Essen: Star Wars – Sternenmusik-Gala

Scott Lawton (Dirigent), Knut Elstermann (Moderation)

Gustav Holst
„Mars“ aus der Suite „Die Planeten“

James Horner
„Apollo 13“

Trevor Rabin
„Armageddon“

Tyler Bates
„Guardians of the Galaxy“

Daniel Elfman
„Men in Black“

David Arnold
„Independance Day“

Peter Thomas
„Raumschiff Orion“

John Williams
„E.T.- Der Außerirdische“

Richard Strauss
„Also sprach Zarathustra“

Jerry Goldsmith
„Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“

Jerry Goldsmith
„Star Trek: Der Film“

David Arnold
„Stargate“

Stu Phillips
„Battleship Galactica“

John Williams
„Die Unheimliche Begegnung der dritten Art“

John Williams
Musik-Collage aus „Star Wars“

Das Deutsche Filmorchester Babelsberg gehört mit seinen 100 Jahren zu den ältesten Orchestern Deutschland. In seinen Kindertagen untermalte das 1918 gegründete UFA Sinfonieorchester schon Stummfilme wie Fritz Langs "Metropolis" (1926), Robert Wienes "Das Kabinett des Dr. Caligari" (1920) oder Walter Ruttmanns "Berlin – Die Sinfonie der Großstadt" (1927) musikalisch. Filme, die heute noch in diversen Konzertsälen regelmäßig mit Live-Orchestern aufgeführt werden.

Nach der deutschen Wiedervereinigung gingen 1993 das DEFA-Sinfonieorchester und das Radio Berlin Tanzorchester unter Klaus Peter Beyer zusammen im – unter dem heutigen Namen Deutsches Filmorchester Babelsberg (DFOB) firmierenden. 2007 bezog das Orchester neue Räumlichkeiten für Proben und Verwaltung sowie Studios für Aufnahmen auf dem historischen Filmgelände des Studio Babelsberg. Heute firmiert es nach einer wechselvollen Geschichte als Deutsches Filmorchester Babelsberg (DFOB) und ist nicht nur in zahllosen Kino- und Fernsehproduktionen zu hören, sondern auch mit diversen Konzertprojekten regelmäßig auf Tournee. Man spielt sinfonische Konzerte, Opernprojekte und Crossover-Programme. Im Bereich Film und Fernsehen wurden über 220 Filmmusikproduktionen wie Die Apothekerin, Solo für Klarinette, Otto – Der Katastrophenfilm, Der Tanz mit dem Teufel, The Musketeer, Lauras Stern, 7 Zwerge – Männer allein im Wald oder Der Clown – Payday in den eigenen Studios produziert und eingespielt.

Mit Knuth Elstermann hatte man einen hochkompetenten Fachmann und Moderator zur Hand, der mit Witz, Charme und Wissen durch den Abend führte und der die bald 2000 Zuhörer in der ausverkauften Philharmonie Essen blendend in die Filme und ihre Musik einführte, daß er sich dabei selber als großer John Williams Fan outete ("Williams war quasi der Gott der Filmmusik") ehrt ihn besonders; ich würde da gerne noch Howard Shore, Bernhard Herrmann, Hans Zimmer, Elmer Bernstein, Alex North, Nino Rota und Miklos Rosa hinzu fügen, aber die haben natürlich kaum Musik zu berühmten Sci-Fi-Filmen geschrieben; und Henry Mancini oder Ennio Morricone erst recht nicht…

Die didaktische Planung und Präsentation war perfekt. So wohl der erste Teil, als auch nach der Pause startet man mit einem originalen Klassiker. Immerhin schon 1915 gab es die Planeten-Suite von Gustav Holst. Der Satz Mars – der Kriegbringer wurde dabei zur Basis fast aller neueren Science Fiction Filme. Fast notengetreu flossen die Noten z.B. in den Star Wars Marsch ein. Aber auch andere klassische Komponisten, wie u.a. Wagner oder Strauß waren Vorbilder für die späteren Filmmusikklassiker. Mit der Fanfare aus Also sprach Zarathustra begann folgerichtig auch der zweite Teil des Abends; ihn hatte Stanley Kubrick als Kernthema für seinen Klassiker "2001" immerhin originalgetreu übernommen.

Hinter dem Orchester war eine riesige Filmleinwand aufgespannt, wo man zu jedem Stück erst immer das Filmposter und dann 2-3 Original Szenenbilder projizierte. Eine perfekte und aussagekräftige Auswahl, sehr schön gemacht. Hier hatte sich jemand wirklich Gedanken gemacht und so untermalte diese reduzierte Bebilderung die einzelnen Filmmusiken auf Feinste.

Wenn ein großes Orchester mit 16-facher Bläserbesetzung auftritt, dann toppt das nicht nur manch alte Karajan-Aufnahme aus den 60-ern, sondern lässt auch die oft fanfarenartig gestalteten hehren Leitmotive geradezu himmlisch golden erstrahlen. Was für ein Klangbild!

Scott Lawton, der seit 2004 das Orchester leitet, nahm man das Dirigat als eine echte fröhliche Herzensangelegenheit ab. Seine fulminanten Einsätze puschten das Orchester regelrecht vorwärts; hohe tempi ohne Qualitätseinbußen. Trotz enormer Lautstärke blieb aber immer noch das KLangbild der einzelnen Solisten durchhörbar. Da keine Sänger vorhanden, konnte man sie auch nicht musikalisch erschlagen.

Die Begeisterung der Zuschauer kannte, wie schon bei einem ähnlichen Filmmusikkonzert sechs Wochen vorher ebenfalls in der Philharmonie mit den Gelsenkirchnern unter Baumann (Der Opernfreund berichteten ausführlich), keine Grenzen. Auch dienen solche Konzerte natürlich ganz hervorragend dazu junge Menschen, die bisher mit Klassik wenig am Hut hatten, nicht nur in dieses Genre leichtfüßig einzuführen, sondern auch eventuell lebenslang zu begeistern.

Mir – als alten Gruftie von Filmmusikfan – jedenfalls ging das Herz auf bei diesem grandiosen Konzert, vor allem bei Peter Thomas Raumpatrouillen-Thema (auch ohne Hammond Orgel ;-). Immerhin hatte der Rezensent 1966 diese erste deutsche Science-Fiction Serie noch als 13-Jähriger mit gigantischem Herzklopfen und ungemein beeindruckender Hochspannung im damaligen schwarz-weiss-TV (es nur zwei Programme) erlebt. Neben den Krimiserien von Fancis Durbridge war diese Staffel in sieben Teilen ein regelrechter Straßenfeger; und wenn man heute die simple Machart – mit Bügeleisen, Vorhängen und Duschutensilien – sieht, wirkt das augesprochen komisch, aber es ist Kult und gemahnt den heutigen Filmkenner an urige historische Beispiele wie Plan 9 from outer Space vom grottigsten Filmemacher aller Zeiten Ed Wood.

Fazit dieses Wahnsinns-Abends: Bitte, bitte demnächst unbedingt mehr! Ein Essener Publikum jedweden Alters und mit großem Herzen, ist jedenfalls nachweislich und lautstark vorhanden. Dank an alle Beteiligten!

Bilder (c) DFOB / Defa-Stiftung.de

Peter Bilsing 6.6.2017