DVD: „Der Schatzgräber“, Franz Schreker

Eine besondere Veröffentlichung eines selten anzutreffenden Opernwerkes erscheint dieser Tage bei Naxos auf DVD und Blu-Ray. Franz Schrekers Oper „Der Schatzgräber“ in einer Aufführung der Deutschen Oper Berlin.

Franz Schreker war ein österreichischer Komponist und Dirigent, der in den 1920er Jahren als einer der führenden Opernkomponisten seiner Zeit galt. Mit Werken wie „Der Schatzgräber“ und „Die Gezeichneten“ schuf er einen einzigartigen Stil, der sowohl spätromantische als auch impressionistische Elemente vereinte. In „Der Schatzgräber“ zeigt sich Schrekers herausragende Fähigkeit zur Orchestrierung und die Verwendung wogender chromatischer Harmonien. Die Partitur ist geprägt von einer mitreißenden Klangsinnlichkeit, die die Emotionen der Figuren eindrucksvoll unterstreicht. Obwohl seine Karriere in den 1930er Jahren durch die antisemitische „Kulturpolitik“ der Nationalsozialisten beeinträchtigt wurde, wird Schrekers Werk heute wieder zunehmend entdeckt und gewürdigt.

Die Geschichte von „Der Schatzgräber“ erzählt von einer Königin, deren Schmuck und Schönheit verloren gehen, bis ein Troubadour namens Elis aufgesucht wird, um den Schatz zu finden. Die Inszenierung von Christof Loy präsentiert diese Geschichte als raffiniertes Salonstück, bei dem der Schwerpunkt auf psychologischem Drama liegt und spart die Elemente des Märchens nahezu komplett aus. Dies ist bedauerlich, da dem Werk damit eine entscheidende Ebene der vorgegebenen Handlung fehlt, die für Schreker so bedeutsam war und die Handlung interessanter erscheinen lässt. Das einheitliche Bühnenbild von Johannes Leiacker mit edlem schwarzem Marmor erinnert ein wenig an Art-Déco-Paläste und verleiht der Inszenierung einen subtilen Hauch von Eleganz.

Die musikalische Seite der Oper ist zweifellos einer der Höhepunkte dieser Aufnahme. Die Partitur von Franz Schreker zeichnet sich durch eine große Orchestrierung aus, die an die mitreißende Romantik des späten 19. Jahrhunderts erinnert. Wogende chromatische Harmonien und die lautstark inszenierten Emotionen sorgen für eine betörende Klangsinnlichkeit. Dirigent Marc Albrecht versteht es, diese emotionale Vielfalt transparent und farbenfroh im Orchester umzusetzen, auch wenn die Dynamik manchmal ein wenig zu laut erscheint, was die Sänger herausfordert, sodass manch forciert Ton hingenommen werden muss.

Die Besetzung der Oper ist überwiegend homogen und erfüllt die Anforderungen des Werkes, ohne dass ein Sänger als absolut herausragend gilt. Die stimmlichen Herausforderungen sind überaus hoch und dies ist auch in dieser Aufführung deutlich erkennbar. Elisabet Strid verleiht der dunklen und beängstigenden Figur der Els leider eine recht banale Ausstrahlung, was ihre Rolle etwas zu eindimensional erscheinen lässt. Daniel Johansson verkörpert den Troubadour Elis mit Eleganz und Spielfreude, obwohl er in der hohen Lage einige Schwierigkeiten hat und hier in die Grenzen seiner Möglichkeiten kommt. Tuomas Pursio überzeugt als König mit seinem Bassbariton, der die Sehnsucht nach dem Glück seiner Königin gut vermittelt. Die stumme Rolle der Königin wird von der Tänzerin Doke Pauweis mit Eleganz und körperlicher Beweglichkeit interpretiert. Michael Laurenz, als Hofnarr, beeindruckt mit seinem markanten Timbre und seiner guten Diktion. Ihm gelingt eine packende Charakterisierung, während Thomas Johannes Mayer als Gerichtsvollzieher mit kraftvoller Stimme und schauspielerischem Können besonders glänzt.

Die Bild- und Tonqualität der Aufzeichnung sind erstklassig, was den Zuschauern das Gefühl vermittelt, mitten im Geschehen zu sein und das faszinierende Bühnenspiel hautnah zu erleben. Die Kameraarbeit fängt die intensiven Darbietungen der Sängerinnen und Sänger gekonnt ein.

Insgesamt ist diese Veröffentlichung von „Der Schatzgräber“ von Franz Schreker eine wertvolle Ergänzung für alle Opernfreunde. Sie bietet die Möglichkeit, ein vergessenes Werk aus den 1920er Jahren zu entdecken. Die musikalische Umsetzung durch Dirigent Marc Albrecht und das Ensemble ist gediegen, und die Inszenierung von Christof Loy bietet eine interessante Sichtweise auf die Geschichte. Wenn auch bei dieser Produktion nicht alles gelang, so ist diese Aufnahme dennoch eine Bereicherung für das Repertoire und verdient Aufmerksamkeit für die Wiederbelebung dieses Opernjuwels.

Dirk Schauß, 7.  September 2023


Franz Schreker
Der Schatzgräber

Eine Produktion der Deutschen Oper Berlin

Naxos, Blu Ray, NBD0173V