Hommage an Puccini
Savonlinna ist nun schon seit 32 Jahren Austragungsort eines sehr interessanten Opernfestivals. Die Festung Olavinlinna wurde von den Schweden zur Ostabsicherung ihres Reiches im 15. Jahrhundert erbaut, gleich neben der später entstandenen Stadt, wo sie ein wichtiges Nadelöhr der finnischen Seenplatte kontrollierte. Dieses Jahr feierte die Festung Olavinlinna ihren 550. Geburtstag! Auch Matti Salminen war dabei, mittlerweile schon 80, lange Zeit auch künstlerischer Direktor des Opernfestivals. Er hat hier den Boris Godunov immer wieder gesungen, der heuer auch auf dem Spielplan steht.

Die Wiederaufnahme der Turandot von Giacomo Puccini in der Produktion von Roman Hovenbitzer mit dem großartigen und mittlerweile offenbar schon legendären Bühnenbild von Pet Halmen aus dem Jahre 2003 begeisterte auch dieses Jahr wieder. Die also mittlerweile 22jährige Inszenierung macht sich hervorragend auf der breiten Bühne der Festungswand. Riesige chinesische Masken sind auf Stöcke aufgesteckt, die bei Drehung die Portraits verblichener Verehrer Turandots freigeben. Großartig, wie der Savonlinna Opera Festival Chor positioniert war. Er war in die typische chinesische Dachziegelstruktur in zwei Farben integriert: Eine Gruppe war komplett blau und sah damit aus wie eine Inkarnation von Mao in den schlichten Arbeitsuniformen mit der typischen Mütze. Die anderen waren rot. Und dieser Chor wurde dann hervorragend choreografiert und mit seiner beachtlichen vokalen Stärke in Einklang mit der Musik gebracht. Das war ja sehr gut gemacht mit einer interessanten unkonventionellen Idee.

Zu Beginn der Oper sieht man gleich Puccini, der hier sozusagen zurückblickt auf sein letztes Werk, das er ja nicht mehr abschließen konnte. Man sieht ihn auch wieder während des Stücks, wo er zu dem alten Timur wird. Am Schluss erfährt der Schöpfer dieser grandiosen Oper dann noch eine Hommage, indem Calaf zu ihm kommt mit der Partitur und Turandot singt von dieser ab, sie kenne seinen Namen, es ist die Liebe – die Liebe zu Puccini! Das war eine emotional ergreifende Hommage des ganzen Chores stellvertretend für das Publikum an den großen Italieners, die mit unzähligen Notenblättern, die zu den letzten Takten der Oper in der Luft herumwirbeln, unterstrichen wird.
Hervorragend war Ewa Plonka, eine polnische US-Amerikanerin, in der Rolle der Turandot mit einem kraftvollen Sopran, sehr souverän die Bühne beherrschend. Auf Augenhöhe mit ihr sang der hier offenbar sehr beliebte Amadi Lagha den Calaf, mit gutem Spinto und ausdrucksstarkem Spiel. Sein Tenor ist in der Mittellage schön baritonal unterlegt, und die Höhe macht überhaupt keine Probleme. Das Publikum hat beim Applaus für ihn fast Kopf gestanden. Die finnische Sopranistin Sonia Herranen präsentierte als Liù eine schöne, lyrisch timbrierte aber auch in der Höhe bestens ansprechende Stimme. Petri Lindroos war ein charakterstarker Timur.

Jan Schweiger studierte den exzellenten Savonlinna Opera Festival Choir ein, während der Savonlinna Opera Festival Children’s Choir von Leena Astikainen geführt wurde. Das Savonlinna Opera Festival Orchestra wurde dirigiert von Ives Abel mit viel Verve für die in der Partitur Puccinis steckende Emotionalität bei sehr guter Führung der Solisten und des Chores.
Es passt an diesem Abend alles zusammen, wobei die großartige Akustik des Saales das Ihre beitrug, überall Wände eines alten Gemäuers von über 500 Jahren!
Klaus Billand, 23. August 2025
Turandot
Giacomo Puccini
Savonlinna Opera Festival
Besuchte Aufführung am 10. Juli 2025
Inszenierung: Pet Halmen
Musikalische Leitung: Ives Abel
Savonlinna Opera Festival Orchestra