CD: „Symphonien von Giovanni Sgambati“

(c) Naxos

Giovanni Sgambati! Wer? So mögen viele Musikfreunde fragen, wenn sie den Namen des italienischen Komponisten hören. Weithin vergessen, so erfreute sich der Italiener der großen Bewunderung durch Richard Wagner. Und später wies auch Ferrucio Busoni auf die besondere kompositorische Bedeutung seines Kollegen hin.

Das entdeckungsfreudige Label Naxos präsentiert zwei Sinfonien auf der aktuell erschienen CD. Zu hören ist Sgambatis zweite Sinfonie, die lange als verschollen galt. Es ist Rosalind Trübger zu verdanken, eine aufführbare Version dieses Werks erleben zu können, die sie in mühevoller Kleinarbeit erstellte. Zu hören ist eine Sinfonie mit vielen chromatischen Verläufen, was insbesondere Wagner gefallen haben dürfte. Dazu spart Sgambati nicht mit dem Einfall melodischer Ideen. Im Gegenteil. Der erste Satz bietet Choralthemen und klangliche Romantik mit deutlichen Donnerschlägen, ein symphonisches Gewitter. Ein pfeilschnelles Allegro vivace erinnert zuweilen in seiner Ausgestaltung an Mendelssohn und Bizet. Voller Würde ist das intensive Andante con moto zu erleben, in welchem die Holzbläser und Celli gefordert sind. Im mitreißenden Allegro haben die Blechbläser ihren wirkungsvollen Auftritt. Ein abgerundetes Finale für eine gelungene Sinfonie.

Ausführende sind das Orchestra Sinfonica di Roma unter Leitung von Francesco La Vecchia.

Gerade einmal zwölf Jahre währte die Geschichte des 2002 gegründeten Orchesters, das sich vor allem einen Namen gemacht hat, mit der Einspielung von Werken unbekannter italienischer Komponisten. Der Dirigent Francesco La Vecchia gilt als Spezialist für italienische Musik und hat viele Werke seiner komponierenden Landsleute eingespielt, wie z.B. alle Orchesterwerke von Casella, Martucci und Respighi.

Das Orchester besticht durch einen warmen Klang und wirkt überaus kundig im Umgang mit dieser selten gespielten Musik. La Vecchia dirigert als Impulsgeber und Gestalter, was dem musikalischen Duktus viel Bedeutung gibt. Der Orchesterklang, gerade im viel geforderten Tutti, ist ausgewogen und dursichtig zugleich. Die Holzbläser musizieren hingebungsvoll, während die Kollegen vom Blech erhaben intonieren.

Das zweite Werk ist eine Weltersteinspielung. 1887 schrieb Sgambati seine Sinfonia epitalamio, eine Hochzeitssinfonie. Hier erzeugt bereits die seelenvolle Eingangsmelodie „In der Kirche“ für erwartungsfrohe Aufmerksamkeit. Natürlich ist bei aller Andacht auch Raum für Ausgelassenheit zu erleben. In diesem Sinne ist der zweite Satz „Im Garten“ als Fest zu erleben. Und was wäre eine Hochzeit ohne Tanz? Und so verklingt diese entzückende Sinfonie in feierlich lichten Menuettklängen.

Auch hier überzeugen Stilsicherheit und Klangkultur des Orchesters. Fancesco La Vecchia musiziert mit einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die sehr dazu beiträgt, dass diese CD ein kurzweiliger Genuss ist.

Das informative Beiheft und die weiträumige Aufnahmetechnik runden diese gelungene Einspielung ab.

Dirk Schauß, 2. Dezember 2022


Giovanni Sgambati (1841 – 1914)

Sinfonie No. 2 Es-Dur (1883, Fassung von Rosalind Trübger 2006/2011)

Sinfonia epitalamio (Hochzeitssinfonie)

Orchestra Sinfonica di Roma

Francesco La Vecchia, Leitung

Naxos: 8.572686