Braunschweig: Mahlers 2. Sinfonie

Gewaltige Klangentwicklungen

In Braunschweig ist man immer noch auf der Suche nach einem/r neuen Generalmusikdirektor(in); in der vorigen Spielzeit 2014/15 hatte der frühere Braunschweiger GMD und Ehrendirigent des Staatsorchesters Stefan Soltesz

die künstlerische Leitung der Sinfoniekonzerte übernommen. In dieser Saison leitet er einige der Abonnementskonzerte; dazu gehörte jetzt die Aufführung der 2. Symphonie von Gustav Mahler. Vor allem dem bedeutenden Dirigenten mit seinem immensen Gespür für Orchesterfarben ist ein bewegendes Konzerterlebnis zu verdanken. Mit gewohnt temperamentvollem und fein differenzierendem Dirigat animierte er das in allen Gruppen glänzende Staatsorchester zu prägnantem und zugleich höchst durchsichtigem Musizieren. Es begann mit dem breit angelegten, pompös auftrumpfenden 1.Satz, von Mahler zeitweilig auch „Totenfeier“ genannt. Dem folgte das fein ausmusizierte, idyllische Andante, in dem die filigranen Pizzicato-Phasen besonders gefielen. Der 3.Satz, die sinfonische Ausformung der skurrilen „Fischpredigt des heiligen Antonius“ aus den „Wunderhorn“-Liedern faszinierte durch schwärmerische Klänge, die im „Schrei des Ekels“ (Mahler) gipfelten. Ebenfalls aus „Des Knaben Wunderhorn“ ist „Urlicht“, das Solo-Lied für Alt und Orchester. Mit ihrem hellen, wunderbar ausgeglichenen und ruhig dahin strömenden Mezzo begeisterte Michaela Selinger. Im monumentalen Finale mit seinen gewaltigen Klangentwicklungen kamen mit herrlich aufblühendem, alles überstrahlendem Sopran Liana Aleksanyan und die hörbar sorgfältig vorbereiteten Chöre (Chor des Staatstheaters: Georg Menskes; Konzertchor: Matthias Stanze) hinzu. Die Begeisterung des Konzertpublikums fand am Sonntagmorgen erst spät ein Ende.

Gerhard Eckels 19.10.2015

Foto Philharmonie Essen