin (Leitung: Ido Arad) erfreuen, wenn man sich manche Passage auch noch delikater wünschen würde. Der Beifall am Ende dieser Familienvorstellung stand dem der Premiere nicht nach – und auch die kleinsten Zuschauer waren der Aufführung bis zum Schluss begeistert gefolgt.

Bernd Hoppe, 29.5.22

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