Besuchte Premiere am 08.12.12
Kaum getrübte Operettenfreude
Die Theater in Krefeld/Mönchengladbach sind im näheren Ruhrgebiet diese Saison das Mekka der Operettenfeunde, so gab es, neben den Wiederaufnahmen von "Die Fledermaus" und "Die lustigen Nibelungen", in der Vorweihnachtszeit eine Neuinszenierung von Franz Lehàrs lange nicht in der Gegend gespieltem "Land des Lächelns". Im Großen und Ganzen darf Jakob Peters-Messers Regie als gelungen betrachtet werden, die Dialoge sind zwar radikal gekürzt, doch das Stück wird auf diese Weise sehr auf die musikalischen Nummern verknappt schlüssig dargeboten.
Markus Meyer hat für den Wiener Akt zwar eine etwas düstere, an ein gediegenes Bestattungsinstitut erinnerndes Bühnenbild entworfen, auch die Wiener Gesellschaft aus manisch maskierten Herren und angejahrten Witwen reißt das nicht heraus; doch der chinesische Akt erfreut das Auge mit großer Farbenpracht, Akrobatik, sowie Feuer- und Bändertänzen. Die Hofintrige ist auf die gespenstige "letzte Kaiserin von China" von Rosemarie Weber beschränkt. Dann folgt die tränenselige Trennung bis zu Sou-Chongs "Immer nur lächeln".
Nur den Dialogen würde man doch etwas mehr Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit wünschen. Doch das Wichtige ist ohnehin die Musik mit Fritz Löhner-Bedas unsterblicher Operettenlyrik. Janet Bartolova ist als Lisa schon im Reiteranzug des ersten Aktes eine sehr attraktive Erscheinung, ihre etwas ausufernden Höhen hält sie gesanglich meistens gut in Balance. Michael Siemon ist in der Tauber-Partie des Sou-Chong ein sehr junger Tenor, dessen lyrische Qualität vor allem in der liedhaften Gestaltung seiner Rolle zum Tragen kommen, die tiefen, baritonhaften Passagen (eine Spezialität Taubers) klingen manchmal ein wenig flach. Das "leichte" Paar ist mit Gabriela Kuhn als Mi und Carlos Petruzziello als Gustl stimmlich wie typenhaft passend und attraktiv besetzt.
Die Chöre spielen engagiert und singen den interessanten Chorpart sehr ausdrucksvoll. Alexander Steinitz sorgt mit den sehr sicher aufspielenden Niederrheinischen Sinfonikern für einen etwas breiten "Kinosound" und deckt die Sänger mit der großen Orchesterbesetzung nie zu, sicherlich findet er in den folgenden Aufführungen noch zu den feineren Nuancen, die Lehárs Musik zu bieten hat. Insgesamt haben wir eine Produktion vor uns, die noch vielen Menschen Freude machen wird. Das Premierenpublikum feierte seine Künstler jedenfalls mit großer Begeisterung.
Martin Freitag
Bilder: Matthias Stutte
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