DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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Oper in Leverkusen

http://www.kultur.bayer.de/de/forum-leverkusen.aspx

 

 

RICCARDO PRIMO

Premiere im Goethe Theater Bad Lauchstädt im Rahmen der Händel-Festspiele am 7. Juni 2014

Gastspiel im Erholungshaus Leverkusen 12. April 2015

Ein echtes Händel-Feuerwerk

bietet die Bayer-Kulturabteilung in dieser Saison im Leverkusener Erholungshaus. Nach „Giove in Argo“ und „Rinaldo“ war nun der selten gespielte „Riccardo Primo“ als Gastspiel von den Händelfestspielen in Halle an der Saale zu sehen. Das Publikum war ganz aus dem Häuschen und spendete frenetischem Applaus, der durch heftiges Getrampel verstärkt wurde.

„Riccardo Primo“ handelt zwar von dem englischen König Richard Löwenherz, ist aber kein Ritterepos wie man es aus dem Kino kennt, sondern die übliche Mischung von Politik und Liebesgeschichten wie sie uns in allen Händel-Opern begegnet: Richard I. und seine Braut Constanza, die sich noch nie begegnet sind, stranden zeitgleich auf Zypern, wo der intrigante Herrscher Isacio sein Unwesen treibt. Isacio will Richard seine Tochter Pulcheria als Constanza unterjubeln. Weil Pulcheria aber mit Oronte verlobt ist, führt das zu den üblichen barocken Wirren und Intrigen, die aber natürlich in einem Happy End münden.

Das Bühnenbild von Mechthild Feuerstein besteht lediglich aus Constanzas Brautzimmer, das am Beginn der Oper vom Sturm zu einem Möbelberg aufgetürmt wird, sich dann aber ordnet. Regisseurin Clara Kalus inszeniert die Geschichte sorgfältig und weitgehend realistisch aus der Psychologie der Figuren heraus. Jedoch führt die Tatsache, dass es nur ein Einheitsbühnenbild gibt, das nur leicht variiert wird, dazu, dass die Anschlüsse der einzelnen Szenen nicht immer funktionieren.

Klischeehaft wird Zyperns Herrscher Isacio als dekadenter Tyrann überzeichnet: Stets ist er im Glitzerjacket gewandet und führt bei seinem ersten Auftritt seine Tochter Pulcheria am Hundehalsband auf die Bühne. Platt ist auch die Szene, in der Pulcherias Verlobter Oronte Richard mit Maschinenpistolen ausstattet und die beiden Zielübungen veranstalten. Ein Bruch innerhalb dieses realistischen Inszenierungsstils ist das Finale: Constanza bedeckt die anderen Akteure mit einer Plastikplane, die eine neue Wellenlandschaft entstehen lässt. Will sich die Braut so von allen Intrigen frei machen und segelt sie wieder hinaus auf das Meer? 

Das Ensemble das hier zu erleben ist, besteht aus jungen Sängern, die teilweise noch studieren. Beim Lesen der Biografien befürchtet man, die jungen Leute könnten überfordert sein, doch wenn dann der Vorhang aufgeht, ist man begeistert von dem frischen Klang der Stimmen und ihrer stilistischen Sicherheit.

Julia Böhme singt den Ricardo mit gradliniger Attacke und kann in ihren Arien furios auftrumpfen. Marielou Jacquard begeistert als Constanza mit einer strahlenden Sopranstimme und einer anmutigen Interpretation der Rolle. Zudem gelingen ihr glänzende Koloraturen.

Polina Atris gibt die Pulcheria mit robustem und kräftigem Mezzo als eine selbstbewusste junge Frau. Als ihr Verlobter Oronte gefällt Georg Arssenij Bochow mit seinem hellen Altus, der mühelos anspricht. Als Tyrann Isacio klingt Ludwig Obst viel zu freundlich. Seine Stimme klingt so hell, dass man gar nicht merkt, dass er ein Bass ist. Cornelius Uhle hört sich da wesentlich kerniger an und spielt den Diener Berardo auch mit intelligentem Witz.

Großartig ist die Berliner Lautten Compagney unter der Leitung von Wolfgang Katschner. Der Basso continuo trägt das Orchester mit sanftem Swing, die Streicher spielen energiegeladen, auf und die obligaten Instrumente treten mit den Solisten und schöne musikalische Dialoge. Zudem gönnt sich Katschner, trotz historischem Instrumentarium, auch verspielte Ansätze, wenn Tamburin, Glockenspiel, Kastagnetten und Kazoo zum Einsatz kommen.

Trotz einiger szenischer Schwächen ist dieser“ Riccardo Primo“ ein musikalisches Händel-Fest. Man darf gespannt sein, was die Bayer Kulturabteilung in der nächsten Spielzeit spannendes zu bieten hat. Barockfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Rudolf Hermes 14.4.15

Video 

 

 

 

Georg Friedrich Händel

GIOVE IN ARGO

Besuchte Vorstellung: 19. Oktober 2014 in Leverkusen; 

Premiere: 13. Juni 2014 bei den Händel-Festspielen Halle/Saale

Georg Friedrich Händels Opernpasticcio „Giove in Argo“ galt lange Zeit als nicht aufführbar, da die Partitur verschollen war. 2006 gab es einen ersten Rekonstruktionsversuch, der im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth gespielt wurde. Im Leverkusener Bayer-Kulturhaus war jetzt eine Produktion zu erleben, die bereits im Juni 2014 bei den Händel-Festspielen in Halle an der Saale gezeigt wurde.

Wie in allen Händel-Opern wird auch hier eine äußerst verworrene Handlung auf die Bühne gebracht: Der Gott Zeus betätigt sich als Schürzenjäger in Argos und ist gleichzeitig hinter Iside und Callisto her. Isides Vater wurde zudem von Callistos Vater Licaone ermordet, wofür Iside Rache nehmen möchte. Außerdem hat Jupiter in Isides Verlobten Osiris einen Rivalen. Damit die ganze Geschichte noch komplizierter wird, treten Zeus und Osiris unter falschem Namen auf.

Regisseur Kay Link hat das Stück, das eigentlich eine Pastorale ist und unter Schäfern, Jägern und Nymphen spielt, in die Wartehalle eines bestreikten Flughafens verlegt.  Zeus ist ein Pilot, seine Tochter Diana eine Stewardess. Die anderen Figuren sind Flüchtlinge und Reisende. Die Übertragung in die Gegenwart wirkt oft bemüht und nicht immer schlüssig. Auch schwächelt die Personenführung: Link hält das Personal zwar gut im Trab und es gibt viel Aktionismus, jedoch beschränkt er sich pro Arie auf eine Aktivität, mit der dann die ganze Gesangsnummer ausgefüllt wird. Auch könnte es in den Arien mehr Interaktion zwischen den Figuren geben.

Die Musik, die Händel vor allem aus „Acis and Galatea“ und „Parnasso in festa“ übernommen hat, bewegt sich auf dem gleichen Niveau, das man von ihm sonst kennt. Das gibt es viele Lamenti, aber auch einige muntere Stücke, wie das berühmte „Tornami a vaghegiar“ aus „Alcina“. Das Barockorchester „l´arte del mondo“ spielt unter der Leitung von Werner Ehrhardt sehr gestenreich und kompakt auf. Dabei werden die dynamischen und spieltechnischen Kontraste oft hart herausgearbeitet.

Das Ensemble dieser Aufführung bewegt sich insgesamt auf hohem Niveau. Besonderes komödiantisches und darstellerisches Talent besitzt der Tenor Krystian Adam. Er spielt den Zeus mit playboyhafter Lässigkeit und leichter Ironie. Dazu singt er mit einer äußerst wendigen und schön klingenden Stimme. Raffaella Milanesi darf als Iside immer wieder die Furie herauskehren und ihre Arien mit dramatischer Attacke singen. Natalia Rubis hat als Callisto einiges zu klagen, gefällt aber auch mit kecken Koloraturen. Dritte Sopranistin des Abends ist Barbara Emilia Schedel, die mit leichter Stimme die Göttin Diana singt. Mit kernigem und frischem Bass singt Thilo Dahlmann den Osiris. Bassist Johan Rydh erinnert als Tyrann Licaone zwar optisch an Bruce Willis, klingt aber oft rauh und unschön.  

Der Beifall in Leverkusen ist enthusiastisch, aber differenziert. Mit den barocken und vorklassischen Raritäten, die hier dem Publikum präsentiert werden, scheint ein echtes Kennerpublikum anzulocken.

Als nächste Produktion ist wieder ein Festspiel-Händel zu sehen: Nämlich ein „Rinaldo“, der bereits in Karlsruhe gespielt wurde, in einer Aufführung mit Marionetten.

Rudolf Hermes  22.10.14                                 Fotos: Timann Graner

 

 

 

 

Domenico Scarlatti                           Giovanni Battista Pergolesi

LA DIRINDINA            LA SERVA PADRONA

Besuchte Vorstellung: 17.9.2014        Premiere: 25.4.2014

Intermezzi mit Intermezzo

Umgeben von großen Opernhäusern bietet Bayer-Kultur in Leverkusen ein echtes Nischenprogramm.  Ganz bewusst spielt man dort keine Repertoireklassiker, sondern setzt auf barocke und vorklassische Werke.Der Abend „Intermezzi mit Intermezzo“ ist ein kurzweiliger Opernspaß: Gespielt werden Scarlattis „La Dirindina“ und Pergolesi „La serva padrona“. Zwischendurch gibt es für gerade einmal 20 Euro ein dreigängiges Menü, zu dem der Pantomime Milan Sladek auftritt.

Sladek übernimmt auch in den beiden Kurzopern kleine stumme Rollen: In „La Dirindina“ ist er die verhutzelte Mutter der titelgebenden Sängerin, die von ihrem Gesangslehrer Don Carissimo bedrängt wird. Später macht sich die Sopranistin mit ihrem Schauspiellehrer über ihren Verehrer lustig.

Ausstatterin Olga von Wahl hat hier ein Bühnenbild von gerade einmal einem Meter Tiefe entworfen, das natürlich beengt ist, aber wirkungsvoll eingesetzt wird und Regisseur Kay Link zu viel Schabernack animiert. Die Darsteller agieren gut gelaunt und überzeichnen ihre Charaktere so stark, dass diese fast schon Comic-Figuren werden. Der große körperliche Einsatz behindert sie manchmal beim Singen. Es macht aber Spaß den jungen und frischen Stimmen von Meera Varghese als Dirindina, Manos Kia als Carissimo und Countertenor Michael Taylor als Liscione zuzuhören.

Da das von Werner Ehrhardt an der 1. Geige geleitete Orchester gerade einmal aus acht Streichern und einem Cembalo besteht, werden die Sänger auch nie von den Instrumenten überdeckt. Die Musiker spielen auf ihren historischen Instrumenten sehr schwungvoll und leichtgewichtig auf.

In „La serva padrona“ ist Milan Sladek der männliche Diener im Hause des Uberto, dem seine Dienerin Serpina den Kopf verdreht. Auch diese Inszenierung ist kurzweilig und gelungen, nur stoßen die Aktualitätsbezüge der Regie unangenehm auf: So stellt Serpina den männlichen Diener als ihren Taliban-Verlobten mit Maschinengewehr vor, um die Eifersucht ihres Arbeitgebers zu erwecken.

Schon in „La Dirindina“ war nicht schlüssig umgesetzt, dass die Titelfigur, die hier ein hyperaktives Operngirlie ist, aus einem türkischen Elternhaus stammen soll. So steht es aber im Programmheft. Trotz dieser kleinen Regie-Aussetzer lohnt ein Besuch der „Intermezzi mit Intermezzo“, denn beide Stücke erlebt man selten auf der Bühne und sie sind hier flott inszeniert.

Weitere Vorstellungen folgen noch am 7. und 8. Februar 2015 im Bayer Kulturhaus.

Auch das weitere Opernprogramm in Leverkusen kann sich sehen lassen: Am 19.10. wird als Gastspiel von den Händelfestspielen Halle „Giove in Argo“ gezeigt, am 20.12. folgt Händels „Rinaldo“ als Marionettenoper, die von der Berliner Lautten Compagney begleitet wird. Diese Produktion war schon bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe zu sehen.

Rudolf Hermes  19.9.14                                         Bilder: Pedro Malinowski

 

 

 

PETERS  BRYLLUP

(Peters Hochzeit)

Sonntag, 16. Juni 2013, 18:00 Uhr,  Bayer Kulturhaus

 

von Johann Abraham Peter Schulz
Werner Ehrhardt, Dirigent / l’arte del mondo
Gesangsnummern in dänisch (mit deutschen Untertiteln), Dialoge auf Deutsch Koproduktion von l´arte del mondo, Bayer Kultur und den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, gefördert von der Landeshauptstadt Potsdam, dem Land Brandenburg, der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und dem Land Nordrhein-Westfalen


Erstaufführung im 20./21. Jahrhundert

DAS UNMÖGLICHSTE  VON ALLEM

Oper von Anton Urspruch (1850-1907)

Besuchte Premiere am 22.09.11

Kennen Sie Anton Urspruch (1850-1907), mir war er tatsächlich durch die Biographie des Kapellmeisters Felix Mottl ein Begriff. Urspruch war zu seiner Lebenszeit durchaus kein Unbekannter, als Schüler einiger berühmter Komponisten wie Ignaz Lachner oder Joachim Raff, war er nicht zuletzt einer der Lieblingsschüler von Franz Liszt. Sein größter Erfolg, "Das Unmöglichste von Allem", wurde eben von Felix Mottl in Karlsruhe 1897 als eine der wenigen, guten Komischen Opern nach den Meistersingern mit großem Erfolg aus der Taufe gehoben und an etlichen Bühnen (u.a. Köln und Prag) nachgespielt. Mit jüdischer Abstammung des Komponisten verschwandt das Werk spätestens ab 1933 von den Spielplänen. Die Handlung ist nach einer Komödie von Lope de Vega von Urspruch verfasst und vertont: eine hübsche Verkleidungsgeschichte im spanischen Milieu um Ritter, adlige Fräuleins, Kammerzofen und -diener, auf der Wette mit einer recht emanziperten, liberalen Königin. Freilich leidet das Libretto unter einer recht schnurrigen, antiquierten Ausdrucksweise, hat also schon ordentlich Grünspan angesetzt. Die Musik ist indes recht gut konzipiert, leicht spanische Anklänge, eine gekonnte Orchester- und Gesangsstimmen-führung mit vielen Ensembles, doch so richtig springt der Funke nicht über (,was auch an der Aufführung liegen könnte), denn es fehlt so recht an Ohrwürmern, eingängige Melodik sind aus fremden Werken (Mozart und Weber) zitierte Stellen.

Copyright: Die wunderbaren Bilder sind von Robert Pflanz

Im Forum Leverkusen entschied man sich auch für eine Fassung des Urspruchschen Autographs, welches Mottl bereits zur Uraufführung bearbeitet hatte, warscheinlich nicht ohne Grund, denn in dieser Form fand die Oper ihre Verbreitung und machte Furore. Beeindruckenderweise legte Peter P. Pachl, dem schon viele Wiederausgrabungen dieser Zeit zu verdanken sind, zumal von Siegfried Wagner (Biographie), das Vorhaben mit einer Einspielung beim Label Marco Polo, sowie Ausstrahlungen über WDR 3 und Deutschlandfunk, sowie einer DVD an. So schön und gut, doch Wollen ist Eines, Können ein Anderes

Lange habe ich überlegt, ob ich das jetzt schreibe, denn dieses gutgemeinte Vorhaben verdient Unterstützung, ma...

Es ist nicht schlimm, wenig Geld zur Verfügung zu haben, doch sollte man sich seiner Möglichkeiten bewußt sein, so ist die sparsame Bühnenausstattung von Robert Pflanz aus variierbaren, schrägen Camouflage-Stoffen kein Hindernis, doch wenn man sich fragt, welche Drogen die Menschen auf der Bühne genommen haben, ständig den Kopf schüttelt (nicht nur der Rezensent), über Dinge die man niemals auf den Brettern sehen wollte, so steht das auf einer anderen Karte. Pachls Inszenierung entzieht sich in ihrer Stümperhaftigkeit eigentlich jeder Bewertung, schlimmster Pennälerhumor mit peinlichsten Sexualitätlichkeiten lassen zu unterem Niveau aufblicken, die Kostüme sind einfach häßlich, sehen aus wie aus einer ollen Karnevals-Verkleidungskiste mit schlimmem Geschmack ausgesucht, diese Männer in Discostrumpfhosen verfolgen einen in die abscheulichsten Designer-Albträume. Aaargh....nä ! 

Von den Sängern gefallen Robert Fendl mit schönem Kavaliersbariton, aber szenisch sich mitdirigierender Bühnenpräsenz, Caterina Maier als Koloratursoubrettenkammerkätzchen, die leicht charaktervolle Sopranstimme von Anne Wieben als jugendliche Liebhaberin, Laurent Martin und Stephanie Firnkes als dauerdebiles Dalmatinerbuffopaar, Rebecca Broberg hat trotz schriller Höhe, auch gelungene Passagen, wenngleich sie sich als Königin wie eine alte, jöckige Eule aufführen muß. Doch dann schlägt das "Fest der unschönen Stimmen" zu: Matthias Grätzel bringt weder die Physis für einen jugendlichen Liebhaber mit, sein Tenor macht schlichtweg Ohrenpein. Ralf Sauerbrey als Oberbuffo Ramon hat neben oberpeinlichen Auftritten als verkleideter Farbiger einen nöhlenden Bariton, der den singenden Seeelefanten aus den "Urmel"-Folgen als Belkantisten erscheinen läßt. Victor Petitjean als Fulgencio bewegt sich mit Bassbariton in gefährliche Nähe. Johannes Föttinger mit gellendem Grotesktenor gibt als komische Figur des Freiers Fenisio immerhin passendes Profil. Mehr will ich einfach nicht schreiben, denn wer es nicht gehört hat, glaubt mir vielleicht nicht.

Israel Yinon gibt sich mit dem Orchester des Sorbischen National-Ensembles Bautzen viel Mühe, doch immer wieder kommt es zu Wacklern zwischen Bühne und Graben.

Bei aller Liebe zur Sache, mit solch einer künstlerischen Gesamtleistung wird Anton Urspruch und seinem Werk eher geschadet, als genutzt. Es sei wirklich die Frage nach der Selbstbeurteilung der Künstler gestellt, wenn sie auf die Bühne gehen. Doch aller Schrecken hat ein Ende.

Martin Freitag                                                             Bilder Kulturhaus

 

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de