Berlin: „Le Corsaire“

Staatsoper Berlin am 14. 3. 2019

Der Nachwuchs glänzt

Eben hat Naxos das Ballett Le Corsaire in der Produktion des Wiener Staatsballetts auf DVD veröffentlicht, da gastierte das Landesjugendballett Berlin im Rahmen seiner regelmäßigen Auftritte in Berliner Theatern mit diesem Stück in der Staatsoper Unter den Linden. Erfreulich, dass das Ensemble dort Gastrecht bekommen hatte, und der triumphale Erfolg des Abends, der Tanz auf höchstem Niveau bot, rechtfertigte dies auf beeindruckende Weise.

Der Künstlerische Leiter des Institutes, Gregor Seyffert, hatte die Choreografie besorgt und sich dabei am historischen Vorbild Marius Petipa orientiert. Das Ballett mit der Musik von Adophe Adam und Ludwig Minkus (die hier vom Band eingespielt wurde) gehört zu den anspruchsvollsten des klassisch-romantischen Repertoires und einmal mehr erstaunten die Studenten der unterschiedlichen Jahrgänge mit ihren exquisiten Leistungen. Da waren weder Nervosität, Unsicherheiten oder gar Patzer zu bemerken. Professionell und mit stupender Perfektion absolvierten die Interpreten selbst die schwierigsten Figuren. Und derer gibt es viele in dieser Choreografie – seien es die Fouettées und Pirouetten der Tänzerinnen oder die Sprünge und Hebungen der Tänzer. Immer wieder wurden die Soli und Variationen, die Pas de deux und Pas de trois mit rauschendem Beifall des Publikums belohnt. Auch die Gruppentänze – vor allem im Traumbild des Pascha Seyd – waren von staunenswerter Synchronität und in den vielen Halbsoli präsentierten sich hoffnungsvolle Talente.

Kaum kann man einen Namen von der Besetzungsliste herausheben, aber die Palme gehört wohl doch der 17jährigen Elena Iseki in der weiblichen Hauptrolle der Medora. Die Tochter einer japanischen Tanzlehrerin und eines Russen hat bereits einen Vertrag beim Staatsballett Berlin in der Tasche und vielleicht wird man sie dort als Dornröschen sehen können, denn der Tschaikowsky-Klassiker wird für die nächste Saison als Neuproduktion vorbereitet. Sie ist bezaubernd grazil, technisch vollendet und hat schon jetzt die Aura einer Primaballerina.

Auch die zweite weibliche Rolle, Gulnare, war hochrangig besetzt mit Paola de Oliveira Rihan, die mit perfekt auf dem Punkt gedrehten Foettées und schnellen Pirouetten brillierte.

Jinnosuke Tanaka als Korsar Conrad, der Titelheld des Balletts, glänzte mit seiner enormen Sprungkraft und geradezu artistischen Effekten. Bravourös seine grand jétés à la manège und die phänomenalen Hebungen im berühmten Pas de deux des 2. Aktes mit Medora.

Nicht weniger imponierte Haruto Goto als sein Kamerad Ali, dem in diesem Highlight wesentliche bravouröse Teile zufielen, was die Nummer zum Pas de trois erweiterte.

Gleichfalls auf hohem Niveau Masaaki Goto als kraftvoll-sportiver Birbanto und Pedro Oliveira Rihan als Lanquedem sowie die Odalisken von Frieda Kaden, Luiza Tomé Salvador und Anna Yeh, die in ihren schwierigen Variationen brillierten.

Der Abend endete im Jubel und weckte die Hoffnung auf einen weiteren glanzvollen Auftritt der Ballettschule in der nächsten Saison.

Bernd Hoppe 16.3.2019

Fotos (c) Jan Revazov