Vorstellung am 11.10.2018
Das letzte Gastspiel des Nederlands Dans Theater in Berlin machte mit dem NDT 1 bekannt. Nun stellte sich die jüngere Kompanie mit den Nachwuchstänzern als NDT 2 im Haus der Berliner Festspiele vor (11. 10. 2018). Der Abend bot ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm mit vier Arbeiten, die eigens für dieses Ensemble geschaffen wurden.
Als Auftakt sah man Mutual Comfort des rumänischen Choreografen Edward Clug von 2014 auf Musik von Milko Lazar. Das kurze Stück bezieht seine Spannung aus dem Wechsel von abrupten und fließenden Bewegungen, aus dem Kontrast von klassischen Figuren und bizarren Verrenkungen. Mit der Präzision von Automaten absolvierten die Tänzer Sad Case der beiden Hauschoreografen der Kompanie, Sol Léon und Paul Lightfoot. Die Kreation stammt bereits aus dem Jahre 1998 und vereint Elemente künstlerischer Gymnastik, des Slapstick und Break Dance sowie Formationen à la Pina Bausch. Wie unter Stromstößen zittern die Körper, groteske Wirkungen ergeben sich auch durch watschelnde, trippelnde und zappelnde Bewegungen. Die Interpretation in ihrer akrobatischen Perfektion und stupenden Synchronität wurde vom Publikum enthusiastisch aufgenommen.
Nach der Pause machte man Bekanntschaft mit einem weiteren Stück von Marco Goecke, dessen Werke auch vom Berliner Staatsballett getanzt werden. Wir sagen uns Dunkles ist sein geheimnisvoller Titel. Die musikalische Folie bildet eine Collage aus Kammermusik von Schubert und Schnittke sowie Songs der Band Placebo. Die typische Handschrift des deutschen Choreografen – das pathologische Zappeln, die wirbelnden Drehungen, die rasend schnellen Figuren, die dann plötzlich in slow motion umschlagen – war auch in dieser 2017 für das NDT geschaffenen Arbeit erkennbar. Leider kommt „Dunkles“ nicht nur im Titel des Stückes vor, sondern es bestimmte in der Gestaltung von Udo Haberland leider auch die im fahlen Halbdunkel ablaufende Aufführung.
Zum Schluss noch einmal Sol Léon und Paul Lightfoot mit ihrer neuen Kreation Subtle Dust, die im März dieses Jahres ihre Uraufführung in Den Haag erlebte. Musik von J. S. Bach schafft hier eine sanftere Atmosphäre und tatsächlich sieht man auch emotionale Tanzduos in diesem Stück, das dennoch hinsichtlich des Tempos, der Radikalität und Rasanz gegenüber den Vorgängern keine weitere Steigerung bedeutete.
Bilder (c) Joris Jan Bos / Rahi Rezvani
Bernd Hoppe 13.10.2018