Die Operette „Clivia“ erlebte jetzt in Magdeburg eine umjubelte Premiere. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Christoph Clausen und dem musikalischen Leiter Kai Tietje hatte Generalintendant Julien Chavaz sie auf Grundlage der Fassung der Komischen Oper Berlin von 2014 neu erstellt, in die zur Freude der Zuschauer auch etwas Lokalkolorit eingearbeitet war. So schwungvoll aufbereitet wird diese Operette des österreichischen Komponisten Nico Dostal sicher ein Publikumsmagnet. Während der Entstehungszeit lebte er bereits länger in Berlin, wo 1933 die Uraufführung am Theater am Nollendorfplatz stattfand. Die abstruse Handlung enthält alles, was für eine Operette unerlässlich ist: Eine Diva, einen heimlichen Drahtzieher, einen verkappten Präsidenten und ein Buffo-Paar, die sich mit allerlei Intrigen und Verwicklungen in der Welt von Film und Politik vor der Kulisse Südamerikas bewegen. Da dürfen dann auch entsprechend mitreißende Rhythmen und Melodien nicht fehlen.

Von Julien Chavaz als Regisseur wurde dies alles turbulent in Szene gesetzt, wobei besonders die großen Finali und Tableaux mit Protagonisten, Chor und vor allem Ballett beeindruckten. Allerdings hätten die Sprechtexte eine Straffung gut vertragen, und die erfundene Rahmenhandlung ist auch überflüssig; so streckten sich manche Passagen in den drei Stunden zu sehr. Sobald die feurigen Rhythmen erklangen, war das allerdings fast vergessen. Mit Mariia Bokovnia gemeinsam hatte Julien Chavaz die Drehbühne als erhöhte Spielfläche auf der Bühne eingesetzt, so dass mit wenig Ausstattung die passende Atmosphäre geschaffen wurde – Film-Büro, Oase an der Grenze und Kakteen im Fantasieland Boliguay. Wesentlich trugen dazu auch die mit ständigen Show-Elementen versehene, phantastische Lichtregie von Eloi Gianini und die farbenfrohen Kostüme von Jean-Jacques Delmotte bei. Einfach genial waren die mitreißenden Choreographien von Daniel Daniela Ojeda Yrureta, einem ehemaligen Tänzer des Magdeburger Balletts; herrlich u.a. die Schwanensee-Persiflage à la Kleine Schwänchen!

Mit Kai Tietje stand ein versierter Musical-Spezialist am Pult der bestens aufgelegten Magdeburgischen Philharmonie, die er außer zu äußerst flotten südamerikanischen Rhythmen auch zu ruhig melancholischen zu animieren wusste. In der Titelrolle als Filmstar Clivia Gray debütierte Anja Backus, die mit großer Bühnenpräsenz aufwartete; stimmlich dem Musical verhaftet, fielen ihre mit Belting gesungenen Passagen noch zu sehr heraus. Am besten gefiel mir ihr „Wunderbar, wie nie ein Wunder“war. Auch vollzog sie glaubhaft den Wandel von der Scheinehe zur echt liebenden Frau. Ihren Gaucho Juan Damigo, den sie zum Schein heiratet, um mit dem Filmteam nach Bolaguay einreisen und dort arbeiten zu können, spielte Andreas Bongard ebenso echt wie zum Ende den Präsidenten des Landes. Carmen Steinert als Reporter Lelio Down und Jaenett Neumeister als Generalin Yola Damigo bildeten schon rein äußerlich ein witziges Paar. Als gerissener Unternehmer E.W.Potterton brillierte Benjamin Sommerfeld,der seinen Kopf immer wieder elegant aus etwaiger Schlinge zog.

Neben dem schönstimmigen Vincent Casagrande als Caudillo/Hauptmann Diaz ist vor allem noch Kammersängerin Undine Dreißig zu nennen als umwerfender Kasulke mit „Man muss mal ab und zu verreisen“! In kleineren Rollen ergänzten passend sechs Choristen. Der Chor (Einstudierung: Martin Wagner) gab klangvoll sein Bestes, u.a. als agile Amazonentruppe und auch in den großen Ballett-Szenen, die in dem Stepptanz zu „Wonderful girl“ mit Yola Damigo und Lelio Down gipfelten.
So war der große Jubel, mit dem das begeisterte Publikum allen Akteuren und dem Regie-Team für diesen gelungenen Premieren-Abend dankte, kein Wunder; das kann der Renner der Saison werden.
Marion Eckels 14. November 2025
Clivia
Nico Dostal
Theater Magdeburg
Premiere am 9. November 2025
Regie: Julien Chavaz
Musikalische Leitung: Kai Tietje
Magdeburgische Philharmonie
Weitere Vorstellungen: 22., 30. November + 20., 31. Dezember 2025 und öfter in 2026