Im Bockenheimer Depot präsentiert die Oper Frankfurt eine faszinierend unkonventionelle Produktion, welche die Möglichkeiten dieser besonderen Spielstätte ausreizt. In bester Tarantino-Manier inszeniert Regisseur R. B. Schlather ein intensives Kammerspiel, bei welchem hinter einer trashigen Oberfläche mit oft schrägem Humor der blanke Horror lauert. Die vorzüglichen Sänger sind allesamt auch glänzende Darsteller, allen voran der Countertenor Lawrence Zazzo als gefährlich wahnsinniger Titel-Anti-Held und die grandiose Elisabeth Reiter als zwischen Wut und Verzweiflung changierende Asteria. Das Orchester spielt historisch informiert, aber unakademisch flexibel, und fungiert unter der selbstbewußten Leitung von Karsten Januschke teils als Impulsgeber, teils als Echokammer der von den Sängern durchlebten Affekte. Der Abend entwickelt nach nüchternem Beginn einen unwiderstehlichen Sog und wird vom Publikum nach einem bewegenden Schlußbild begeistert gefeiert.
Michael Demel 20.11.2019