Basel: „Liederabend“, Christoph Prégardien und Michael Gees

Im zweiten Liedrezital anlässlich des LIEDBasel Festivals konnte man den Tenor Christoph Prégardien und den Pianisten Michael Gees mit einem besonderen Programm erleben. Franz Schubert‘s „Schwanengesang“ und der Liedzyklus „Das Rot“ von Wolfgang Rihm sind gewiss eine außergewöhnliche Kombination. Umso grösser war die Überraschung, wie gut sich die beiden Zyklen verbinden lassen.

Der aus 13 Liedern bestehende „Schwanengesang“ war Schuberts letzte große Komposition, entstanden 1827/28. Nur einen Monat nach der Vollendung starb der Komponist. Ein Jahr nach seinem Tod wurde die Sammlung durch seinen Verleger zusammengetragen und mit dem Namen „Schwanengesang“, der Bezeichnung für das letztes Werk eines Künstlers, betitelt. Sieben der Lieder liegen Gedichte von Ludwig Rellstab zugrunde und sechs Gedichte stammen von Heinrich Heine.

© Benno Hunziker

Der sechs Lieder umfassende Zyklus „Das Rot“ von Wolfgang Rihm wurde 1991 durch Christoph Prégardien in Wien uraufgeführt. Die Gedichte stammen von Karoline von Günderrode (1780-1806). Textlich, wie auch musikalisch lassen sich Wolfgang Rihm’s Komposition erstaunlich gut mit Schubert Liedern verbinden.

Der Abend begann mit zwei Liedern von Schubert, der „Liebesbotschaft“ und „Kriegers Ahnung“, gefolgt von Rihms „Hochroth“ und „Ist alles stumm und leer“. Bereits hier konnte man erkennen, wie die Musik der beiden Komponisten sich gegenseitig auf spannende Weise ergänzen lassen. Es folgten „Frühlingssehnsucht“, „Ständchen“, Rihms „Des Knaben Morgengruss“ und Schuberts „Aufenthalt“. Dann „Des Knaben Abendgruss“, „In der Ferne“ und „An Creuzer”, “Abschied” und “Liebst Du das Dunkel”. Was Christoph Prégardien mit seiner bis ins feinste Detail bestens geführten Stimme und seiner perfekten Textverständlichkeit zu Gehör brachte, ist großartig und berührend. Sein Partner am Klavier, Michael Gees, begleitete die von zwei so unterschiedlichen Komponisten geschaffenen Werke auf eindrückliche Weise.

Anschließend sang Christoph Prégardien die sechs weiteren Lieder aus dem „Schwanengesang“ nach Gedichten von Heinrich Heine. „Das Fischermädchen“, „Am Meer“, „Die Stadt“, „Der Doppelgänger“, „Ihr Bild“ und „Der Atlas“. Herrlich, was für eine wunderbare Stimmung diese Lieder vermitteln!

Das Publikum, welches dieses 75 Minuten ohne Pause dauernde, spannende Rezital voll konzentriert mitverfolgte, spendete begeisterten Applaus und wurde mit der „Taubenpost“ und als weiterer Zugabe „Dass sie hier gewesen“ belohnt.

Man kann den beiden Solisten des Abends für ihre großartige Leistung nur höchstes Lob aussprechen.

Marco Stücklin, 15. Juni 2025

Besonderer Dank an unsere Freunde vom OPERNMAGAZIN


LIEDBasel Festival
Christoph Prégardien

Musik- und Kulturzentrum Don Bosco, Basel

23. Mai 2025

Michael Gees am Klavier