Frankfurt: „Flashdance“, Robert Cary und Thomas Hedley

Das Angebot an Unterhaltungsveranstaltungen im Rhein-Main Gebiet ist zwischen den Jahren riesig und so verwundert es nicht, dass in der räumlich äußerst großzügigen Jahrhunderthalle im etwas außerhalb gelegenen Stadtteil Höchst nicht jeder Platz besetzt ist. Dazu entspricht die Raumtemperatur nicht gerade dem Stadium wohlig warm und zumindest an meinem Sitzplatz ist den Abend über ein leichter, kühler Luftzug wahrzunehmen. Keine dankbare Aufgabe also für das Ensemble, unter diesen Umständen die Halle zum Kochen zu bringen. 

Dabei ist die Story, die im US-amerikanischen Pittsburgh der 1980’er Jahre angesiedelt ist, keineswegs veraltet sondern auch in unserem Land inzwischen aktuell: Die junge Stahlarbeiterin Alex schuftet Tag um Tag in der Fabrik und muss abends noch einem zweiten Job als Tänzerin in einer Bar nachgehen, um über die Runden zu kommen. Dabei träumt sie davon, professionelle Bühnenkünstlerin zu werden und entschließt sich an der renommierten Shipley Academy vorzutanzen. Vielleicht weniger realistisch, aber schön romantisch ist die Tatsache, dass sich der Sohn des Fabrikbesitzers für sie interessiert. Nach anfänglicher Abweisung werden beide tatsächlich zu einem Paar. Realistischer und im deutschen Alltag des Jahres 2024 ebenfalls keine Seltenheit: Das Werk muss Kosten sparen und die Belegschaft reduzieren, um effizienter zu arbeiten. Happy End ist im Musical selbstverständlich inklusive. 

© Nico Moser

Das Ganze ist auf der Bühne in Wellblech-Optik umgesetzt und fügt sich in Frankfurt so wunderbar in die Umgebung der Veranstaltungsstätte, die einst zum hundertjährigen Jubiläum des damals noch stolzen Chemieunternehmens Höchst errichtet wurde, ein. Dabei überrascht mich die Weitläufigkeit dieser Bühne, die auch in ihrer Tiefe großartige Optionen für groß angelegte Inszenierungen erlaubt. Adam Nee zeichnet sich für das Set und die Kostüme dieser Tourneeproduktion aus dem Hause ShowSlot aus. Die Regie liegt bei Christoph Drewitz in besten Händen. Sicher ist es zum Teil auch ihm zu verdanken, dass die Dialoge nicht wie aufgesagt klingen, sondern meist wie echte Unterhaltungen wirken und den Abend über schauspielerisch durchweg überzeugend gearbeitet wird. Ansonsten erzählt er die Geschichte werkgetreu und versucht sich nicht durch irgendwelche extravaganten Einfälle selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Für die schmissigen Choreografien zeichnet sich Kerstin Ried verantwortlich. Wie im Film – nur besser lautet die Werbung für diese Produktion. Zumindest für Alex Owens’ Tanz bei der Aufnahmeprüfung an der Academy sehe ich diese Versprechung nicht ganz erfüllt. Allerdings wurde die Schauspielerin im Film auch in dieser Szene gedoubelt und auf der Bühne muss Marije Louise Maliepaard selbst sprechen, singen und tanzen, was sie in Summe ganz ausgezeichnet tut. Der attraktive Robin Reitsma als Nick Hurley verwandelt sich vom Berufssohn zum Mann mit Charakter und auch Gloria alias Monika Schweighofer überzeugt darstellerisch wie durch ihre präsente Stimme. 

In weiteren Rollen sind Florian Heinke als Jimmy, Alice Veronese als Kiki, Shireen Nikolic als Tess, Susanna Panzner als Hannah, Rob Pitcher als Harry, Nick Maia als CC / Andy, Marco Fahrland-Jadue als Joe, Franziska Kuropka (Louise / Mrs. Wilde), Ella Carolan (Ballerina), Janina Ayla RaidtAnnika BöbelNicolas KöhlerLukas Schwedeck beteiligt. Eine Band ist nicht involviert – die musikalische Untermalung stammt von einer wohl eigens für diese Show produzierten Aufnahme. 

Das Musical beinhaltet eine große Zahl an Hits, die man auch heute noch im Ohr hat, obwohl die 80’er ja inzwischen schon einige Tage vorüber sind. Während andere Musicals sich oft mit einem einzigen, immer wieder variierten, Melodiennugget über den Abend retten, erleben wir bei Flashdance ein musikalisches Feuerwerk, das in der Interpretation dieses Ensembles sein Publikum mitreißt und zu langem Beifall animiert. 

Dieser wird allerdings durch das unsanft eingeschaltete Saallicht abrupt beendet.

Marc Rohde, 30. Dezember 2024


Flashdance
Robert Cary und Thomas Hedley

Jahrhunderthalle Höchst
Vorstellung am 27. Dezember 2024

Choreografien: Kerstin Ried
Regie: Christoph Drewitz