Braunschweig: Neujahrskonzert 1

Südlich der Alpen

Das traditionelle Neujahrskonzert des Staatsorchesters Braunschweig (Bild oben) in der Stadthalle hatte diesmal „Italien“ zum programmatischen Thema; es stand unter dem Motto „Südlich der Alpen“, der Titel einer viersätzigen Orchestersuite des deutschen Komponisten Ernst Fischer (1900 – 1975), die das Konzert offiziell abschloss. In dem melodisch gefälligen Stück, das bis auf eine flotte Tarantella wenig Italienisches enthielt, erwiesen sich die Qualitäten aller Instrumentengruppen des Staatsorchesters, das vom neuen Generalmusikdirektor Srba Dinić mit Präzision und Elan geleitet wurde. Kompositorisch deutlich höheres Niveau als die gehobene Unterhaltungsmusik Fischers hatten dann doch das einleitende „Capriccio Italien“ des Italien-Fans Peter Tschaikowsky und die Ouvertüre zu Bellinis „Norma“, beides ansprechend und akzentreich musiziert. Etwas ungewöhnlich in der Programmgestaltung war der „italienische Wetterbericht“ (so Orchesterdirektor Martin Weller mit bewährter, launiger Moderation) in den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi: Hier präsentierten die vier Konzertmeister des Orchesters je einen Satz aus den bekannten Violinkonzerten, von Streichern und Cembalo delikat begleitet.

Ansonsten gab es mehrere vokale Beiträge aus Werken italienischer Komponisten, vor allem von Giacomo Puccini: Die Sopranistin Ekaterina Kudryavtseva, Braunschweiger Publikumsliebling, sang mit jeweils durchgehend lupenreiner Intonation und sicheren Spitzentönen zunächst den „Musette-Walzer“ aus „La Bohème“, später Neddas „Vogel-Arie“ aus Leoncavallos „Pagliacci“ und – der begeistert gefeierte Glanzpunkt des Konzerts – die anrührend gestaltete Titelmelodie des Italowesterns „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Ennio Morricone. Der in Braunschweig derzeit als Don Carlo zu erlebende Spanier Eduardo Aladrén sang mit tenoraler Strahlkraft „Donna non vidi mai“ aus Puccinis „Manon Lescaut“ – hier teilweise zu stark forcierend – , eine Arie aus „La Fanciulla del West“ – hier mit einigen zu sehr angeschliffenen Höhen – und das in solchen Konzerten wohl unvermeidliche „Nessun dorma“ aus „Turandot“. Gemeinsam sangen die beiden Solisten das unterhaltsame „Mia bella Fiorentina“ aus „Boccaccio“ von Franz von Suppé und – witzig, weil sonst nur Tenören zugeschrieben – „O Sole mio“ als erste Zugabe. Es folgten als weitere Zugaben nun doch noch im Italien-Programm bisher vermisste Stücke von Giuseppe Verdi, das berühmte „Brindisi“ aus „La Traviata“ und – als Überraschung mit dem Chor des Staatstheaters und dem Braunschweiger Konzertchor – der Gefangenenchor aus „Nabucco“. Das begeisterte Publikum in der ausverkauften Stadthalle entließ die Künstler erst nach Wiederholung des „Brindisi“, mit dem ein beschwingtes, teilweise auch berührendes Konzert zu Ende ging.

Fotos © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 3.1.2018