Premiere Duisburg: 17.10.2021
Marionettenoper in einem Akt
Im Sommer 1923 feierte die Marionettenoper „Meister Pedros Puppenspiel“ von Manuel de Falla seine Premiere in Paris. Hierbei wurden seinerzeit noch alle Rollen von Puppen gespielt. Die folgenden Inszenierungen fanden meist auf größerer Bühne statt, so dass die Sänger ihre Rollen selbst spielten und die Puppentheatergeschichte durch meist stummes Spiel dargestellt wurde. Diese Variante hat auch die Deutsche Oper am Rhein gewählt, die bei ihrer Suche nach passenden Corona-Produktionen auf dieses Werk gestoßen ist. Die Premiere fand Ende September 2021 in Düsseldorf statt, geplant war sie ursprünglich schon im Jahr 2020. Am vergangenen Sonntag wurde das Werk auch erstmals in Duisburg aufgeführt. Da die Oper allerdings nur eine Spielzeit von rund 30 Minuten aufweist, entschied man sich dazu, als Vorspiel Igor Strawinskys „Danses concertantes“ zu ergänzen, zu dem auf der Bühne bereits der Aufbau des reisenden Puppentheaters stattfindet. Da Strawinsky seinerzeit auch live bei besagter Premiere im Publikum saß, hätte man keinen passenderen Komponisten finden können.
Zur Handlung: Bereits während das Puppenspiel aufgebaut wird, schaut sich Don Quijote das Treiben an und gibt sich dabei seinen Phantasien hin. Hierbei trifft er auch seinen Weggefährten Sancho Pansa. Nachdem alles aufgebaut ist und die Zuschauer Platz genommen haben, erzählen Meister Pedro und sein Junge mit dem Marionettentheater die Geschichte von der Prinzessin Melisendra, die von König Marsilius in seinen Palast nach Saragossa entführt wurde. Don Quijote ist von der Geschichte besonders ergriffen. Für den selbsternannten Ritter wird das Puppenspiel mehr und mehr zur Wirklichkeit und als es um die Befreiung der Prinzessin geht, greift Don Quijote entschieden mit seinem Schwert in die Geschichte ein. Die übrigen Zuschauer sind entsetzt und wenden sich von ihm ab, nur Sancho versteht die Fantasie und das gute Herz seines Herren.
Mit einer gesamten Spielzeit von rund 45 Minuten richtet sich das Werk vor allem an junge Zuschauer. Die Einführung zum Stück wird entsprechend kindgerecht gestaltet und auch die Inszenierung von Torge Möller und Ilaria Lanzino ist speziell auf dieses Publikum ausgelegt. Sehr gut gelungen ist hierbei die Integration des Marionettentheaters unter der Leitung von Anton Bachleitner, der die Figuren zusammen mit Anna Zamolska zum Leben erweckt. Im Übrigen ist es aktuell nahezu die einzige Gelegenheit, das Düsseldorfer Marionettentheater live zu erleben, da sie in ihrem eigenen kleinen Theater derzeit nach wie vor nicht spielen können. Die Einarbeitung der Greenscreen-Technik, mit dessen Hilfe Don Quijote in die Welt des Puppenspiels eintaucht, ist zweckmäßig. Allerdings hat man dies in den letzten Monaten an anderer Stelle auch schon deutlich effektvoller erleben dürfen. Dafür spielen die Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Ralf Lange in gewohnter Qualität. Auch die Darsteller sind gut ausgewählt, Jake Muffett überzeugt als spanischer Ritter Don Quijote, an seiner Seite steht Frank Schnitzler als leicht tollpatschiger, aber liebenswerter Sancho Pansa in einer stummen Rolle. Johannes Preißinger als Meister Pedro und „Sein Junge“ Sander de Jong, sind leider akustisch nicht immer gut zu verstehen und da die Übertitel bei der Duisburger Premiere erst nach der Hälfte der Vorstellung einsetzen, erleichterte dies die Sache nicht zwingend. Da die Handlung aber recht einfach gehalten ist, ist dies zu verschmerzen. So fühlten sich die Erwachsenen in dem Fall wie die Kinder, die die Übertitel sowieso ignorierten. Gesanglich waren die drei Interpreten dagegen tadellos unterwegs.
Für Familien mit Kindern bietet „Meister Pedros Puppenspiel“ einen gelungenen kurzen Theaterbesuch. Aufführungen finden in den nächsten Wochen sowohl in Duisburg wie auch in Düsseldorf statt.
Markus Lamers, 19.10.2021
Fotos: © Jochen Quast