Die vorliegende CD von Christian und Tanja Tetzlaff in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Paavo Järvi ist ein bemerkenswertes musikalisches Meisterwerk. Sie widmen diese Aufnahme dem Gedenken an ihren langjährigen künstlerischen Weggefährten, den Pianisten Lars Vogt (1970–2022), und setzen damit ein bewegendes Zeichen der Verbundenheit.
Im Mittelpunkt dieser bei Ondine erschienenen CD steht Johannes Brahms, ein Komponist, der auch einer der Favoriten von Lars Vogt war. Brahms‘ Doppelkonzert, ein spätes orchestrales Meisterwerk, nimmt eine herausragende Stellung auf diesem Album ein. Interessanterweise bewunderte Brahms einst ein Violinkonzert von Giovanni Battista Viotti so sehr, dass er Material daraus in sein eigenes Werk integrierte. Mit Christian Tetzlaffs beeindruckender Interpretation des Viotti-Violinkonzerts werden diese beiden Werke endlich miteinander vereint. Zusätzlich zu Brahms ist auf der CD Antonín Dvořáks „Stille Wälder“ für Cello und Orchester zu hören, ein Werk, das Lars Vogt ebenfalls sehr am Herzen lag. Dieses Stück zeigt die Vielfalt der musikalischen Vorlieben und Einflüsse, die Vogt während seiner Karriere inspirierten.
Das Doppelkonzert von Brahms, komponiert im Jahr 1887, zwei Jahre nach seiner vierten Sinfonie, zeichnet sich durch die außergewöhnliche Behandlung des Orchesters aus. Es wirkt beinahe wie eine Sinfonie, in der zwei Soloinstrumente in einen kontinuierlichen musikalischen Dialog miteinander treten. Diese Interpretation ermöglicht den Solisten, ihre musikalischen Gedanken in größter Freiheit auszuleben. Besonders beeindruckend ist die außergewöhnliche Intensität und Präzision, mit der Tanja Tetzlaff und Christian Tetzlaff agieren. Tanja Tetzlaff beginnt ihren Part mit einer dominierenden Charakteristik und einem äußerst ausdrucksstarken Ton. Ihr Spiel auf Augenhöhe mit ihrem Bruder Christian verleiht diesem Dialog eine bemerkenswerte Tiefe. Christian Tetzlaff wiederum beeindruckt mit feinsten Nuancen und verzaubert mit seinem instrumentalen Können. Von Anfang bis Ende begeistert diese Interpretation mit ihrer spannenden musikalischen Kommunikation. Das einleitende Allegro erinnert an ein amikales Stelldichein, während im folgenden Andante die musikalische Schatzkammer weiter geöffnet wird. Tanja Tetzlaff interpretiert ihre Kantilenen in kräftigen Farben, während Christian Tetzlaff aus seinem Instrument warme Nuancen hervorzaubert. Das abschließende Vivace strahlt pure Lebensfreude aus, und die beiden Solisten präsentieren eine zuversichtliche Welt. Diese Gelöstheit, gepaart mit perfekter Virtuosität, wird vom Orchester hervorragend unterstützt. Paavo Järvi, der Dirigent, gibt Brahms‘ Spätwerk die notwendige Tiefe im Ausdruck. Seine selbstbewusste, klangschöne und akzentuierte Interpretation, gepaart mit der richtigen Tempoauswahl und dynamischen Balance, macht diese Aufnahme zu einem Fest für die Sinne. Das Deutsche Symphonieorchester Berlin brilliert mit Transparenz, Stilsicherheit und einer Palette edler Klangfarben.
Giovanni Battista Viottis Violinkonzert verdient besondere Beachtung auf dieser CD, da es einen wichtigen Platz in der musikalischen Welt des 18. Jahrhunderts einnimmt und sogar den großartigen Johannes Brahms beeinflusste. Die Wahl, dieses Konzert mit Brahms‘ Doppelkonzert zu kombinieren, ermöglicht es den Hörern, die musikalische Entwicklung und die Brücke zwischen diesen beiden Epochen zu erkunden. Christian Tetzlaffs meisterhafte Interpretation dieses Violinkonzerts vermittelt die Brillanz und Virtuosität dieses Werks, und die Integration von Viottis Material in Brahms‘ Doppelkonzert wird in dieser Aufnahme eindrucksvoll hörbar.
Antonín Dvořáks „Stille Wälder“ für Cello und Orchester ist ein kleines Juwel der Romantik und ein perfektes Gegenstück zu Brahms‘ Doppelkonzert. Dieses Werk entführt die Hörer in eine idyllische Welt, die von lyrischen Melodien und malerischen Klängen geprägt ist. Die Interpretation von Tanja Tetzlaff, begleitet vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, enthüllt die zutiefst emotionale und poetische Natur von Dvořáks Musik. „Stille Wälder“ für Cello und Orchester ist ein berührendes Meisterwerk, das auf dieser CD in seiner vollen Pracht erstrahlt und die Zuhörer in eine Welt stiller Schönheit entführt.
Insgesamt ist diese CD ein bewegendes und höchst persönliches Gedenken an den Pianisten Lars Vogt, der zweifellos stolz auf diese Interpretationen von Brahms und Dvořák sein würde. Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Paavo Järvi und das Deutsche Symphonieorchester Berlin haben gemeinsam eine Aufnahme geschaffen, die in ihrer Intensität und Brillanz bestechend ist. Sie verleihen diesen Werken eine neue Dimension und präsentieren sie in einer Weise, die den Zuhörer tief berührt.
Dirk Schauß, im Oktober 2023
Deutsches Symphonieorchester Berlin
Paavo Järvi, Leitung
Ondine, ODE 1423-2