Füssen: „Die Götterdämmerung“

Das Gastspiel aus Sofia ist zu Ende. Kurzbericht

Am Donnerstagabend ging das Gastspiel der Nationaloper Sofia mit ihrer sehenswerten „Ring“-Produktion von Plamen Kartaloff im Festspielhaus Füssen mit einer fulminanten „Götterdämmerung“ zu Ende. Das zum Teil von weither angereiste Wagnerpublikum, aber auch die Allgäuer, welche in großer Zahl den „Ring“ zum ersten Mal überhaupt erlebten, waren begeistert von der Produktion sowie den sängerischen und musikalischen Leistungen des Orchesters unter Erich Wächter. Und nachdem es während des 1. Aufzugs der „Götterdämmerung“ geregnet hatte, nach Sonnenschein noch am Morgen, erleuchtete in der einstündigen ersten Pause just über dem Schloss Neuschwanstein gegenüber des Forggensees ein farbintensiver Regenbogen, der die im Garten vor dem Festspielhaus stehenden Zuschauer zu großer Bewunderung hinriss. Es sah so aus, als würde der „Märchenkönig“ Ludwig II. vom Schloss aus mit dieser Wettererscheinung dem gewagten und schließlich voll gelungenen Unternehmen seine Bewunderung zum Ausdruck bringen. Und der „Kini“ wäre sicher mit der Aufführung zufrieden gewesen.

Die sehr lebendige und aus der Partitur heraus entwickelte Produktion von Plamen Kartaloff in den Bühnenbildern und Kostümen von Nikolay Panayotov und dem fantasievollen und farbintensiven Multimedia Design von Georgi Hristov wirkte wie in Sofia äußerst lebendig und unterhaltsam. Frenetischen Applaus bekam die alle anderen überstrahlende Yordanka Derilova als Brünnhilde, die in der Tat sängerisch wie darstellerisch eine international beachtliche Leistung bot. Aber auch Martin Iliev als Siegfried und Tsvetana Bandalovska als Sieglinde bekamen starken Applaus. Erich Wächter hatte unter den gegebenen Bedingenden eines für ein Musical-Theater gebauten Grabens mit dem Orchester der Nationaloper Sofia ein gutes klangliches Ergebnis erzielt. Auch er bekam mit dem ganzen Orchester auf der Bühne starken Applaus.

Am Rande der Aufführung hörte man Stimmen im Publikum, die regelrecht bedauerten, dass diese „Ring“-Woche nun schon wieder zu Ende sei und man doch daran denken solle, den „Ring“ aus Sofia 2016 erneut zu zeigen. Bei schon jetzt mit einer etwa 70prozentigen Auslastung beachtlichen Antwort auf ein solches in dieser Region nicht gerade zu erwartendes Wagner-Festival wäre mit den vielen „Botschaftern“, die nun über entsprechende Mundpropaganda werbend aktiv werden könnten, ein wohl noch höherer Publikumsandrang zu erwarten. Mit anderen Wagner-Werken, die zusätzlich gespielt werden könnten, entwickelte sich dann vielleicht so etwas wie eine „Allgäuer Bayreuth“. Die Zuständigen sollten sich jedenfalls darüber Gedanken machen, wie auch über einen Umbau des derzeit zu begrenzten Orchestergrabens. In dieser vom wichtigsten Förderer Richard Wagners gekennzeichneten Region könnte die Weiterführung des Wagner-Festivals eine interessante Option darstellen, zumal auch das touristische Potenzial hier mit weltbekannten Sehenswürdigkeiten aufwartet. Mal sehen „…wie das wird“…!

(Detailliertere Rezension von „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ wird folgen).

Klaus Billand 19.9.15

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