Gelsenkirchen: „Der kleine Horrorladen“, Howard Ashman und Alan Menken

Am Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier erlebte Der kleine Horrorladen 1989 in der Regie von Wolf Widder seine deutsche Erstaufführung. Nun gibt es bereits die dritte Produktion des Musicals, das mittlerweile ein Klassiker geworden ist, an diesem Haus. Für die Inszenierung ist diesmal Carsten Kirchmeier verantwortlich.

© Pedro Malinowski

Die Geschichte um den erfolglosen Nerd Seymour, der im Blumenladen von Mr. Mushnik arbeitet und einen Pakt mit der todbringenden fleischfressenden Pflanze Audrey eingeht, die er nach seiner angeschwärmten Kollegin benennt, wird von Carsten Kirchmeier werkdienlich und eng am Original inszeniert. Die verschiebbaren Wände des von Beata Kornatowska entworfenen Bühnenbilds, hinter denen sich der Blumenladen verbirgt, haben die Optik eines Filmstreifens. Gleichzeitig dienen die durchscheinenden Seitenwände als Projektionsfläche für Schattenspiele in Traumsequenzen oder Parallelszenen. Große Filmdosen auf der rechten Seite dienen als Sitzgelegenheiten und erinnern wie der Filmstreifen an die Kino-Versionen des Stoffes.

Eigene Akzente setzt Kirchmeier am Anfang, wenn die drei Soulgirls das Drehbuch oder die Partitur des Stückes finden, daraus singen, und die Geschichte dann lebendig wird. Jedoch wird dieser Aspekt am Ende nicht aufgegriffen, so dass die Produktion nicht ganz abgerundet ist. Für Heiterkeit sorgt der erste Auftritt des Zahnarztes Orin Scrivello, der nicht mit einem Motorrad hereingefahren kommt, sondern nur den dazugehörigen großen Scheinwerfer vor sich herträgt. Manche Pointen verpuffen allerdings, so dass es am Ende zwar großen Beifall, aber keine stehenden Ovationen gibt.

© Pedro Malinowski

Tamara Köhn und Nikko Forteza spielen Audrey und Seymour als Musicalversion von „Beauty and the Nerd“. Er singt mit Kinderstimme, sie mit schönem Musicalorgan. Klaus Brantzen spielt den Mr. Mushnik zwischen grimmig und altersweise. Daniel Jeroma, der in vielen kleinen Rollen auftritt, bleibt vor allem als sadistischer Zahnarzt in Erinnerung. Sängerisch bräuchte er noch mehr Elvis-Timbre.

Dennis Legre singt die fleischfressende Pflanze mit großer Soulstimme, ist aber nicht immer textverständlich. Um die erotische Komponente der Beziehung zwischen Seymour und der Pflanze stärker zu betonen und die Pflanze auch als echte Nebenbuhlerin der echten Audrey erscheinen zu lassen, wäre die Besetzung mit einer Sängerin sinnvoller gewesen. Bei den drei Straßenmädchen, die als Chor durch die Geschichte führen, ist der Text nicht immer klar verständlich. Manchmal ist zudem die Oberstimme eine Oktave nach unten versetzt.

© Pedro Malinowski

Mit seiner Band sorgt Wolfgang Wilger als musikalischer Leiter der Produktion für den nötigen Schwung.

Rudolf Hermes, 25. September 2024


Der kleine Horrorladen
Musical in zwei Akten von Howard Ashman und Alan Menken

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

Premiere: 14. September 2024
Besuchte Vorstellung: 22. September 2024

Inszenierung: Carsten Kirchmeier
Musikalische Leitung: Wolfgang Wilger