Leverkusen: „La Dirindina“ / „La Serva Padrona“

Domenico Scarlatti / Giovanni Battista Pergolesi

Intermezzi mit Intermezzo

Umgeben von großen Opernhäusern bietet Bayer-Kultur in Leverkusen ein echtes Nischenprogramm. Ganz bewusst spielt man dort keine Repertoireklassiker, sondern setzt auf barocke und vorklassische Werke.Der Abend „Intermezzi mit Intermezzo“ ist ein kurzweiliger Opernspaß: Gespielt werden Scarlattis „La Dirindina“ und Pergolesi „La serva padrona“. Zwischendurch gibt es für gerade einmal 20 Euro ein dreigängiges Menü, zu dem der Pantomime Milan Sladek auftritt.

Sladek übernimmt auch in den beiden Kurzopern kleine stumme Rollen: In „La Dirindina“ ist er die verhutzelte Mutter der titelgebenden Sängerin, die von ihrem Gesangslehrer Don Carissimo bedrängt wird. Später macht sich die Sopranistin mit ihrem Schauspiellehrer über ihren Verehrer lustig.

Ausstatterin Olga von Wahl hat hier ein Bühnenbild von gerade einmal einem Meter Tiefe entworfen, das natürlich beengt ist, aber wirkungsvoll eingesetzt wird und Regisseur Kay Link zu viel Schabernack animiert. Die Darsteller agieren gut gelaunt und überzeichnen ihre Charaktere so stark, dass diese fast schon Comic-Figuren werden. Der große körperliche Einsatz behindert sie manchmal beim Singen. Es macht aber Spaß den jungen und frischen Stimmen von Meera Varghese als Dirindina, Manos Kia als Carissimo und Countertenor Michael Taylor als Liscione zuzuhören.

Da das von Werner Ehrhardt an der 1. Geige geleitete Orchester gerade einmal aus acht Streichern und einem Cembalo besteht, werden die Sänger auch nie von den Instrumenten überdeckt. Die Musiker spielen auf ihren historischen Instrumenten sehr schwungvoll und leichtgewichtig auf.

In „La serva padrona“ ist Milan Sladek der männliche Diener im Hause des Uberto, dem seine Dienerin Serpina den Kopf verdreht. Auch diese Inszenierung ist kurzweilig und gelungen, nur stoßen die Aktualitätsbezüge der Regie unangenehm auf: So stellt Serpina den männlichen Diener als ihren Taliban-Verlobten mit Maschinengewehr vor, um die Eifersucht ihres Arbeitgebers zu erwecken.

Schon in „La Dirindina“ war nicht schlüssig umgesetzt, dass die Titelfigur, die hier ein hyperaktives Operngirlie ist, aus einem türkischen Elternhaus stammen soll. So steht es aber im Programmheft. Trotz dieser kleinen Regie-Aussetzer lohnt ein Besuch der „Intermezzi mit Intermezzo“, denn beide Stücke erlebt man selten auf der Bühne und sie sind hier flott inszeniert.

Weitere Vorstellungen folgen noch am 7. und 8. Februar 2015 im Bayer Kulturhaus.

Auch das weitere Opernprogramm in Leverkusen kann sich sehen lassen: Am 19.10. wird als Gastspiel von den Händelfestspielen Halle „Giove in Argo“ gezeigt, am 20.12. folgt Händels „Rinaldo“ als Marionettenoper, die von der Berliner Lautten Compagney begleitet wird. Diese Produktion war schon bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe zu sehen.

Rudolf Hermes 19.9.14
Bilder: Pedro Malinowski