Natürlich endet‘s melancholisch. Vermutlich hat wieder einmal ein Jüngling ein Mädchen erwählt, das sich `nen andren gewählt. So wild, wie die vorderen Sätze die Geschichte begannen, die der Komponist ursprünglich als „Violageschichten“ bezeichnen wollte, klingen eben „Märchenbilder“, wenn sie ein Romantiker vom Schlage Robert Schumanns ausmalt – und zwei exzellente Musikerinnen bringen. „Märchenbilder“, so heißt das ganze Konzept-Album, das die in Bayreuth lebende Pianistin Lisa Wellisch und die wunderbar artikulierende Violoncellistin Tatjana Uhde vorgelegt haben. Schumann steht im Rahmen die Sammlung, die von den Fantasiestücken op. 73 beschlossen wird, in die Mitte haben die beiden Musikerinnen Schuberts unverwechselbare Arpeggione-Sonate gestellt. Schuberts Gesang kommt ebenso heraus wie die himmlische Länge (so hätte das Schumann genannt) dreier Sätze, die zwischen Dur und Moll changieren. Uhde und Wellisch akzentuieren eine sensitive Romantik, ohne ins Bizarre zu verfallen; die Märchenbilder werden, wenn die elegante Polonaise anhebt und die Fanfare der verzweifelten Liebe tönt, zu Seelenspiegeln, nicht zu geglätteten Albumblättern aus der Kinderstube eines sog. Biedermeier herabgestimmt. Dazwischen gelegt: Paul Juons kurze Märchen op. 8 und eine Instrumentalbearbeitung von Solveigs Lied. Das Violoncello singt, das Klavier – ein schöner Bösendorfer – tänzelt dazu. Melancholisch? Glücklicherweise!
Tatjana Uhde / Lisa Wellisch: Märchenbilder. Label: Ars.
Frank Piontek, 3.9.2021