Tecklenburg: „Sister Act“

Perfekte Unterhaltung an warmen Sommerabenden

Derzeit befinden sich die meisten Theater noch in der Sommerpause und die Temperaturen klettern fast täglich über die 30-Grad-Marke. Beste Voraussetzungen für einen schönen Musical-Abend unter freiem Himmel. Gerade in Zeiten in denen schlechte Nachrichten die allgemeinen News-Themen beherrschen, kommt dieses Musical wahrlich zur rechten Zeit. Tecklenburg zeigt mit Sister Act ein sehr ansehnliches Unterhaltungsmusical, welches auf dem bekannten Film aus dem Jahr 1992 basiert. Alan Menken schuf für dieses Musical großartige Songs, die die Ohrwürmer aus dem Film, die aus lizenzrechtlichen Gründen für das Musical nicht genutzt werden, zu keinem Zeitpunkt vermissen lassen. Im Gegenteil, der mehrfache Oscar-Gewinner schuf mit einer Mischung aus Disco-Sound, Gospel und moderner Popmusik ein sehr stimmiges Gesamtwerk. Giorgio Radoja leitet das Orchester der Freilichtspiele schwungvoll durch den rund dreistündigen Abend.

Kurz zum Inhalt, für alle Leser, die den Film bislang nicht gesehen haben. Deloris van Cartier schlägt sich als Nachtclub-Sängerin durchs Leben und träumt von der großen Karriere. Da sie beobachtet wir ihr Liebhaber Curtis Jackson einen seiner Gefolgsmänner erschießt, gerät auch ihr Leben in Gefahr. Lieutenant Eddie Fritzinger, den Deloris noch aus der gemeinsamen Schulzeit kennt, bringt sie daraufhin bis zum geplanten Prozess in einem Kloster unter. Zwei komplett verschiedene Welten treffen aufeinander. In der Betreuung des Nonnenchores findet Deloris eine neue Aufgabe, doch mit dem zunehmenden medialen Erfolg der singenden Nonnen erfährt auch Curtis vom Versteck der Tatzeugin. Regisseur Werner Bauer bringt diese Geschichte temporeich und voller großartigem Humor auf die große Bühne der Festspiele. Auch auf einige kleinere Aktualisierungen dürfen sich die Zuschauer freuen, die das Werk bereits kennen.

Mit Peti van der Velde wurde eine ganz wunderbare Deloris van Cartier gefunden, die Whoopi Goldberg aus der Filmvorlage in Sachen Humor in nichts nachsteht. Gleichzeitig singt sie ganz hervorragend und auch die Wandlung von der selbstbezogenen Gangsterbraut zu einer echten Freundin für die verschiedenen Ordensschwestern gelingt ihr überzeugend. Sehens- und hörenswert auch Masha Karell als Mutter Oberin, die oft gute Mine zum bösen Spiel macht. In weiteren Rollen überzeugen u. a. Martin Pasching als Gangsterboss Curtis Jackson, Fabio Diso als Eddie Fritzinger und Andreas Goebel als Priester. Von den Nonnen ist rollen bedingt Schwester Mary Robert hervorzuheben, da sie als noch etwas unsichere und neugierige Novizin, die größte Wandlung vollzieht. Katia Bischoff macht hier nachhaltig auf sich aufmerksam. Aber auch alle weiteren Rollen sind ganz hervorragend besetzt, was das zahlreich anwesende Publikum auch immer wieder mit großem Applaus bestätigt.

Bei der besuchten Vorstellung war der Zuschauerraum bis auf den letzten Platz belegt, was bei einem Fassungsvermögen von mehr als 2.300 Zuschauern eine sehr beachtliche Leistung ist. Auch die verbleibenden Vorstellungen bis zum 11. September 2022 sind bereits sehr gut gebucht, so dass man hier nicht all zulange überlegen sollte, wenn man sich diesen Theaterabend anschauen möchte. In Verbindung mit der ganz besonderen Atmosphäre in Tecklenburg, kann ein Besuch wärmstens empfohlen werden. Doch Achtung: Sitzkissen sind unbedingt mitzunehmen. Für den Notfall bietet der Förderverein vor der Vorstellung auch Kissen zu fairen 4 Euro pro Stück an. Spätestens hier sollte man zuschlagen, denn sonst wird der Abend auf den eher unbequemen Holzbänken wirklich lang.

Markus Lamers, 16.08.2022,
Fotos: Freilichtspiele Tecklenburg