Augsburg: „Festkonzert“ 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg

Darf man in einem Festkonzert, das aus Anlass des soundsovielten Jahrestags des Bestehens eines Richard-Wagner-Verbandes veranstaltet wird, Gustav Mahler spielen?

Dumme Frage – natürlich darf man. Abgesehen von der musikalischen Dignität der Werke Mahles gehören die beiden Komponisten eng zusammen. Nicht, dass sie sich begegnet wären; auch hat Mahler bekanntlich keine Oper geschrieben, doch verbindet die beiden Musiker so viel, dass es schwer ist, den Symphoniker und den Operndirektor und -dirigenten Mahler ohne Wagner zu denken. Also setzte der Augsburger Wagner-Verband zum 140. Jahrestag kurzerhand Mahlers „Lied von der Erde“ aufs Programm, denn für die Erste oder Vierte Symphonie, in denen Wagner-Zitate vorkommen, war auf dem Podium im Kleinen Goldenen Saal nun wirklich kein Platz – es sei denn, man hätte Klavierfassungen gespielt. Da es sich aber um ein Wagner-Konzert handelte, musste, zumindest im erste Teil, gesungen werden. So sahen die Augsburger Zurab Zurabishvili und Margarita Gritskova auf der Bühne vereint. Der Georgier war einst Stipendiat des Augsburger Verbandes, zur Mezzosopranistin kam man, weil der Tenor mit ihr befreundet ist. Bis 2020 sang sie an der Wiener Staatsoper Haupt- und sog. Nebenrollen: Carmen, Dorabella, Olga, Idamante, in Sachen Wagner die 3. Blume und Siegrune. Als Amneris erlebte sie ihr Rollen-Debüt kürzlich in Weimar; daher setzte es noch eine Zugabe: das große Eifersuchtsduett aus „Aida“, worüber manch Augsburger Opernfreund, wenn auch Verdi-Liebhaber, die innere Nase rümpfen mochte, obwohl die beiden größten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, die wesentlich mehr als die Geburtsdaten verbindet, gleichen Jahrgangs und der Beifall denn doch gewaltig waren. Kein Wunder: im überakustischen Raum, der auch den eh schon sehr lauten Tenor zur doppelten Geltung brachte, werden die Leidenschaften gleichsam verdreifacht.

(c) Der Opernfreund / Frank Piontek

Großen Beifall gab‘s denn auch für Wagner. Denn Alessandro Misciasci, der an diesem Nachmittag enorm viel zu tun hatte, erfreute die Zuhörer im zweiten Teil mit einer Art „best off“. Lohengrin-Vorspiel, Liebestod, Abendstern (mit dem Violoncellisten Jakob Janeschitz-Kriegl), erster Satz aus Wagners B-Dur-Sonate und schließlich Hugo Wolfs originelle Meistersinger-Paraphrase (ein Kaleidoskop der schönsten Stellen): das rockte die aus Nah und Fern angereisten Leute, die mit der Mahler-Wagner-Verdi-Kombination, glaube ich, sehr zufrieden waren.

Frank Piontek, 5. Juni 2023


Festkonzert 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg

Werke von Mahler, Wagner und Verdi

Augsburg, Kleiner Goldener Saal

3. Juni 2023

Mit Zurab Zurabishvili und Margarita Gritskova